Foto: Werner Kuhnle

Die Apfelbachgemeinde hat vor allem mit dem wachsenden Schwerlastverkehr zu kämpfen.

Dass die Mobilität Fluch und Segen zugleich sein kann, davon wissen die Affalterbacher ein Lied zu singen. Und die Frage, wie man die Verkehrsprobleme lösen kann, wird auch für den neuen Gemeinderat von zentraler Bedeutung sein. Ebenso aber auch die Frage, wie sich durch die Förderung der E-Mobilität möglicherweise die bislang – vor allem dank der im Ort ansässigen Daimler-Tochter AMG – munter sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen verändern werden. Nicht zuletzt spielt wie im gesamten Umland auch Wohnraum eine Rolle. Ein Neubaugebiet ist nach wie vor nicht in Sicht.

Schwerlastverkehr besonders belastend

Affalterbach leidet vor allem unter dem Durchgangsverkehr, der etwa zwei Drittel aller durch die Gemeinde rollenden Fahrzeuge ausmacht. Hiervon wiederum sei der durch den Steinbruch Klöpfer bedingte Schwerlastverkehr besonders belastend, sagt Bürgermeister Steffen Döttinger. Die einzige Lösung des Problems für ihn: der Bau einer Umgehungsstraße. „Mir ist klar, dass das ein Eingriff in die Natur und auch in die Landwirtschaft ist“, betont Döttinger sein Verständnis für die Gegner einer solchen Straße. Letzten Endes sei es eine Abwägung, die man sich nicht leicht gemacht habe. „Doch die Gesundheit der Menschen entlang der stark befahrenen Durchgangsstraße wiegt für mich höher als Naturschutzbelange.“ Die Einführung von Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt habe nur beim Lärm etwas gebracht, nicht jedoch bei der Gesamtmenge der Fahrzeuge.

Auch durch die Hochstufung der L 1115 zwischen Backnang und der Autobahnanschlussstelle Mundelsheim zur Bundesstraße und deren mehrspurigen Ausbau erwartet Steffen Döttinger keine signifikante Entlastung. „Das haben wir schon vor ein paar Jahren prüfen lassen.“

Zukunft der Umgehungsstraße unsicher

Wegen des für eine Umgehungsstraße notwendigen Eingriffs in Natur und Landwirtschaft gibt es jedoch auch Gegner des Projekts in der Bevölkerung wie im Gemeinderat. Deshalb kann auch nicht verbindlich gesagt werden, wie es mit den Planungen weitergeht. „Wir hoffen, dass wir nach dem schon zurückgelegten langen und steinigen Weg im Herbst den Satzungsbeschluss für das Bebauungsplanverfahren fassen können“, so der Schultes. Dann könnten jedoch immer noch Rechtsmittel in Form einer Normenkontrollklage eingereicht werden. Erst wenn alles rechtlich sauber zugunsten der Ortsumgehung geklärt sei, könne es weitergehen. „Es wäre schön, wenn wir noch in dieser Wahlperiode den ersten Spatenstich machen könnten“, meinte Döttinger. Wenn die Ortsentlastungsstraße kommt, würde das auch ganz andere Möglichkeiten für die innerörtliche Entwicklung bringen, ist sich der Bürgermeister sicher.

Nachverdichtung als einzige Möglichkeit

Stichwort innerörtliche Entwicklung: Die Nachverdichtung im Innenraum ist derzeit die einzige Möglichkeit, die es im Hinblick auf die Nachfrage nach Wohnraum gibt. Denn ein Neubaugebiet ist nach wie vor nicht in Sicht. Das angedachte Gebiet hinter dem Kirchhof sei daran gescheitert, dass man sich mit einem der Grundstücksbesitzer nicht einig geworden sei. Weitere Möglichkeiten gebe es nicht: „Wir stoßen mit unserer Gemeinde an Grenzen von Landschaftsschutzgebieten“, erklärte Döttinger. Dazu müsse man sich in der neuen Legislaturperiode dringend Gedanken machen und auch Gespräche mit der Region Stuttgart führen, die dafür zuständig sei, was man an Wohnbauflächen zugesprochen bekomme. Bei der Alternative zu neuen Baugebieten, der innerörtlichen Nachverdichtung, sei man auf private Eigentümer angewiesen. Hier würden Verhandlungen geführt, seien aber noch nicht zum Abschluss gekommen.

Drei weitere Bauthemen, die den neuen Gemeinderat beschäftigen werden, sind das Sanierungsgebiet Birkhau, das insgesamt über zehn Jahre läuft, die notwendige Sanierung des Feuerwehrgebäudes sowie das Großprojekt Schulsporthalle. Eine der ersten Aufgaben der frisch gewählten Räte wird eine Besichtigungsfahrt zu vergleichbaren Objekten sein, die Baugenehmigung sollte über die Sommerferien erteilt werden und der Bau dann im nächsten Jahr starten, erklärte Döttinger zum aktuellen Sachstand.

Finanziell steht die Gemeinde mit 27 Millionen Euro an liquiden Mitteln glänzend da, was vor allem auf die hohen Einnahmen an Gewerbesteuer zurückzuführen ist. Und Bürgermeister Steffen Döttinger hofft, dass sich das auch nicht wesentlich ändern wird: „Sicher wird es dank der E-Mobilität Veränderungen in der Autoindustrie geben, aber dann ist die ganze Region davon betroffen und nicht nur Affalterbach.“

Hinzu komme, dass die AMG schon lange in die E-Mobilität eingestiegen sei. Alles in allem, so betonte er, seien Investitionen in die Infrastruktur immer noch gut angelegtes Geld. Und auch über eine Erweiterung der Gewerbeflächen werde man in der nächsten Legislaturperiode nachdenken müssen.