Nach trockenen Sommern kann es in den Folgejahren zu einem Massenauftreten der Mottenlarven kommen Foto: Werner Kuhnle

Raupen der Gespinstmotte hüllen Bäume in ein weißes Netz.

Steinheim - Sie könnten die Kulisse in einem Fantasy- oder Märchenfilm darstellen. Große in Spinnweben eingehüllte Bäume, die in der Sonne weißsilbern glitzern und von deren Äste sich lange Fäden zur Erde schlängeln. Ein ungewöhnliches Naturschauspiel und für manche Autofahrer und Spaziergänger fast schon gespenstisches Szenario zeigt sich derzeit an der Straße von Steinheim Richtung Schweißbrücke. Kein Wunder, dass bei Eric Hirsch, dem Naturschutzbeauftragten der Stadt Steinheim, die Telefondrähte glühen. „Viele haben Sorge, dass die Netze bei Kontakt mit der Haut die Gesundheit schädigen“, erzählt Hirsch.

Was die Bedenken in Sachen Gesundheitsgefährdung angeht, gibt Hirsch Entwarnung. „Die Raupen sind nicht gefährlich, sie sind nicht giftig und scheiden keine gefährlichen Sekrete ab. Sie tragen auch keine Brennhaare. Die Gespinstmotten gehen auch nicht an Textilien oder Haushaltvorräte.“

Besonders wohl fühlt sich die Gespinstmotte auf Pfaffenhütchen, Traubenkirschen und Weiden. Da es diese Gehölze viel an Wasserläufen gibt, ist der Befall dort besonders groß. Wie eben derzeit an den Ufergehölzen der Murr.

Aktiv sind die Motten schon seit Mitte April. Das Massenauftreten, so Hirsch, hat sich aber erst die vergangenen Tage entwickelt. Da die Bäume nicht der Stadt Steinheim gehören, sondern Eigentum des Landes Baden-Württemberg sind, kann die Kommune nichts tun, außer den Weg freizuhalten. Am Montagmorgen waren Mitarbeiter des Bauhofes unterwegs und haben auf den Weg herunterhängende lange Fäden abgeschnitten, sodass Radfahrer und Fußgänger nicht in Kontakt mit ihnen kommen.

Trotz starker Fraßschäden ist eine Bekämpfung in der Regel nicht notwendig, so die Information der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig. Die betroffenen Gehölze erholen sich meist und treiben nach Ende des Befalls mit dem so genannten Johannistrieb wieder aus. Bei Obstbäumen kann aber nach einem starken Befall die Ernte komplett ausfallen.

Um hier die Schäden gering zu halten, sollten besiedelte Gespinste in einem möglichst frühen Stadium entfernt werden, rät Eric Hirsch. „Es wird empfohlen, befallene Triebe abzuschneiden und in der Biotonne zu entsorgen oder mit einem Wasserstrahl abzuspritzen. Spätestens Ende Juni, wenn sich die meisten Mottenlarven verpuppt haben, ist der Spuk für dieses Jahr vorbei.“