Die ersten Wohnmodule sind im März 2017 angeliefert worden. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Der Arbeitskreis Asyl in Murr kümmert sich seit mehr als fünf Jahren um ausländisch Zugezogene im Ort. Die Ehrenamtlichen leisten wertvolle Hilfestellungen für den Alltag, stoßen dabei aber auch oft an ihre Grenzen.

Murr - Um die etwa 80 Geflüchteten in Murr ist es ruhig geworden. Doch die Probleme, die sie im Alltag bewältigen müssen, bestehen nach wie vor. Der Arbeitskreis (AK) Asyl kümmert sich seit über fünf Jahren um die Menschen, die hier Fuß fassen wollen. Dabei stoßen die ehrenamtlichen Helfer häufig an Grenzen. Das ist beim Bericht des AKs am Dienstag im Gemeinderat angeklungen.

Für die Geflüchteten stelle die Sprachbarriere nach wie vor das Haupthindernis für eine wirkliche Integration dar, erklärte Günther Gbur, einer der Sprecher des Arbeitskreises Asyl. Viele von ihnen könnten eine Ausbildung für einen Beruf nicht abschließen. Der Großteil der jungen Männer arbeite aber trotzdem. „Sie finden sich jedoch in sehr prekären Verhältnissen wieder.“ Einige dieser Jobs würden von den Arbeitgebern gekündigt, wenn sich die Geschäftslage verschlechtere: Eine sich ergebende Arbeitslosigkeit liege nicht immer an den Flüchtlingen.

Die Integration in Vereine ist bisher kaum gelungen

Die fehlenden Sprachkenntnisse führten in vielen Fällen zu massiven Problemen in Beruf und Schule, ergänzte Hannelore Lehmann, die mittlerweile auch als AK-Sprecherin fungiert und von konkreten Hilfestellungen berichtete. Gebraucht werden die ehrenamtlichen Helfer etwa, wenn Geflüchtete sich auf Handy-Verträge einließen, die sie nicht bezahlen könnten. „Wir vereinbaren mit den Anbietern in der Regel Ratenzahlungen“, erzählte Hannelore Lehmann.

Immer noch werden der Gemeinde Murr neue Geflüchtete zugewiesen. So seien im vorigen Jahr 20 neue Ankömmlinge zu verzeichnen gewesen. Da viele Murrer Sachspenden geleistet hatten, konnte der Arbeitskreis Asyl mit Gegenständen wie Teppichen oder Geschirr aushelfen. Wichtig seien die Begegnungsräume in den Modulbauten an der Hindenburgstraße gewesen, um Gespräche zu führen. So habe man auch Konflikte zwischen Bewohnern lösen müssen, die sich in ihrem Wohnraum nach dem Ende einer Arbeitsschicht von anderen gestört fühlten. Dabei seien Alkohol und Drogen im Spiel gewesen. Die Mitarbeiter des Arbeitskreises investierten viel Zeit und sie müssten eine hohe Frustrationstoleranz mitbringen.

Die Integration in örtliche Vereine sei, so berichteten die AK-Sprecher, kaum gelungen. Zwar hätten einige Geflüchtete in den durchaus offenen Sportvereinen Fuß zu fassen versucht, doch hätten sie nach wenigen Übungseinheiten den Kontakt wieder abgebrochen.

Der Bürgermeister würdigt das Engagement der Ehrenamtlichen

Wenig Infos konnten die AK-Sprecher zur Situation geflüchteter Frauen geben. „Sie bleiben traditionell zu Hause, während der Mann arbeiten geht“, erzählte Günther Gbur auf Nachfrage der Grünen-Rätin Ellen Mohr-Essig. Der Spracherwerb sei unter solchen Verhältnissen problematisch. Unter den Geflüchteten in Murr lebten nur etwa fünf Frauen. Eine statistisch belegte Aussage über ihre berufliche Situation sei daher nicht möglich.

Die 6700-Einwohner-Gemeinde müsse dankbar für das Engagement der etwa 30  aktiven AK-Mitglieder sein, die sich in sieben Teams aufteilen, stellte der Bürgermeister Torsten Bartzsch klar, als er die scheidenden Sprecher Rudolf Grill und Guido Seitz für deren Engagement ehrte. „Wenn es die Ehrenamtlichen nicht gegeben hätte, wäre es auf keinen Fall gelungen, die Geflüchteten so zu versorgen und ihnen Hilfestellungen für ein geregeltes Leben zu geben.“ Bewährt hätten sich die Treffen mit den Sprechern, um über die Situation der Geflüchteten im Ort auf dem Laufenden zu bleiben.