Foto: Ingenieurbüro Winkler und Partner; Grafik: Marbacher Zeitung

Ingenieurbüro hat Vorschläge erarbeitet, wie Höpfigheim gegen Unwetter gewappnet werden könnte

Steinheim - Die meisten Höpfigheimer werden das Gewitter, das 1997 über den Stadtteil hereinbrach, wohl nie vergessen. Wassermassen schwemmten damals durch den Ort und verursachten schwere Schäden an den Gebäuden. Damit das nicht wieder passiert, hat die Kommune das Ingenieurbüro Winkler und Partner damit betraut, eine Strategie zu entwickeln, wie im Fall der Fälle reagiert werden könnte. Das Konzept wurde dem Gemeinderat am Dienstag von Anna Lüke präsentiert. Die Fachfrau machte dem Gremium deutlich, dass die Stadt tatsächlich einiges unternehmen kann, um sich gegen extreme Regengüsse und ihre Folgen zu wappnen – allerdings auch nur bis zu einem gewissen Grad. „Die Maßnahmen, mit denen das Wasser von außerhalb zurückgehalten wird, können das Risiko nicht völlig beseitigen“, betonte Anna Lüke. Die Höpfigheimer müssten auch selbst aktiv werden.

Davon sollten sich vor allem jene Bürger angesprochen fühlen, die im Bereich der Oberen Seewiesen, der Wolfsgasse, der Meisenstraße und der Endwiesenstraße ein Häuschen haben. Denn die Gefahrenkarte, die Anna Lüke präsentierte, verhieß für diese Areale nichts Gutes. Dort werden die Wassermassen bei einem Starkregen besonders wüten. Was einzelne Objekte anbelangt, seien die Grundschule, die Kläranlage und der Schlosshof einem speziellen Risiko ausgesetzt, erklärte Lüke. Eines der Hauptprobleme sei, dass das Regenwasser über die landwirtschaftlichen Flächen in den Ort rauschen kann – und dann oft Schlamm mit sich führe.

Genau deshalb beinhaltet der Maßnahmekatalog, mit dem gegengesteuert werden kann, auch das Errichten von kleinen Erdwällen an den Feldern. Mit einer entsprechenden Bewirtschaftung der Flächen ließe sich ebenfalls etwas erreichen, meinte Anna Lüke. So könnten die Bauern Ackerrandstreifen anlegen. Die Bürger selbst hätten die Möglichkeit, die Lichtschächte an ihren Immobilien zu erhöhen. Je nach Straße und Gebiet könne es auch ein probates Mittel sein, bestehende Gräben zu räumen und zu vergrößern. Ferner könnten Regenwasserkanäle gebaut werden, um das Nass in den Beutenmühlenbach abzuleiten. Denkbar wäre zudem, die Bordsteine anzuheben, um im Notfall mehr Stauraum zu generieren. Als Rückhaltefläche könnte eventuell der Fußballplatz bei der Schule dienen.

Damit die Bürger über all das Bescheid wissen und vor allem darüber in Kenntnis gesetzt werden, was sie selbst zum Schutz ihrer Häuser beitragen können, ist eine Infoveranstaltung geplant. Das war ganz im Sinne des Ortsvorstehers Roland Heck. „Wir müssen die Bürger rechtzeitig mit ins Boot holen“, sagte er. Heck erinnerte daran, dass der Starkregen Höpfigheim nicht nur 1997 bis ins Mark getroffen habe, sondern es auch später zu Problemen mit Überflutungen und Schlamm gekommen sei.

Auch Regina Traub von der SPD war es wichtig, die Höpfigheimer über das Konzept aufzuklären. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Ganze versicherungsrechtliche Konsequenzen haben könnte. Man wisse jetzt ja Bescheid über die Risiken und die Gegenmaßnahmen, gab Traub zu bedenken. „Müssen oder sollen wir jetzt handeln?“, fragte sie. „Wir sind verpflichtet, das umzusetzen, was technisch und wirtschaftlich machbar ist“, sagte der städtische Umweltbeauftragte Eric Hirsch. Ähnlich sehe es bei den Privaten aus, von denen die Versicherungen jetzt „einen gewissen Eigenschutz“ einfordern könnten.

Für Rainer Breimaier von den Grünen ist unabhängig von solchen rechtlichen Aspekten klar, dass die Stadt unter Zugzwang steht. „Die wichtigste Frage muss für uns sein, ob wir uns der kommunalpolitischen Verantwortung stellen wollen oder nicht“, sagte er. Und die Antwort darauf könne natürlich nur ja lauten. Immerhin nähmen Starkregenereignisse zu. Entscheidend sei nun, aus der Fülle der Möglichkeiten eine Strategie zu entwickeln und festzuzurren, was wann kommen soll.

„Ich denke, es ist wichtig, das anzugehen“, pflichtete Volker Schiele von der CDU bei. Zumal für manche Projekte Zuschüsse in Aussicht stünden. Er hoffe zwar, dass so etwas wie 1997 nicht noch mal passiere. Aber besser sei es allemal, vorzubeugen, statt sich mit den möglichen Schäden nach einer Überflutung auseinander setzen zu müssen. Allerdings wird die Stadt, was Maßnahmen auf landwirtschaftlichem Grund anbelangt, kaum selbst aktiv werden können. Insofern schlug Günter Blank von der CDU vor, das Thema am grünen runden Tisch anzuschneiden, der im Zuge der Diskussion um ein Pestizidverbot auf kommunalen Feldern eingerichtet werden soll (wir berichteten).