Geschäftsführer Heinrich Knodel (links) und Sozialpädagoge Patric Krahl haben über Obdachlosigkeit informiert. Foto: Oliver Bürkle

Seit Februar vergangenen Jahres wird Wohnungssicherung in Marbach angeboten. Die Wohnungslosenhilfe wirbt mit einer Ausstellung für die weitere Finanzierung durch die Stadt.

Marbach - Der Weg in die Obdachlosigkeit ist eine Abwärtsspirale, aus der es oft kein Entrinnen gibt: Häufig beginnt es mit dem Verlust des Arbeitsplatzes; viele Männer kommen nicht damit zurecht, nicht mehr der Ernährer der Familie sein zu können. Oft folgen die Flucht in den Alkohol und die Scheidung. Mit der Wohnung verlieren viele Betroffene auch ihre bürgerliche Existenz.

Dem entgegenzuwirken, hat sich die Wohnungslosenhilfe Ludwigsburg zur Aufgabe gemacht. Die gemeinnützige GmbH, die vom evangelischen Kirchenbezirk und dem katholischen Dekanat Ludwigsburg sowie der Caritas und der Stiftung Karlshöhe getragen wird, hilft seit mehr als 35 Jahren Menschen, die ihre Wohnung verloren haben und sich mit anderen Problemen wie Schulden, Sucht und Langzeitarbeitslosigkeit konfrontiert sehen.

In insgesamt 23 Kommunen des Landkreises bietet die Fachstelle Wohnungssicherung ihre Hilfe an, seit Februar vergangenen Jahres auch in Marbach. Finanziert wurde das Projekt durch EU-Fördergelder, auch Benningen, Affalterbach und Erdmannhausen sind über den Gemeindeverwaltungsverband mit im Boot. Da die EU-Förderung jedoch Ende des Jahres ausläuft, touren Vertreter der Wohnungslosenhilfe mit einer Ausstellung durch verschiedene Gemeinden und werben um eine dauerhafte Finanzierung durch diese. Im Marbacher Rathaus betonte Geschäftsführer Heinrich Knodel am Mittwochabend, dass im Jahr 2018 in 80 Prozent von insgesamt 150 abgeschlossenen Fällen Betroffene in ihrer Wohnung bleiben konnten oder eine neue gefunden wurde. Möglich sei dies, da die Wohnungslosenhilfe von den Sozialämtern und Jobcentern die Mitteilung bekomme, dass gegen den Betroffenen eine Räumungsklage eingereicht sei. „Wir gehen dann im Wege der aufsuchenden Hilfe zu den Betroffenen hin und bieten unsere Unterstützung an – häufig auch zweimal“, erklärte Knodel. Die Gemeinden würden von der Arbeit profitieren: „Vermiedene Obdachlosigkeit sind auch vermiedene Kosten“, sagte er.

Der Sozialpädagoge Patric Krahl, der montags im Marbacher Rathaus tätig ist und von 14 bis 16 Uhr eine Sprechstunde anbietet, erklärte, in Marbach, Benningen, Affalterbach und Erdmannhausen betreue er derzeit 34 Fälle. Im vergangenen Jahr habe er in fünf Fällen die Wohnungen sichern können, ein Fall in Affalterbach sei erfolglos verlaufen.

Marbachs Bürgermeister Jan Trost erklärte, der Gemeinderat müsse sich bis Mitte des Jahres darüber klar werden, ob er die Kosten von rund 12 000 Euro pro Jahr für die Wohnungslosenhilfe übernehme. Diese benötige eine Entscheidung für die Personalplanung für 2021, die Stadt für den Haushalt im kommenden Jahr. Einige der anwesenden Gemeinderäte gaben bereits im Vorfeld ein positives Votum ab: „Man muss das noch bekannter machen“, meinte Hendrik Lüdke (PULS). Zudem solle man mit einem Aufsteller vor dem Rathaus montags auf die Sprechstunde hinweisen.