Flüchtlingsfamilien sollen in Steinheim nicht ausgegrenzt werden. Foto: dpa

Der Freundeskreis Asyl sucht Paten, die Flüchtlingsfamilien unter die Arme greifen und ihnen die hiesigen Werte vermitteln.

Steinheim - Flüchtlinge können noch so viele Integrations- und Sprachkurse besuchen: Wenn sie abgeschottet vom Rest der Bevölkerung ihren Weg suchen müssen, wird die Eingliederung in die Gesellschaft noch schwerer, als sie es ohnehin schon ist. Umso wichtiger ist es, wenn Iraker, Syrer und Co. von den Einheimischen an die Hand genommen werden. Also ganz so, wie es der Freundeskreis Asyl Steinheim mit seinen Modell der Familienpaten praktiziert. Deren Aufgabe ist es, die Flüchtlinge mit den hiesigen Werten und den kulturellen Gepflogenheiten vertraut zu machen. Zurzeit seien etwa 15 Einzelpersonen oder Ehepaare im Einsatz, berichtet Evelyne Saenger vom Arbeitskreis Familienpaten. Dabei soll es aber nach Möglichkeit nicht bleiben. Jetzt werden nämlich weitere Ehrenamtliche gesucht.

Mitbringen müsse man dafür vor allem Verständnis und Offenheit für andere Kulturen sowie Zeit und Geduld, erläutert Evelyne Saenger. Wobei es allein im Ermessen der Interessenten liegt, wie viele Stunden sie für ihr Engagement einsetzen wollen. „Bei Paten, die nur sehr wenig Zeit haben oder nur abends und an Wochenenden versuchen wir, Patenteams zu bilden, die sich ergänzen“, führt die Frau vom Arbeitskreis aus. Die Personen, um die sich die Bürger kümmern, haben unterschiedliche Wurzeln. Vorwiegend stammten die Flüchtlinge in Steinheim aus Syrien und dem Irak, sie seien aber auch aus Afghanistan, Algerien, Serbien und Tschetschenien nach Deutschland gekommen. Zu betreuen seien Eheleute, Paare mit Babys und Kleinkindern, Familien mit zwei bis sechs Sprösslingen und alleinstehende Personen, erklärt Evelyne Saenger.

Angestrebt werde bei der Aufteilung der Paten immer, passende Paarungen zu finden. „Es ist dabei nicht immer so, dass Familie zu Familie passt, manchmal ist es auch besser, ein älteres Ehepaar zu finden, das eine Art Großelternersatz übernimmt. Schön ist es natürlich auch, wenn in beiden Familien gleichaltrige Kinder vorhanden sind und die Paten somit auch gleich den Kontakt zu Kindergarten oder Schule haben. Bei jüngeren Paten ist es gut, für junge Männer auch wieder junge Männer als Paten zu haben, und bei jungen Paaren verhält es sich ebenso“, berichtet das Mitglied des Freundeskreises Asyl. Grundsätzlich könne man jede Konstellation gebrauchen, wenn auch aktuell vorwiegend Paare mit vier bis sechs Kindern im Ort seien, weshalb gerade Paten gesucht würden, „die gut mit Großfamilien zurechtkommen“.

Die Erwachsenen und Kinder aus fernen Ländern werden mit eigentlich einfachen Mitteln mit dem kulturellen Code und dem Wertesystem in Deutschland vertraut gemacht. Denn die Familienpaten sollen die Flüchtlinge im Grunde nur am eigenen Alltag teilhaben lassen und immer wieder versuchen, zu erklären, „warum manche Dinge hier in Deutschland so sind. Eine gute Möglichkeit ist es auch, gemeinsam mit den Flüchtlingen kulturelle Angebote der Ortsgemeinde wahrzunehmen“, erklärt Evelyne Saenger. Es gebe auch Paten, die mit den Familien Ausflüge unternehmen. Es dürfe jeder eigene Ideen entwickeln, wie die Zeit miteinander verbracht wird.

Die Familienpaten sollen aber auch der Gefahr entgegenwirken, dass die Flüchtlinge vermehrt unter sich bleiben und sich eine Art Parallelgesellschaft entwickelt. Diese Tendenz könnte sich dadurch ergeben, dass das Prinzip der Helping Hands langsam greife, heißt es in einer Mitteilung des Arbeitskreises Familienplaten. Unter dem Helping-Hands-Prinzip ist zu verstehen, dass jeder, dem geholfen wurde, selbst wieder dem Nächsten unter die Arme greift – wodurch die einheimische Bevölkerung nicht mehr so wichtig ist. An diesem Grundsatz solle keinesfalls gerüttelt werden, betont Evelyne Saenger. Denn dadurch werde die Arbeit ungemein erleichtert. „Wir möchten jedoch, dass die Flüchtlinge, die zu uns kommen, auch in der deutschen Kultur heimisch werden und sich in der vorhandenen deutschen Gesellschaft integrieren. Diese Aufgabe können nur Menschen übernehmen, die sich in der deutschen Kultur auskennen und schon lange hier leben. Deshalb ist es gut, hier zweigleisig zu fahren“, erklärt sie.