Der Eingangsbereich ist nicht mehr auf aktuellem Stand, denn die Gastronomie wurde eingestellt. Foto: Oliver von Schaewen

Nach nur einem halben Jahr muss Archie-Redland trotz steigenden Zulaufs aus der ehemaligen Reithalle weichen.Die Mercedes-Tochter AMG nutzt das Gebäude seit Monatsbeginn vollständig selbst – Publikum ist unerwünscht.

Affalterbach - E in Hamburger-Menü im Affalterbacher Gewerbegebiet – das ist nach einem halben Jahr bereits wieder Geschichte. Die Restaurantkette Archie-Redland ist aus der ehemaligen Reithalle ausgezogen. Ein Aushang informiert über die Schließung. „Eine Konzeptänderung bei der Hallenvermietung“, erklärt Archie-Redland auf seiner Internet-Seite.

Über das Schicksal der Reithalle war zuletzt viel spekuliert worden. Unter anderem hatte ein Vertreter der Bürgerinitiative Näherer Grund öffentlich darüber nachgedacht, ob nicht etwa Flüchtlinge in der Halle untergebracht werden könnten. Allerdings gab es keine Anzeichen, dass die in einer Anlegergemeinschaft vereinten Besitzer dies planen.

Die Reithalle erlebte bis 2009 ihre Glanzzeit. Damals verkehrte die Weltelite des Springreitens dort. Der Gründer von AMG, Hans Werner Aufrecht, hatte seiner Tochter Pia-Luise ein ideales Domizil für ihren Sport errichtet. Inzwischen lebt sie mit Mann und Tochter in Holland.

In der Affalterbacher Reithalle regieren indes längst andere Pferdestärken: AMG stellt dort getunte Wagen ab, die in alle Welt transportiert werden. Die Mercedes-Tochter nutzt seit fünf Jahren 80 Prozent der Raumkapazitäten. „Jetzt sind es 100 Prozent“, berichtet der Hallenverwalter Rolf Krissler am Montag. AMG wolle allein auf dem Gelände sein und seine Tests ohne unnötige Sicherheitsrisiken durchführen. Auch habe es die Verantwortlichen gestört, dass die Gäste von Archies durch die große Scheibe auf das blicken konnten, was sich unten in der Halle ereignete. „Feiern, Präsentationen und verschiedene teambildende Maßnahmen sollen ohne Publikum stattfinden können.“

Der Weggang der Restaurantkette dürfte von vielen Werktätigen des Affalterbacher Gewerbegebiets bedauert werden. „Auch ich finde es schade – das Lokal ist sehr gut angenommen worden, es kamen von Juni bis Dezember immer mehr Gäste“, sagt Rolf Krissler. Er stehe in Kontakt mit Archie-Redland-Geschäftsführer Werner Häussler, der die Kette seit 20 Jahren betreibt und in Holzmaden, Reichenbach, Nürtingen/Zizishausen und Reutlingen Filialen unterhält. „Wir sind auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, durchaus auch in der Nähe von Affalterbach“, informiert Krissler. Als attraktive Standorte schätzt er eher ländliche Gegenden ein, da Städte wie etwa Winnenden oder Waiblingen mit Mc  Donald’s oder Burger King bereits das Segment „American Food“ mit preisgünstigen Angeboten abdeckten.

Im bisherigen Archie-Lokal im Affalterbacher Gewerbegebiet konnten bis zu 60  Gäste innen sowie 20 auf der Terrasse außen Platz nehmen. Den zwölf Mitarbeitern habe gekündigt werden müssen. „Sie sind aber fast alle schon wieder untergekommen – in der Gastronomie geht das schnell“, weiß Rolf Krissler zu berichten.