Die Bagger haben im Rahmen der Arbeiten bereits 100 Kubikmeter Boden abgefahren. Jetzt geht es an das Erstellen des Umgehungsgerinnes. Foto: Sandra Brock

Der Mündungsbereich des kleinen Gewässers wird umgebaut, damit Fische problemlos wandern können.

Steinheim - Viele Fische würden wohl gern von der Murr in den Otterbach abbiegen, um dort zu laichen. Allein: sie können es nicht. Der Mündungsbereich ist zu steil. Das ist für große Fische wie Bachforellen weniger ein Problem. „Die können da hochspringen“, erklärt Eric Hirsch, der Steinheimer Umweltbeauftragte. Kleinere Fische und anderes Wassergetier hätten aber bei dem extrem starken Gefälle keine Chance, ihre Kinderstube im Otterbach einzurichten. Und das, obwohl die „überwiegende Anzahl der Tiere gerne in kleinen Gewässern laicht“, wie Eric Hirsch erklärt.

Abhilfe ist im Falle des Otterbachs jetzt aber in Sicht. Derzeit wird der Mündungsbereich umgebaut. Läuft alles nach Plan, gibt es von Ende Januar an ein hürdenfreies Durchkommen für alle Fische, die von der Murr in den Otterbach wollen.

Rund 100 Kubikmeter Erde hat die beauftragte Firma seit Beginn der Bauarbeiten bewegt. Entstehen wird ein so genanntes Umgehungsgerinne. Es ersetzt in einem flachen Bogen das steile Stück des Bachlaufs mit den Sohlabstürzen, das in den 1980er Jahren gebaut wurde. Die Umgehung wird in Form einer Rauen Rampe angelegt und mit Steinen bestückt, sodass auch Kleintiere problemlos nach oben wandern können. Neben dem Otterbach betrifft dieses Projekt letztlich auch den Kaiserbach und den Rohrbach tiefer im Otterbachtal. „Das ganze Gewässersystem wird so an die Murr angeschlossen“, so Eric Hirsch.

Hintergrund der Maßnahme ist die europäische Wasserrahmenrichtlinie, die seit einigen Jahren auch die Kommunen zum Handeln zwingt: Die Gewässer müssen für Fische durchgängig gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist bereits im Sommer 2009 eine Raue Rampe am Hallerschen Wehr gebaut worden. Ebenso hat die alte Mühle Richtung Kleinbottwar eine Rampe erhalten. Das letzte Projekt, das in diesem Zusammenhang in der Urmenschstadt angegangen wurde, war vor zwei Jahren die Fischtreppe am Messwehr in den Käppeleswiesen.

Mit der Einmündung des Otterbachs in die Murr hat die Stadt dann auch ihre Hausaufgaben erledigt, was die Durchgängigkeit ihrer Gewässer angeht. Doch noch ist das Projekt nicht komplett fertig. Ende 2015 kamen die Arbeiten witterungsbedingt gut voran, über den Jahreswechsel folgten zwei Wochen Ferien, dieser Tage kann es wieder weitergehen, informiert Eric Hirsch. Dann wird der neue Bachlauf angelegt, für den die Gemeinde eigens ein zusätzliches Grundstück erwerben musste.

Das alte, steile Stück des Otterbachs bleibt aber bestehen. „Es dient dem Hochwasserablauf“, so der Umweltbeauftragte. Damit sei auch die Rückstaugefahr auf die vorbeiführende Landesstraße eingeschränkt.

Was dann noch fehlt, ist eine so genannte Buhne, die in der Murr installiert wird. Das bedeutet, dass auf Höhe des Auslaufs des Otterbachs eine Art Steinriegel mittig in die Murr gesetzt wird. Dieser sorgt für eine Lockströmung, die die Fische darauf hinweist, dass es hier seitlich in ein kleineres Gewässer geht. Im Endeffekt soll so gewährleistet werden, dass die Wasserbewohner nicht an der neuen und für sie attraktiven Abzweigung vorbeisausen.

Dann fehlen nur noch einige Steine und die Bepflanzung im Uferbereich, erklärt Eric Hirsch. Sollte das Wetter vollends mitspielen, geht er davon aus, dass die Umbauten bis Ende des Monats erledigt sein sollten. Kosten wird das Ganze rund 120 000 Euro. Wobei die Stadt Glück hat: Vergangenen Sommer stellte sich heraus, dass es mehr Zuschüsse gibt,als ursprünglich erwartet. Jetzt übernimmt das Land 85 Prozent der Kosten.