Auch Tage später ist das Ausmaß deutlich zu sehen. Foto: KS-Images.de/Werner Kuhnle

Die Gemeinderäte haben der Verwaltung volle Handlungsfreiheit bei Katastrophen gewährt.

Affalterbach - Man merkte den Gemeinderäten die Erschütterung an, als Bürgermeister Steffen Döttinger in Fotos und Videos die Folgen der Unwetter präsentierte, die zwischen dem 20. und dem 24. Juni die Apfelbachgemeinde, vor allem den Ortsteil Wolfsölden, heimgesucht hatten. Wegen Urlaubs oder anderer Abwesenheit hatten das manche nicht unmittelbar mitbekommen.

„Ich hab noch nie so einen Regen gesehen wie am frühen Nachmittag des 22. Juni“, sagte der Rathauschef. „Das waren unvorstellbare Wassermassen, die waren nicht mehr verkraftbar.“ Bis zu 120 Kräfte von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz, Technischem Hilfswerk, Polizei, Bauhof und anderen seien im Einsatz gewesen, tatkräftige Unterstützung habe es auch von den Nachbarwehren gegeben. „Die Feuerwehr hat 737 Einsatzstunden geleistet – zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2018 waren es 1038“, machte Döttinger das Ausmaß deutlich.Und er verband das mit der Bitte um „Rückendeckung für weitere Notausgaben.“ Laut Paragraph 43 Absatz vier der Gemeindeordnung kann der Bürgermeister Eilentscheidungen alleine treffen, muss die Räte aber darüber informieren. Mit den bisherigen Ausgaben, um die ärgsten Schäden zu beseitigen, sei es nicht getan, erklärte Steffen Döttinger. Man müsse den Regenwasserkanal in Wolfsölden neu bauen, die Leitungen komplett erneuern, darüber solle eine Art Graben für möglichen Starkregen gebaut werden, damit der Kanal selbst geschützt sei. Auch müssen immer noch Gräben freigeräumt und Schutt beseitigt werden. „Wir rechnen mit 6 Wochen Bauzeit und Kosten von mindestens 340.000 Euro“, erklärte der Bürgermeister. Ein solcher Betrag ist in den Planansätzen für Straßensanierungen nicht vorgesehen.

Unisono erklärten die Gemeinderäte, die Kosten seien zweitrangig, die Sicherheit gehe vor. So sagte etwa Sonja Bänsch (Freie Wähler): „Es ist unsere Aufgabe, den Geschädigten zu helfen. Der Gemeinderat sollte in der Situation der Verwaltung volle Handlungsfreiheit geben.“ Ein entsprechender Antrag, der die Verwaltung dazu ermächtigt, alle notwendigen Ausgaben zu tätigen – auch außerplan- und überplanmäßige - wird nachformuliert.„Für das Land ist unsere Katastrophe zu klein“, stellte Bürgermeister Steffen Döttinger fest. Das heißt: Von dieser Seite gibt es keine Zuschüsse für die Beseitigung der Unwetterschäden. Eventuell bekomme man Zuschüsse vom Landratsamt für den Regenwasserkanal, sonst gebe es definitiv nichts. Doch: „Wir müssen jetzt flexibel sein, so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben“, sagte der Bürgermeister, der selber fast rund um die Uhr vor Ort gewesen ist. Langfristig müsse man aber auch über ein Hochwasserrückhaltebecken nachdenken.

Die geplanten Provisorien

Den Regenwasserkanal von der Mühle nach oben zu bauen, habe absolute Priorität, alles andere müsse warten, erklärte Döttinger. Damit Wolfsölden Starkregen nicht ungeschützt ausgeliefert ist, habe man aber in Absprache mit der Feuerwehr für eine Grundsicherung gesorgt. Dazu gehört ein sogenanntes Beaver-System, ein mit Wasser befüllbarer Schlauchdamm, der in kurzer Zeit an drei neuralgischen Punkten errichtet werden kann. Zudem habe man auch noch Hochleistungspumpen. Sven Harder (SPD) betonte, es sei wichtig, der Verwaltung auch die notwendige Rückendeckung zu geben, falls diese aufgrund der aktuellen Wettervorhersage entscheide, Straßen zu sperren und Schutzdämme zu errichten. „So etwas braucht anderthalb bis zwei Stunden Vorlauf, und wir müssen auch hinter den Entscheidern stehen, wenn der Wind vielleicht die Wolken dann doch woanders hintreibt und alles umsonst aufgebaut wurde.“ Auch dem schlossen sich die anderen Räte an.