Die gerichtliche Auseinandersetzung der Kreisgrünen und des Parteimitglieds Andreas Roll ist noch nicht zu Ende. Foto: dpa

Bleibt Andreas Roll Mitglied der Grünen, oder wird er von der Partei ausgeschlossen? Eine Entscheidung wird am 15. Januar verkündet.

Das Landesschiedsgericht von Bündnis 90/Die Grünen hat am Freitagnachmittag über einen Parteiausschluss des ehemaligen Kreisrates, Andreas Roll, verhandelt. Eine Entscheidung haben die drei Richter nach dem zweieinhalb Stunden dauernden Austausch noch nicht getroffen. Sie soll am 15. Januar verkündet werden. Sarah Geißbauer, Vorstandsmitglied des Kreisverbands und ebenfalls in Marbach wohnhaft, ist jedoch „zuversichtlich“, dass der Antrag positiv beschieden wird.

Im Mai war das Verfahren eingeleitet worden

Roll, der den Grünen vor 14 Jahren beigetreten ist, hatte sich im Frühjahr mit seiner Partei überworfen. Im Mai hatte der Kreisverband das Ausschlussverfahren gegen ihn eingeleitet – wohl wissend, dass solch ein Verfahren zeitintensiv und aufwendig ist. Die Meinungen, die der Marbacher seit einiger Zeit über die sozialen Medien verbreite, stünden „in krassem Widerspruch zu grünen Positionen“, erklärte die damalige Sprecherin der Kreis-Grünen, Swantje Sperling, im März gegenüber unserer Zeitung.

Roll, der seit Jahren ein vehementer Impfgegner ist, sprach sich nicht nur gegen die von Bund und Land erlassenen Corona-Verordnungen aus, sondern griff auch grüne Landespolitiker an. Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterstellte er, sich an einer „faschistoiden Entwicklung“ zu beteiligen. Am Tag darauf entschuldigte er sich dafür. Auch Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration, wurde von Roll attackiert, indem er auf Facebook die Frage in den Raum stellte, ob Lucha „krank und psychotherapeutischer Behandlung bedürftig oder einfach nur ein gut bezahlter Lügner“ sei. Anlass war, dass Lucha sich für eine Pflicht zur Impfung gegen das Coronavirus ausgesprochen hatte, sobald ein geeigneter Impfstoff zur Verfügung stehe.

Roll nicht für eine Stellungnahme erreichbar

Einen Brief des Kreisverbands, in dem Roll um eine Stellungnahme gebeten und zum Parteiaustritt aufgefordert worden war, hatte dieser unbeantwortet gelassen. Aus seiner Sicht war das Schreiben „eine gezielte Maßnahme zur Denunzierung“, und für solche Gedanken und Denunzianten verschwende er seine Zeit nicht, hatte er auf Nachfrage erklärt. Am Freitag war Roll für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen.