Foto: Fenja Sommer

Die Renovierung der Affalterbacher Martinskirche läuft auf Hochtouren – jetzt wird das Dach gedeckt.

Affalterbach - Von außen kann man momentan nur erahnen, was sich unter dem Baugerüst versteckt. Die Affalterbacher Martinskirche scheint fast vollständig verschwunden zu sein. Doch oben auf dem Dach und auch im Inneren herrscht Hochbetrieb. Angeleiert von Freuma, dem Freundeskreis zur Erhaltung der evangelischen Martinskirche, werden Renovierungsarbeiten getätigt.

Dieter Ries, Kirchengemeinderatsmitglied und Bauausschussleiter, steht mitten im Dachstuhl der Martinskirche. „Alles, was helles Holz ist, wurde ausgebessert, erneuert beziehungsweise ganz ersetzt“, erklärt er und deutet mit der Hand auf verschiedene Stellen im Gebälk. Zwischen den dunklen Balken blitzen vereinzelt helle Stellen auf, an manchen Bereichen nehmen diese überhand. Insgesamt mussten ungefähr 20 bis 30 Prozent neu gemacht werden, erläutert Dieter Ries weiter. Vor allem im Traufbereich. Ungefähr in der Zeit um 1890 bis 1900 wurden in der Martinskirche drei Öfen eingebaut. Zu diesem Zweck sägten die damaligen Verantwortlichen Balken aus. „Der Zusammenhalt war dadurch nicht gewährleistet“, beschreibt Ries die Folgen. Insbesondere im Bereich über dem Chorraum musste viel erneuert werden. „Es ist aufwendig“, sagt Ries. Das Kirchenschiff war zum Teil weggedriftet, Feuchtigkeit ist ins Innere gelangt und ein Teil der Balken verfaulte. Bei der Instandsetzung sind Vorgaben vom Denkmalamt zu beachten. Beispielsweise dürfen keine Metalle verwendet werden. Anstelle von Schrauben finden Holzdübel Eingang in die Renovierungsmaßnahmen.

Das ist aber noch längst nicht alles, was mit der Martinskirche geschieht. Auf dem Baugerüst läuft Dieter Ries zur Hälfte um die Kirche herum. Am Freitag haben die Dachdecker damit begonnen, die Schindeln wieder zu befestigen. Mehr als 50 Prozent der alten Dachziegel waren noch so gut, dass sie wiederverwendet werden. Fein säuberlich aufgeschichtet liegen sie hinter der Kirche, um nacheinander aufs Dach befördert zu werden. „Es ist unheimlich viel Arbeit“, erklärt Mattis Heuschele, der zuständige Fachmann fürs Dachdecken. Viele der Dachziegel müssen zugeschnitten werden, was zusätzliche Zeit in Anspruch nimmt. „Es ist ein aufwendiges Dach durch die vielen Balken“, erläutert Heuschele. Gemeinsam mit seinem Kollegen Sherif Nitay deckt er das Dach. „Man braucht viele Ziegel, weil es kleine sind“, sagt Heuschele weiter.

Die Nordseite der Martinskirche wird mit neuen Ziegeln eingedeckt. „Die Seite ist mehr dem Wetter ausgesetzt“, erläutert Dieter Ries. „Hier kommt mehr Feuchtigkeit rein.“ Die alten Dachziegel werden die Südseite bedecken, da diese geschützter ist.

Ein Baugerüst befindet sich auch noch im Inneren der Kirche. „Das musste zum Schutz der Stuckdecke errichtet werden“, sagt Ries. Über diesem Gerüst war bis vergangene Woche ein weiteres. Da die Restauratorin die Innendecke vergangene Woche abgenommen hat, konnte das Obergerüst schon abgebaut werden.

Die Kosten sind bislang im Rahmen, freut sich Dieter Ries. Die gesamten Baumaßnahmen sind auf insgesamt drei Abschnitte ausgelegt, die im Laufe der nächsten Jahre weiter erfolgen sollen. Die Kosten des ersten Bauabschnitts, der mit der Instandsetzung des Dachstuhls in ungefähr vier bis sechs Wochen abgeschlossen sein soll, betragen 342 000 Euro. In ungefähr zwei Jahren soll die Gründung untersucht werden, danach folgt die Innenrenovierung. Die geschätzten Gesamtkosten betragen 640 000 Euro.