Dieter Ries zeigt auf die Risse im Bereich der Kanzel. Foto: Andrea Opitz

Die evangelische Kirchengemeinde in Affalterbach muss 100000 Euro aufbringen. In der Martinskirche bröckelt der Putz von den Wänden. Eine Sanierung ist erforderlich.

Im Bereich des Altares und der Orgel ist es besonders schlimm“, erklärt Dieter Ries vom Bauausschuss des Kirchengemeinderates. Immer wieder rieselt der Mörtel „und wir haben Angst, dass die ersten Brocken runter fallen“. Inzwischen sind die meterlangen Risse an den kalkverputzten Wänden teilweise fingerdick. „Es muss etwas geschehen“, betont Ries.

Laut Aussage von Fachleuten ist die Martinskirche zwar aktuell nicht einsturzgefährdet und es besteht auch keine Gefahr für die Kirchenbesucher und den Pfarrer. Es ist alleine eine Frage der Optik, denn die offensichtlichen Schäden sind wahrlich nicht schön anzuschauen.

Das Problem ist allerdings nicht neu. Bereits im Rahmen der Kirchensanierung im Jahr 1997 sind die hässlichen Risse repariert worden. „Aber kein Jahr später haben wir sie an den gleichen Stellen wieder entdeckt“, bedauert Dieter Ries. Die Risse nur „zuzuschmieren“ sei deshalb sinnlos. Bereits hinzugezogene Statiker bescheinigten, dass das Problem grundsätzlicher Natur ist. Auch ein geologisches Gutachten ergab, dass das Gebäude, das im 13. und 14. Jahrhundert erbaut wurde, größtenteils auf aufgefülltem Boden steht. Die Martinskirche ist somit im wahrsten Wortsinn ein „bewegtes“ Gotteshaus, denn sie schwankt ständig, wenn auch nur um wenige Millimeter, wie die Fachleute an den angebrachten Messpunkten im Kircheninneren im Sommer gemessen haben. Die Auswirkungen sind jedenfalls immens.

Untätig ist der Kirchengemeinderat freilich nicht. In der Ratssitzung im Dezember wurde bereits beschlossen, dass das Thema Sanierung noch in diesem Jahr konkret angegangen werden muss. Hinzugezogene Statiker gehen von Kosten in Höhe von 237 000 Euro für Arbeiten am Dach aus. Ungefähr 200 000 Euro kostet es, das Gebäude im Boden zu verankern.

Ein Antrag bei den Behörden könne allerdings erst dann gestellt werden, wenn die Kirchengemeinde Eigenmittel in Höhe von 100 000 Euro aufbringe, informierte Dieter Ries im Gespräch mit unserer Zeitung. Spätestens Ende dieses Jahres oder Anfang 2014 soll mit der Renovierung begonnen werden. Und bis dahin sollen so viele Spendengelder wie möglich in die Kassen fließen. Eigens dafür haben drei engagierte Ehepaare den Freundeskreis „Freuma“ gegründet, dem Dieter Ries ebenfalls angehört. Der Erlös aus Veranstaltungen wie beispielsweise Kirchenkonzerten, Weißwurstfrühschoppen und Grillmittagen kommt vollständig der angedachten Sanierung zugute. Mehr als 5000 Euro seien bereits zusammen gekommen, sagt Dieter Ries. Mit den Aktionen wolle man den Bürgern die Probleme der evangelischen Martinskirche ins Bewusstsein rücken. Denn das Gotteshaus sei schließlich Mittelpunkt und Wahrzeichen des Ortes, betont er.

In welcher Art und Weise die Risse dauerhaft beseitigt werden sollen, steht allerdings noch nicht fest. Die Frage, ob das Erdreich durch eine Betonauffüllung stabilisiert werden müsse oder Arbeiten am Dachstuhl notwendig seien, soll von Fachleuten beantwortet werden, informiert Dieter Ries. In den Reihen des Kirchengemeinderates sei man dahin gehend sehr verunsichert. Und niemand könne auch nach einer Sanierung versichern, dass die Risse ein für alle Mal behoben seien.