Foto:  

Unzufriedenen soll eine Stimme gegeben werden: Wilhelm tritt für die „Nein!-Idee“ zur Steinheimer Bürgermeisterwahl an.

Steinheim - Steinheim - Sollte ich die Wahl gewinnen, werde ich diese nicht annehmen“ – eine recht ungewöhnliche Haltung für einen Bürgermeisterkandidaten. Nicht so für Alfred Wilhelm, der die „Nein!-Idee“ nach Affalterbach nun auch in Steinheim vertritt. „Ich will den Bürgern einfach die Gelegenheit geben ‚Nein’ zu sagen“, erklärt der 67-Jährige seine Motivation. Damit will er Politikverdrossenheit entgegen treten und eine Alternative aufzeigen.„Viele wollen ja nicht das geringste Übel wählen“, betont Alfred Wilhelm. Sein Wunsch sei es, dass möglichst viele Bürger sich an der Wahl beteiligen und dadurch den Bürgermeister bekommen, denn sie sich wünschen. „Aber eine Ablehnung der Kandidaten ist eben auch eine Meinung.“ Gehe man aber gar nicht wählen, verfällt die Stimme dagegen einfach. Ein Kreuz hinter seinem Namen, steht also für die Unzufriedenheit mit den Optionen. Die Partei tritt vorrangig in Gemeinden an, in denen nur der Amtsinhaber antritt. Davon ging Wilhelm auch in Steinheim aus. „Aber zwei schaden auch nicht“, räumt er ein.

Doch trotz dem Kerngedanken der Ablehnung gibt es bei der „Nein!-Idee“ eine Ausnahme. „Wir sagen „Ja!“, wenn Entscheidungen direkt an den Bürger weitergegeben werden und Gesetze nicht zu Lasten Dritter formuliert sind“, heißt es im Programm. „Eine Basidemokratie, ähnlich der Schweiz, ist unser eigentliches Ziel“, bestätigt auch Alfred Wilhelm.

Seit 2014 – mit seiner Pensionierung – tritt Wilhelm für die „Nein!-Idee“ bei Wahlen an. „Ich habe mich nie um Politik gekümmert“, erzählt der 67-Jährige. Er habe zwar 1968 die Junge Union in Kornwestheim mit ins Leben gerufen und sei auch kurz Mitglied der CDU gewesen, doch „die Vertreter konnten viel reden, aber alle nichts sagen“. Vor der Pensionierung „waren Null und Eins mal meins“ – er arbeitet nämlich in der IT-Branche. Auch Taxis hat er kurzzeitig koordiniert und gefahren. Dort konnte er sich aber mit den „Mühlen der Bürokratie“ nie so richtig anfreunden, erinnert er sich zurück. Mit der Rente trat er auch sofort der „Nein!-Idee“ bei. Seine Karriere als Bürgermeisterkandidat findet aber schon bald wieder ihr Ende. „Am 1. Januar werde ich 68 Jahre alt“, erklärt Alfred Wilhelm – das ist die Altersgrenze für Bewerber. Die Steinheimer Wahl ist also gleichzeitig seine Abschiedsvorstellung.