Siegfried Theilacker sorgt dafür, dass es Nachschub an Fisch gibt. Foto: Werner Kuhnle

Bei vielen kommt an Karfreitag Forelle auf den Teller. An den Zuchtteichen in Steinheim herrschte deshalb in dieser Woche Hochbetrieb.

Steinheim - Ohne Unterlass gehen die Kunden an diesem Gründonnerstag auf dem Fischzuchtgelände der Familie Theilacker den kleinen Hügel hoch, wo über die Theke einer Holzhütte unzählige Fischpakete gereicht werden. Geduldig warten sie in bei den Schaubecker Teichen an der Schlange auf die meist vorbestellte Ware. Denn ohne Vorbestellung geht fast nichts an diesen umsatzstarken Tagen, von denen der Karfreitag die Spitze ausmacht.

Viele helfende Hände werden benötigt: Familienangehörige wie Freunde unterstützen den arbeitsintensiven Osterverkauf. Sohn Leander Theilacker kümmert sich mit dem eigenen Nachwuchs um die Schlachtung und das Einpacken. Wie am Fließband laufen die Schritte ab: einer schlitzt den Fisch auf, ein weiterer säubert ihn und der dritte spült ihn unter fließendem Wasser aus. Die Enkel haben ihren Spaß an der Arbeit. Adelina Theilacker und eine Helferin übergeben die Ware und kassieren ab. Auch Charlotte Schlipf aus Hof und Lembach steht in der Schlange. „Ostergeschenke für die Großfamilie“, sagt sie schmunzelnd.

Rings umher sprudelt es. Ein emsiger Schaufelradbelüfter sorgt für Sauerstoffzufuhr im Becken gegenüber, wo sich Forellen in etwa 6 bis 8 Grad kaltem Quellwasser tummeln. „Durch das kalte Wasser ist die Qualität der Fische viel besser und wir müssen nicht so viel zufüttern, weil die Verdauung langsamer ist“, erklärt Theilacker, der sich eines Kundenstammes erfreut, der sich bis nach Böblingen, Esslingen und Bietigheim hin erstreckt.

Auf das Fleisch der leckeren Tiere haben es die Kunden abgesehen. Karfreitag steht wie kaum ein anderes Tag für den Verzehr der schmackhaften Wasserbewohner, die auch das Haupt des Osterverkaufs ausmachen. Zwei Drittel Regenbogenforellen, eines geht auf die größer gezüchtete Lachsvariante. Doch auch geräucherte Fische werden eifrig nachgefragt. „Eine eher untergeordnete, aber äußerst delikate Rolle spielt dabei der Saibling“, sagt Familienoberhaupt Siegfried Theilacker, der froh ist, wenn er „am Samstag dann die Türe hinter sich schließen kann“. Sogar Karpfen werden vereinzelt nachgefragt. Helfer fischen sie mit langen Watstiefeln bekleidet, aus dem ganz unten gelegenen Rund der Schaubecker Teiche.

Kühle aber sonnige Verhältnisse erleichtern den Abverkauf auch bei der zweiten Forellenzuchtanlage in Steinheim. Direkt am Sulzbach und an der Murr gelegen, stellt sie für die neuen Inhaber eine Idylle dar, die ihnen manchmal sogar den Anblick eines Eisvogels, Milans oder Graureihers beschert. Seit Jahresanfang haben Rainer Oßwald und Harald Wullner die Zucht von Otto Rau übernommen. Letzterer mischt auch beim Osterverkauf noch eifrig mit, denn „es kommt auf viele Kleinigkeiten an“. Die Erfahrung Raus schätzen seine Nachfolger sehr. „Eigentlich wollte ich das Rezept für die Gewürzmischung ja mit ins Grab nehmen“ scherzt Rau, doch hat er die Geheimnisse für seinen Räucherfisch den beiden tatsächlich verraten.

In den sonnendurchfluteten Becken kann man die prächtigen Lachsforellenschwärme mit den rosafarbenen Seitenlinien, sowie einen Teich weiter, die kleineren Regenbogenforellen gut erkennen. Und wer genau hinschaut, kann auch zwei junge sibirische Störe erkennen, die friedvoll ihre Kreise ziehen. Das jedoch ist reines Hobby. Ganzjährig werden die Fische in den großen, natürlichen Becken auch hier von Quellwasser gespeist, das acht Grad aufweist. Auch für den Osterverkauf, wo die Fische frisch geschlachtet an den Konsumenten übergehen, sind das gute Bedingungen. „Denn eine Kühlung besitzen wir hier natürlich nicht“, sagt Wullner, der die nachhaltige Aquakultur auch als Natur- und Meeresschutz begreift. „Die Kunden haben verstanden, dass sie mit dieser Fischalternative den Fischbestand in Flüssen und Meeren schützen können“. Es gebe auch keinen unerwünschten Beifang.