Die Steinheimer Turner haben auch an sportlichen Veranstaltungen in der näheren Umgebung teilgenommen. Foto: Festschrift des TSG Steinheim

Der TSG Steinheim feiert sein 125-Jahr-Jubiläum. Der Verein ist einst aus zwei Vereinen entstanden.

Steinheim - Rudolf Diesel meldet ein Patent für einen neuartigen Motorentyp an. Die Coca Cola Company wird ins Leben gerufen. „Der Nussknacker“ feiert seine Uraufführung. Und in Steinheim gründet sich ein neuer Verein: Dank des Einsatzes von Richard Henke gelingt es nach mehreren Versuchen schließlich am 3. September 1892, einen Turnverein (TV) zu gründen. 27 Bürger sind mit an Bord.

Doch zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine Turnhalle – also wird im Sommer kurzerhand der Kelterplatz und die Gärten der Gasthäuser Krone und Sonne genutzt. Im Winter weicht man auf Pferdeställe aus. Doch das ist keine ideale Lösung, daher entsteht 1906 ein „Turnhallenbaufonds“ – nach sieben Jahren können aber gerade einmal 830 Mark angespart werden.

Der Stein kommt dann im Rahmen des 20-jährigen Vereinsjubiläums 1912 richtig ins Rollen. Die Fabrikanten August Fröscher und Hermann Palmer nehmen sich dem Wunsch der Turner an. Dem Verein wird von der Gemeinde ein Platz an der Murr zur Verfügung gestellt, außerdem gründet sich eine Baukommission und im Ort wird eine Sammlung durchgeführt. Tatsächlich kann die neue Sporthalle noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges eingeweiht werden – 12 000 Reichsmark muss man für den Bau in die Hand nehmen.

Doch lange währt die Freude nicht. Schon 1914 folgte die Mobilmachung, viele Mitglieder müssen Kriegsdienst leisten. Die neue Sporthalle fungiert als Getreide- und Heulager. Bis zum Kriegsende wird es 17 Opfer unter den Turnern geben.

Dank der Gründungen der Damen- und Schülerriegen kann sich der Verein trotz der Verluste am Leben halten. Doch der Zweite Weltkrieg sorgt erneut für eine Zwangspause. 1945 wird der Verein sogar ganz aufgelöst und das gesamte Vermögen beschlagnahmt. Nicht die einzige Wurzel des TSG Steinheim die zerstört wird. Der SKV Steinheim war 1933 verboten worden.

Der hatte sich aus dem „Deutschen Holzarbeiterverband Zahlstelle Steinheim“ entwickelt. 1913 gründet sich aus dieser der Arbeiterturnerbund, der einen Turnschuppen auf dem Kelterplatz sein Eigen nennen kann. Nach Beschwerden aus der Nachbarschaft versucht man mit dem TV Steinheim eine Kooperation zum Bau einer Halle zu starten – ohne Erfolg. Stattdessen finanzieren die Mitglieder einen Spielplatz, verlegen das Vereinsheim dorthin und erweitern dieses für rund 40 000 Reichsmark. 1930 wird die Halle schließlich eingeweiht – und 1933 zum SA-Heim umfunktioniert.

Die Steinheimer Sportler lassen sich aber nicht unterkriegen: 1947 reanimieren zwölf frühere Mitglieder den Turnverein. Und auch der SKV rappelt sich 1945 wieder auf und wächst in einem Jahr auf 197 Sportler an. Doch eine ganze Weile agieren die Gruppierungen unabhängig voneinander, mehrere Versuche des Zusammenschlusses scheitern. Bürgermeister Alfred Ulrich ist es schließlich zu verdanken, dass am 10. April 1976 der TSG Steinheim offiziell das Licht der Vereinswelt erblickt.

Mit den Jahren wächst der Sportverein auf acht Abteilungen: Schach, Fußball, Gesang, Handball, Tischtennis, Turn- und Leichtathletik, Volleyball und die Kindersportschule KiSte. Und 2017 steht nun das große Jubiläumsjahr an. Es wird am heutigen Freitag mit einem vereinsinternen Festakt eingeläutet. Im Juni folgt ein Sporttag. Gemütlich wird es im September beim zweitägigen Weindorf. Und auch der TSG-Chor feiert – und zwar mit einem Jubiläumskonzert im Oktober.