Auf der Pumptrack-Anlage in Affalterbach Foto: Werner Kuhnle

Auf der Pumptrack-Anlage lassen es die Kinder krachen – und denken sich dauernd neue Kunststücke aus.

Affalterbach - Hoffentlich geht das gut. Jano kommt mit einem Affenzahn um die Ecke geflitzt und hebt mit seinem Roller ab. Einen Moment scheint er in der Luft zu stehen, dann landet er aber sicher in der Auslaufzone der Affalterbacher Pumptrackanlage. Kein Wunder. Der Zwölfjährige verbringt einen Haufen Zeit hier draußen am Rande des Sportzentrums auf dem ehemaligen Bolzplatz, wo die Berg- und Talbahn Ende Juli eröffnet wurde. Genauso wie sein älterer Bruder Fynn, dessen Kumpels Eric und Nick sowie viele andere Kids. „Es gibt keine Regeln, man kann fahren, wie man will“, schwärmt Eric. „Und man kann sich gegenseitig pushen“, ergänzt Nick.

Tatsächlich treiben sich die Kinder und Jugendlichen zu immer neuen Kunststücken an – ob mit Rollern, Inlinern oder Skateboards. Die meisten brausen an diesem Montagnachmittag aber auf Rädern jeglicher Couleur über die schwarze Bahn. Die Cracks unter ihnen haben schnell verinnerlicht, wann sie ihre Bikes in die Bahn drücken müssen und wann der Zeitpunkt zum Hochziehen gekommen ist. Wer dieses Wechselspiel intus hat, nimmt Speed auf, ohne dauernd in die Pedale treten zu müssen.

Die Kids präsentieren Sprünge, bewältigen kurze Passagen nur auf dem hinteren Reifen, legen sich in die Kurven wie Motorrad-Asse bei einem Grand-Prix und probieren immer neue Tricks aus. Nick schwingt zum Beispiel das Vorderrad hoch und schleudert dann den Lenker um 360 Grad herum. Es gibt auch Moves, bei denen man während eines Sprungs an den Sitz fasst. Das nennt man einen Seatgrab. Andere in der Szene riskieren den Tuck-no-Hander, bei dem die Hände in der Luft den Lenker verlassen. „Die ganzen Tricks lassen sich auch miteinander kombinieren“, weiß der 13-jährige Eric.

Es ist fast unvermeidbar, dass man auch mal auf dem Hosenboden landet, wenn man sich an ein Kunststück herantastet. Aber die Jungs sind keine Hasardeure. „Wir wissen, was wir machen“, betont Eric. „Wir schauen erst mal, wo wir abspringen müssen und welchen Speed wir dafür brauchen“, fügt der 14-jährige Nick hinzu. Der Affalterbacher und seine Kumpels beherrschen ihre Bikes zudem aus dem Effeff. Das kommt daher, dass sie nahezu jede freie Minute auf dem Rad verbringen und auch gerne die Wälder auf zwei Reifen durchstreifen. Allerdings: Wenn der Boden aufgeweicht ist, können sie es dort nicht krachen lassen. Die Pumptrackanlage ist dagegen weniger wetterabhängig. Bei trockenem Asphalt können die Radartisten hier nach Herzenslust drüberrollen. Dabei rasen sie nicht stur im äußeren Kreis, sondern können einen Abstecher durch die Mitte machen oder von der Wellenbahn ins angrenzende Grün schanzen. Je nach Lust und Laune. „Man muss dabei nur auf die anderen achten und Rücksicht nehmen“, sagt Fynn. Vorgeschrieben ist zudem, dass alle Nutzer einen Helm tragen.

Dem Sicherheitsaspekt misst natürlich auch Holger Heit eine hohe Bedeutung bei, der Vater von Jano und Fynn, ohne den die Pumptrackanlage nie gebaut worden wäre. Er hat das Projekt mit der Rückendeckung einer ganzen Armada von Kids vorangetrieben. Der 47-Jährige steigt selbst oft aufs Rad und legt nach Möglichkeit sogar die 25 Kilometer nach Weilimdorf mit dem Drahtesel zurück, wo Heit bei einem Autozulieferer seine Brötchen verdient. Bei einem Tag der offenen Tür des Unternehmens vor drei Jahren liegen gewissermaßen auch die Wurzeln für die Berg- und Talbahn, auf der nun in Affalterbach an schönen Tagen regelmäßig acht bis zehn Kinder ihren Spaß haben. Denn bei dem Event war eine mobile Pumptrackanlage installiert. „Und es war schön zu sehen, wie die Kinder da, egal ob Groß oder Klein, egal ob Anfänger oder Profi, mit Laufrad, Roller und Fahrrad drüber sind und Spaß hatten“, erinnert sich Heit zurück. Seine Jungs und die Mädels einer befreundeten Familie seien sofort Feuer und Flamme gewesen. „Da dachte ich: Das wäre doch auch was für Affalterbach“, berichtet Holger Heit.

Er streckte seine Fühler aus und bekam von Kindern und Jugendlichen die Rückmeldung, dass man mit einer solchen Attraktion offene Türen einrennt. Also machte sich Heit bei Anbietern über die Kosten schlau, sammelte Unterschriften für die Idee, ehe die Angelegenheit offiziell in den Gemeinderat gebracht wurde. Das Gremium und der Bürgermeister Steffen Döttinger zeigten sich aufgeschlossen – und die Dinge nahmen ihren Lauf. Um die Anlage möglichst attraktiv gestalten zu können, sammelte der Affalterbacher auch noch 17 000 Euro an Spendengeldern ein, die auf das Budget der Kommune von 70 000 Euro obendraufgepackt werden konnten.

Eine Investition, die sich augenscheinlich gelohnt hat. Die Anlage ist beliebt, zieht selbst Besucher aus anderen Landkreisen an. Für die Zukunft soll auch mit der Grundschule kooperiert werden. Am 9. Mai soll erstmals ein Rennen steigen, an dem jeder teilnehmen kann. Holger Heit will sicherstellen, dass die Bahn dauerhaft genutzt wird. „Das soll keine Eintagsfliege sein, sondern nachhaltig ins Gemeindeleben einfließen.“