Der Bebbelesdrescher gesellt sich zukünftig zur Gloschd’r-Hexa. Foto: privat

Der erste Fasnetsvereins der Urmenschstadt hat eine neue Maske, die er zum Kampagnenstart vorstellt. Der sogenannte Bebbelesdrescher hat lokale historische Wurzeln und ist aus einem Spitznamen der Steinheimer Bevölkerung entstanden.

Steinheim - Wer meint, dass sich der erste Fasnetsverein Steinheim nach seinem großen Jubiläum zum fünfjährigen Bestehen ausgeruht hat, der irrt: Nach den Feierlichkeiten in der vergangenen Kampagne haben sich der Vorsitzende Dany Arnold und seine Mitstreiter mit Hochdruck an ein neues Projekt gemacht: den Bebbelesdrescher.

Seit dem 10. Oktober ist die neue Figur in den Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine aufgenommen und damit offizieller Zuwachs beim ersten Fasnetsverein Steinheim – und zwar mit Brief und Siegel.

Denn eine neue Figur kann man sich als Karnevalsverein nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. „Es braucht einen historischen Hintergrund, um anerkannt zu werden“, erklärt Dany Arnold. Er hat dazu die Steinheimer Heimatpflegerin und Archivarin Helga Becker ins Boot geholt. Sie hat bestätigt, dass der Bebbelesdrescher auf einen Spitznamen zurückzuführen ist, der den Bewohnern Steinheims seit Anfang des 18. Jahrhunderts zugeschrieben ist.

Er geht laut den Recherchen Helga Beckers darauf zurück, dass die Steinheimer um das Jahr 1700 auf die Idee gekommen sind, Kletten – also Bebbele – zu dreschen, um deren Samen zu Mehl zu verarbeiten. Hintergrund war eine Hungersnot, die 1693 ihren Anfang nahm. Damals wurden viele Gebäude der Stadt Steinheim durch französische Truppen niedergebrannt. Es wurden Häuser Keller und Scheunen geplündert sowie Felder verwüstet. Auf den Feldern wuchsen mehr Kletten als Korn, hat Helga Becker recherchiert und: „Vermutlich wurden sowohl die Wurzeln als auch die Samen der Klette schon damals als Heilmittel eingesetzt.“

Beim ersten Fasnetsverein Steinheim ist der Bebbelesdrescher eine lustige, fröhliche Figur. Sein Häs ist auf das der Gloschd’r-Hexa abgestimmt und auf die Geschichte der Figur aufgebaut, erklärt Dany Arnold. Es handelt sich um ein graues Oberteil samt Hose aus Leinen, „wie man es früher hatte“, so der Vorsitzende. Die zusätzliche blaue Farbe symbolisiert den Zusammenfluss von Murr und Bottwar in Steinheim. Auf die Hosenbeine sind Ähren gestickt, auf die Ärmel Kletten. Hinzu kommt das Steinheimer Wappen. Komplettiert wird das Ganze durch die Maske (siehe Foto), einen Schellengurt und einen Dreschflegel, den der Bebbelesdrescher mit sich herumträgt.

Die Bebbelesdrescher sind – wie die Gloschd’r-Hexa – eine eigene Gruppe unter dem Dach des ersten Fasnetsvereins Steinheim. Drei Hästräger werden es zur kommenden Kampagne sein, berichtet Dany Arnold. Zu sehen bekommt den Bebbelesdrescher vorher keiner, denn erst am 6. Januar wird die Fasnet eröffnet. Dann wird auch die neue Figur präsentiert.

Wie im vergangenen Jahr ist an diesem Termin wieder ein kleiner Umzug rund ums Steinheimer Rathaus geplant. „Die Hexen trainieren schon ihren Tanz, außerdem haben wir ganz neu ein Männerballett“, verrät Dany Arnold. Des weiteren sind bei der Fasnetseröffnung mehr als zehn befreundete Vereine am Start und laufen beim Umzug mit.

Apropos andere Vereine. Bei vielen sind die Gloschd’r-Hexa und bald auch die Bebbelesdrescher gern gesehene Gäste. An die 500 Einladungen sind bei Dany Arnold eingegangen. „Leider können wir nicht überall sein“, bedauert der Vorsitzende. Dennoch sind die Steinheimer während der kurzen Kampagne „bunt durchs Ländle unterwegs“, wie es Dany Arnold ausdrückt. Zu den Pflichtterminen gehören für ihn unter anderem der Faschings-Umzug bei den Carnevalsfreunden aus Murr. Dort sind die Steinheimer auch schon kommende Woche, am 11. 11. zu Gast, wenn die Nachbarn ihre Karnevalssaison beginnen.