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Die Band Fleadh hat das Publikum in der Erich Kästner Realschule bei Kult-X mit ihrem Irish Folk mitgerissen.

Steinheim - Mal melancholisch, mal mitreißend: so präsentierte sich die deutsch-irische Band Fleadh bei ihrem Auftritt im Rahmen der Kult-X-Kulturreihe in der Erich Kästner Realschule. Kenner der Szene wissen ohnedies, dass Irish Folk weit mehr ist als die bekannten Rauf- und Sauflieder. In der Musik der grünen Insel spiegelt sich die wechselhafte Geschichte des kleinen Landes. Und das nicht nur in den traditionellen Liedern, sondern auch in den Songs zeitgenössischer Autoren. Jörg Thum, Leiter der Kult-X-Reihe, wusste schon beim ersten Hören: „Das möchte ich nach Steinheim bringen.“

Die sechsköpfige Band aus dem Rhein-Neckar-Raum – Saoirse Mhór, Thomas Gorny, Marcus Eichenlaub, Frank „Mc“Dürschner, Neuling Thomas von Haefen sowie Band-Begründer Frank Weber – riss das Publikum von Beginn an mit. Die Musiker mussten gar nicht erst zum Mitklatschen animieren, das taten die Steinheimer ganz von selbst. Darunter offenbar treue Fans, die besonders heftig applaudierten und Plänkeleien mit Sänger und Gitarrist Thomas Gorny austauschten.

Doch auch der einzige Ire in der Mannschaft – entgegen dem gängigen Irland-Klischee nicht in einem romantischen Cottage bei den Cliffs of Moher aufgewachsen, sondern in einer Militärsiedlung – konnte trotz seines starken Akzents das Publikum mit kleinen Scherzen zum Lachen bringen.

Bunt gemischt wie die Bandmitglieder präsentierte sich die Musik. Songs wechselten mit Instrumentals, rasend schnelle Jigs und Reels mit melancholischeren Melodien. Im traditionellen Shanty „Sally Brown“ wurden die Reize der genannten Dame besungen, „The Ordinary Man“ des irischen Songwriters Christy Moore weckte Erinnerungen an die Armut der 1970er Jahre, als viele Fabriken dicht machten.

Einige der Lieder wurden von Fleadh erstmals auf der Bühne präsentiert. Meist mit instrumentaler Begleitung von Fiddle, Whistles, Uillean Pipes, Gitarre, Mandoline, Banjo, Schlagzeug und Bass, manchmal auch a cappella, nur unterstützt von der irischen Trommel, der Bodhrán. Jeder der Musiker erwies sich dabei als Könner auf seinen Instrumenten. Dabei heizten sie sich bei den schnelleren Stücken regelrecht gegenseitig an, bis es schwerfiel, den flinken Fingern noch zu folgen.

Bei alledem erwies sich die Band auch als experimentierfreudig. Ein Reel etwa wurde auf ein Drittel der Geschwindigkeit heruntergefahren und wirkte so ungewohnt eindrücklich. Und völlig unerwartet tauchte auch die Titelmelodie von „Pippi Langstrumpf“ inmitten der irischen Töne auf und fügte sich dort überraschend harmonisch ein. Wie sich schon zu Beginn abgezeichnet hatte, kam die Band nicht ohne Zugaben von der Bühne.

Das Publikum dankte es durch kräftiges Mitsingen beim Refrain einer Mhór-Eigenkomposition: „We are rangers“ tönte es durchs Foyer der Schule, „Steinheim-rangers.“