Mit Sabine Hunger und Felix Sommer treffen eine Scherbensammlerin und ein Geschichtenerzähler aufeinander. Foto: Avanti/Ralf Poller

Am Sonntag war das Künstlerpaar Sabina Hunger und Felix Sommer in der Galerie Wendelinskapelle, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen.

Marbach - Um der Tristesse eines Regentages zu entfliehen, gab es am Sonntag in der Galerie Wendelinskapelle eine Möglichkeit, in die Welt gleich zweier Künstler einzutauchen. Denn die Galeristin Monika Schreiber hatte Sabina Hunger und Felix Sommer zu Gast. Deren Werke – Objekte, Malerei und Grafik – sind dort bis zum 26. September zu sehen. Live und persönlich aber konnte auch das Gespräch mit dem Sindelfinger Künstlerpaar gesucht werden. Bereitwillig antworteten Hunger und Sommer dabei auf Fragen, die wohl beim Betrachten der Werke dem einen oder anderen in den Sinn kommen. Etwa, warum Sabina Hunger gerade mit diesen Materialien arbeite, die ihre Objekte charakterisieren – nämlich Glas und Keramik? Für manch einen Gast offensichtlich „eine eigenwillige Komposition“, wie Hunger vermutet. Doch die Antwort liegt nahe für den, der weiß, dass die Künstlerin auch eine Ausbildung als Keramikerin hinter sich hat und die obendrein ein weiteres Standbein dort hat, wo Kunst am Bau entsteht. Hunger bringt ihr Talent in die Glasfenster-Bearbeitung ein, wo auch die schönen, oft farbkräftigen Glasfragmente abfallen, die sie für ihre reizvollen figuralen Werke verwendet. In Mixtur mit dem speziell für das jeweilige Kunstwerk geschaffenen Keramikteil entstehen Hingucker-Objekte zum Schmunzeln. Sie sind mit Humor gearbeitet, strahlen gleichzeitig aber „etwas Unnahbares“ aus und wollen nicht angefasst werden“, wie Hunger es ausdrückt. „Sie haben etwas Sprödes an sich, das ich sehr liebe. Mir geht es mehr ums Betrachten. Die Objekte wandeln sich am Tag oft hundert Mal, je nachdem wie das Licht sich verändert.“

Ein Künstler, der Zirkusdirektor werden wollte

Für Felix Sommer ist es „eine stereotype Frage“, die gern an ihn gerichtet wird: „Wie lange brauchen sie für so ein Bild?“. Sabina Hunger vermutet, dass die Frage mit dem detailverliebten Ausdruck seiner Werke zusammenhänge, die gleichzeitig „aber sehr spontan auf den Betrachtenden wirken“. Klar ist, Sommers Werke handeln das Thema Zirkus in jedweder Facette ab. „Ich habe als Kind davon geträumt, Zirkusdirektor zu werden“, bringt Sommer, der auch als Kostümmaler gearbeitet hat, einen Interpretationsansatz für seine Kunst ins Spiel. Die lässt die Idee zu, ob der Künstler mit den artistischen Landschaften, die er schafft, vielleicht ja auch sein Leid verarbeiten will, weil es mit dem Berufswunsch nicht geklappt hat. Sommer jedenfalls nimmt den Betrachtenden tief hinein in die Magie einer Manege, die wiederum eine Welt voller kauziger, biegsamer, manchmal böswilliger, aber meist anmutiger Geschöpfe offenbart, die die Schönheit des Risikos zeigen, weil „ohne Netz und doppeltem Boden“. Ein Symbol für die Kunst an sich, „gerade auch zu Pandemiezeiten“, wie seine Partnerin betont.