Schön, aber weitgehend unbenutzt: die Stadthalle in Großbottwar Foto: avanti (Ralf Poller)

Die gute Stube von Großbottwar (Kreis Ludwigsburg) konnte wegen eines Wasserschadens im Grunde nie in den Vollbetrieb gehen. Nun besteht Hoffnung, dass das Problem beseitigt werden kann.

Architektonisch dürfte es weit und breit kaum eine Stadthalle geben, die es mit der in Großbottwar aufnehmen kann. Mit ihren eleganten Säulen erinnert sie ein wenig sogar an die Akropolis. Und die Baukosten von rund acht Millionen Euro muten aus heutiger Sicht fast wie ein Schnäppchen an. Das Problem ist nur: Der prächtige Bau ist seit seiner Fertigstellung 2020 eigentlich nie richtig in den Regelbetrieb gegangen. Erst funkte Corona dazwischen und später ein Wasserschaden, der seit Monaten Gutachter, Versicherungen, beteiligte Firmen und Juristen auf Trab hält – und bis heute verhindert, dass dort Veranstaltungen über die Bühne gehen können.

Leck bei den Künstlergarderoben

Der Schlamassel fing an, als „wir bemerkt haben, dass wir im Heizkreislauf Wasser verlieren“, sagt der Bürgermeister Ralf Zimmermann. Aus einer Leitung im Boden sei das Nass gesickert, das Loch aber gestopft und der betroffene Bereich getrocknet worden. „Wir dachten, dann sei alles gut“, erklärt der Rathauschef. Doch nichts war gut. Wenig später „war es wieder nass“. Bedeutete: Es musste auch woanders Wasser austreten. Das betreffende Leck wurde schließlich bei den Künstlergarderoben aufgespürt. „Aus dem Eckstück einer Leitung hinter der Wand ist Wasser auf den Boden getropft“, sagt Zimmermann. Man vermute, dass durch den Ausfluss an dieser Stelle die Heizungsleitung im Wasser lag und korrodiert ist. Doch nicht nur das. Das Nass habe sich auf der Bodenplatte gesammelt, die Feuchtigkeit den in der Stadthalle verbauten Holzbalken zugesetzt. „Jetzt bröckelt es“, konstatiert Ralf Zimmermann.

Die Sanierung dürfte kein Kinderspiel werden, ist aber machbar, sagt der Bürgermeister. Man könne die beschädigten Holzelemente laut Architekt peu à peu ersetzen. Dennoch kann die Kommune noch nicht die Handwerker anrücken lassen, weil es bei dem Fall um die Schuldfrage und die Schadensbegleichung geht, ergo Juristen und Versicherungen mitreden. Zünglein an der Waage sind vor allem die Gutachter. „Wir stecken mittendrin in einem gerichtlichen Beweissicherungsverfahren“, erklärt Zimmermann. Und solange die Sachverständigen nicht alles gesehen hätten, was sie für ihre Analyse benötigten, dürfen die Mängel nicht beseitigt werden.

Kosten im Millionenbereich

Zimmermann hofft, dass ein Vor-Ort-Termin kurz vor Ostern den Durchbruch gebracht hat. Bei der Gelegenheit sei im größeren Stil unter die Oberfläche geschaut worden. Das Abschlussprotokoll liege zwar noch nicht vor. „Aber der Schaden scheint in einigen Bereichen nicht ganz so tragisch, in anderen dafür tragischer, als gedacht zu sein“, erklärt er. Diffizil werde es vor allem an den Stellen, an denen geschliffener Betonboden für die Sanierung geöffnet werden müsse. Denn dieser Belag lasse sich nicht einfach wieder schließen, ohne Narben zu hinterlassen. Zimmermann geht davon aus, dass die Sanierung bis zu eine Million Euro kosten wird.

„Die Hoffnung ist nun, dass wir keine weiteren Untersuchungen brauchen“, sagt Zimmermann. Angestrebt werde Klarheit in der Frage, welche Schäden genau vorliegen, wie hoch der Sanierungsbedarf ist und wer für die Beseitigung der Mängel aufkommen muss, fasst er zusammen. Auf der Basis könne ein Sanierungskonzept erstellt werden. „Ziel ist, noch dieses Jahr mit der Sanierung anzufangen. Und wir hoffen, dass wir, je nachdem, wie kompliziert das Schadensbild ist, die Halle nächstes Jahr wieder in Betrieb haben“, sagt Zimmermann. Bis dahin sind Konzerte und Co. weiter tabu. Denn dafür ist es mit maximal 18 Grad durch den zweiten Heizkreislauf über die Luft zu kalt. Zudem ist das Wasser abgedreht, Küche, WCs und Duschen können also nicht benutzt werden.