Lehrer und Eltern haben die Kinder hier auf spielerische Weise gefördert. Foto: Frank Wittmer

Die Paul-Aldinger-Schule muss das beliebte Angebot wegen mangelnder Lehrerstunden einstellen. Ausfälle durch Krankheit und Schwangerschaft können derzeit nämlich nicht gedeckt werden. Die Eltern sind bestürzt.

Steinheim-Kleinbottwar -

Manche Eltern waren entsetzt, als sie den Aushang gestern an der Eingangstür der Bottwartalhalle gelesen haben: Nach den Herbstferien wird das Psychomotorik-Angebot bis auf weiteres eingestellt. „Das ist total schade, echt traurig“, findet Gabriela Seitz. Die 27-Jährige war als Kind schon mit ihrer Mama bei der Psychomotorik. „So lange gibt es das Angebot schon.“

Eine „Institution“ nicht nur in Kleinbottwar, auch weit darüber hinaus, sei das Angebot der Paul-Aldinger-Schule, findet Kerstin Brandenburg, die mit ihrer Tochter jeden Donnerstag kommt. „Ich bin so traurig, dass es jetzt die Psychomotorik nicht mehr geben soll. Das hat den Kindern echt viel gebracht, die motorisch etwas ängstlich sind. Und auch die Inklusion ist toll, beide Seiten profitieren davon.“

In der Psychomotorik werden schon die Kleinsten auf spielerische Weise gefördert. Eine Herausforderung ist für viele Kinder, auf einer schräg gestellten Bank nach oben zu balancieren, wenn die Mama oder der Papa nur in der Nähe ist, um bei Bedarf Hilfestellung zu leisten. Auch die Lehrer Andrea Wolf und Thomas Köhrer passen natürlich auf, dass es zu keinem unfreiwilligen Ausflug kommt. Zwischen 50 und 60 Kinder sind bislang Donnerstagvormittags in die Bottwartalhalle gekommen, um zu spielen und viel Spaß zu haben. Bei dem Angebot geht es auch um das Miteinander. Wenn der kleine Tino die große Elif auf dem Dreirädchen spazieren fährt, ist das für beide eine tolle Sache.

Nun soll also Schluss sein mit dem seit Jahrzehnten beliebten Angebot, zu dem auch aus dem Umkreis viele Eltern mit ihren Kindern gekommen sind. Wie viele treue Teilnehmer hofft auch Kerstin Brandenburg, dass der Stopp nur vorübergehend ist. Hintergrund seien fehlende Lehrerstunden, bedauert der Leiter der Paul-Aldinger-Schule Rüdiger Hezel, der gestern extra zur letzten „Turnstunde“ dazugekommen ist. „Uns fehlen gerade 20 Prozent der maximal möglichen Lehrerstunden. Es ist leider so, dass Ausfälle durch Krankheit oder Schwangerschaften nicht kompensiert werden.“

Da man schon einige Umschichtungen vornehmen musste, um den Unterrichtsbereich abzudecken, habe man notwendigerweise jetzt die sechs Lehrerstunden für die Psychomotorik abziehen müssen. „Wir haben zum Teil Doppelbesetzungen in den Klassen, auch das mussten wir jetzt teilweise ändern.“

Mit dem Aufbau und der Aufsicht über die freien Spielangebote sind die Lehrer Andrea Wolf und Thomas Köhrer jeweils drei Stunden in der Halle. „Ein freiwilliges Angebot, das wir gerne und aus Überzeugung gemacht haben“, betont Hezel, wohl wissend, dass es „einen großen Bedarf und eine große Akzeptanz gibt“. Der anschließende Besuch des Kindergartens in der Paul-Aldinger-Schule und das nachmittägliche Sportangebot finde aber weiter statt, stellt er klar. Sollten wieder mehr Lehrerstunden zur Verfügung stehen, werde man auch die Psychomotorik wieder anbieten.

Hoffnung machen jetzt die neuen Gespräche, mit denen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) noch einmal die Verhandlungen mit Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) aufgenommen hat. Dabei gehe es auch darum, mehr Lehrerstellen für das wichtige Thema Inklusion zu schaffen.