Die Aktiven von Marbacher Bürgerbus haben ihren Kollegen in Steinheim wertvolle Tipps gegeben. Foto: Werner Kuhnle

Der Arbeitskreis Bürgerbus steht kurz vor dem Ziel seiner Bemühungen. Die Fahr- und Haltestellenpläne sind bereits mit dem Landratsamt abgestimmt.

Steinheim - Es ist ein schönes Beispiel für ein gelungenes Miteinander: der gemeinsame Weg zum Steinheimer Bürgerbus. Sandra Weiß und Helmut Zimmermann, beide engagiert im Arbeitskreis Bürgerbus, der wiederum Teil des Bürgernetzwerks in der Urmenschstadt ist, freuen sich außerordentlich darüber, „jetzt quasi in den Startlöchern zu stehen“. Doch noch ist einiges zu tun, um das Projekt Bürgerbus tatsächlich zur Vollendung zu bringen.

„Bei Licht betrachtet, wird der Start nicht vor Oktober sein“, sagt der Steinheimer, der sich nicht nur bei der Planung engagiert hat, sondern auch als Fahrer aktiv werden wird. Derzeit haben sich neun Personen, darunter eine Frau gemeldet, die sich bereit erklären bis zu acht Mitfahrende innerhalb der Stadt zu transportieren. Um den Aufgaben gerecht zu werden, wird ein ehemaliger Busfahrer-Profi das Team schulen. Außerdem erhalten die Fahrer ein Sicherheitstraining sowie einen Erste-Hilfe-Kurs. Doch es werden noch weitere Helfer gesucht, sodass lediglich eine Maximalbelastung von ein bis zwei Fahrten pro Monat auf den Einzelnen zukommt. Ein Fahrer-Handbuch wird derzeit von Sandra Weiß erstellt, das allen Einsatzwilligen helfen soll, souverän durch den Alltag ihres Ehrenamtes zu gleiten. „Der Bus ist eines meiner Babys“, wie Weiß fast zärtlich über das Projekt spricht, das sie federführend mit Jürgen Thalemann für das Bürgernetzwerk ins Rollen gebracht hat.

Und rollen wird er, der sinnvoll ausgestattete Ford Transit. Mit einem Automatikgetriebe, der elektrischen Schiebetür, Standheizung und natürlich Klimaanlage weist der künftige Kleinbus auf Leasingbasis noch einiges mehr auf, was das Leben für alle Nutzer leichter machen soll. Und er wird den vom ÖPNV nur unzureichend eingebundenen Teilort Höpfigheim in der Streckenführung mit einbeziehen. Allerdings zunächst nur einmal in der Woche, wenn in Steinheim verkürzte Schleifen gefahren werden. In weiterer Planung ist eine Ausweitung auf den Mittwochvormittag, wenn in Höpfigheim der Wochenmarkt stattfindet.

Dienstagnachmittag und Donnerstagvormittag fährt der Bus, der als Logo einen „Steppi“ aufweist, in der Kernstadt dann die große Schleife. „Wir haben viel und kontrovers diskutiert“, sagt Weiß, die über das Ergebnis, das von der Verwaltung inzwischen durchgewunken wurde, sehr froh ist. „Die Mitarbeiter des Arbeitskreises haben die Bus-Ausstattung gemeinsam konfiguriert“, erklärt Zimmermann und fügt hinzu, dass im Kontakt mit den bereits erfahrenen Marbacher Bürgerbus-Aktiven viele wertvolle Informationen geflossen sind. „Sie haben uns wichtige Tipps für die Ausstattung, aber auch zum Thema Haltestellen gegeben“, erinnert sich auch Sandra Weiß dankbar, dass in Steinheim das Rad nicht neu erfunden werden musste.

Doch die Unterstützung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein langer Prozess war, der den Beteiligten viel Geduld abverlangt hat. Rund zwei Jahre sind ins Land gegangen, bis die Gruppe heute mit Zuversicht sagen kann, dass der Bus-Betrieb im Herbst starten kann. Jetzt ist nur noch der endgültige Bescheid des Landratsamtes nötig, das wiederum auf das Okay von RBS und VVS wartet, die den Antrag zur Anhörung erhalten. „Doch das müsste jetzt eine reine Formsache sein“, meint Sandra Weiß, die alles mit der Stadt am runden Tisch besprochen und die auch stets in Abstimmung mit den Mitarbeitern von RBS und VVS gewirkt hat. Schließlich nutzt der Bus künftig vier Haltestellen der Betriebe. Der Routenplan samt Haltestellen wurde, ebenso wie der Fahrplan, zuvor in aufwendiger Feinabstimmung definiert.

Helmut Zimmermann ist zudem mit einem Kollegen sämtliche Strecken schon mehrfach abgefahren, hat diese zeitlich fixiert und obendrein eine Fotodokumentation erarbeitet, die jede Haltestelle mit ihren Besonderheiten ausweist. Durchschnittlich alle 400 Meter wird eine Haltestelle zu finden sein.

Weiß und Zimmermann zeigen sich darüber hinaus begeistert, wie kooperativ sich auch die Grundstückseigner – Private ebenso wie die betroffenen Institutionen ASB und Kleeblatt Pflegeheime – gezeigt hätten. Der Bus muss bei einzelnen Stationen auf deren Grundstücke ausweichen, um Ein- und Ausstieg zu gewährleisten. Die Motive für die gewählten Routen sind indes klar zu benennen: Die Bewohner der Orte sollen beidseitig die Markttage nutzen können, Friedhöfe, Altersheime und Banken sowie Einkaufsmöglichkeiten leicht erreichen. Auch abgelegene Wohngebiete sollen besser eingebunden sein. Der Fahrpreis beträgt übrigens einen Euro, gleichgültig wie viele Haltestellen bei einer nicht unterbrochenen Fahrt angefahren werden.