Doris Gaiser ist Trainerin für die „5 Esslinger“. Foto: Werner Kuhnle

Die neue Mehrgenerationenanlage ist im Sportgebiet Dorfwiesen eingeweiht worden. Jung und Alt können hier trainieren.

Affalterbach - Die erste Übung erinnert spontan eher an den Test, den zu absolvieren hat, wer von der Polizei wegen des Verdachts auf Alkohol am Steuer angehalten wird: Beide Füße sollen möglichst genau hintereinander auf einer weißen Linie platziert werden – im so genannten Tandemstand. Zum gleichnamigen Gang wird der, wenn auf diese Art und Weise mehrere Schritte voreinander gesetzt werden oder – als Steigerung – auch rückwärts. Beides sind Elemente der neuen Mehrgenerationenanlage „5 Esslinger“, die am Mittwoch im Affalterbacher Freizeitgelände Dorfwiesen eingeweiht wurde.

Wer wollte, konnte sich von den anwesenden elf Übungsleiterinnen und ihrem einzigen männlichen Kollegen, CDU-Gemeinderat Dieter Ries, gleich vor Ort den Gebrauch des vielseitigen Sportgeräts erklären lassen.

Bürgermeister Steffen Döttinger freute das große Interesse. Er hoffe, dass das Gerät häufig genutzt werde und von Vandalen verschont bleibe. Die Idee für das Projekt sei im vergangenen Jahr entstanden, als man sich im Gemeinderat überlegt habe, was man für die ältere Generation anbieten kann, erklärte der Rathauschef.

Gemeinderat Ries war es laut Döttinger auch, der „den entscheidenden Tipp lieferte“. Er schlug vor, sich am Jägerhaus in Esslingen eine solche Anlage anzuschauen – wo sie nicht ohne Grund steht: Ist doch der Chefarzt der dortigen Aerpah-Klinik, Dr. Martin Runge, der „Vater der ,5 Esslinger’“, wie ihn Döttinger nannte. „Wenn man sein Kind das erste Mal sieht, ist das ein stolzer Moment“, sagte Runge schmunzelnd.

Vor rund zehn Jahren habe man an der geriatrischen Reha-Klinik mit einer Übungsgruppe begonnen – damals noch ohne ein spezielles Gerät, erinnert sich der Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin, der sich selbst kurz „Altersmediziner“ nennt. Gemeinsam mit der Esslinger Firma Teams Design sei ein Prototyp der Anlage entwickelt worden, für die seitdem Lizenzen vergeben werden.

Selten habe er so positive Rückmeldungen und so viel Engagement erlebt wie in Affalterbach, betonte der 62-Jährige. Die „lebende Seele“ der Anlage bilde nämlich nicht die modern anmutende Konstruktion aus Edelstahl, „sondern die Menschen, die sich hier treffen“, stellte Runge klar. Übungen wie Klimmzüge, Liegestütze im Stehen, das langsame Hinsetzen und Aufstehen sowie das Balancieren oder Hüpfen auf einem Bein trainierten vor allem die weiße Muskulatur, verantwortlich für Kraft und Schnelligkeit – bei Älteren eine klassische Schwachstelle, so Runge.

Rund 23 000 Euro seien in die Anlage und die Ausbildung der ehrenamtlich tätigen Übungsleiter investiert worden, sagte Bürgermeister Döttinger. 10 000 davon steuerte die KSK zu ihrem 160. Geburtstag bei, weitere 1000 kamen von der Firma Roger Mauser. Die Bürgerstiftung Roswitha und Hans Werner Aufrecht beteiligte sich ebenfalls mit 7000 Euro, den Rest legte die Gemeinde drauf.

Nun soll ein- bis zweimal wöchentlich ein gemeinsames Training unter Anleitung angeboten werden, wünscht sich der Schultes. Die Nachfrage dürfte vorhanden sein. „Wann können wir kommen?“, sei sie heute bereits mehrmals gefragt worden, erzählte Regina Schwarz lachend, eine der frisch ausgebildeten Übungsleiterinnen. Die 60-Jährige leitet seit 16 Jahren beim TSV Affalterbach eine Walking-Gruppe und will die „5 Esslinger“ künftig in ihre Aktivitäten integrieren. Zudem möchte sie Bewohner des Kleeblatts ermuntern, ebenfalls an der Anlage zu üben.