Vor zwei Jahren hat das Jugendhaus den 20. Geburtstag gefeiert – inzwischen kommen noch mehr Jugendliche. Foto: Archiv (avanti)

Vor zwei Jahren hat das Jugendhaus den 20. Geburtstag gefeiert – inzwischen kommen immer mehr Jugendliche.

Pleidelsheim - Multimedial ist der Bericht von Jugendhausleiter Simon Le Winter in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag gewesen. Er wolle sich zwar etwas kürzer fassen als vergangenes Jahr, so der engagierte Mitarbeiter für die offene Jugendarbeit vor dem Gremium. Mit vielen Bildern, Videos und selbst geschriebenen und gesungenen Songs war der Bericht nicht weniger eindrucksvoll, beispielsweise der Rap eines Jugendlichen aus Kasachstan, der in der Musik seine Fluchtgeschichte verarbeitet hat.

Das neue Tonstudio einerseits, und die intensive wie integrative Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Asyl andererseits ist es zu verdanken, dass die Besucherzahl deutlich angestiegen ist. Weil die Geflüchteten meist männliche Jugendliche sind, bleiben die Mädchen weiterhin deutlich in der Minderheit. „Das ist aber nicht nur in Pleidelsheim so, das ist das Problem der offenen Jugendarbeit generell“, beruhigte Le Winter die Gemeinderäte.

Man habe den Mädchentreff dienstagnachmittags „aus dem Keller geholt“. Mit attraktiveren Räumen, die bei Bedarf nur für Mädchen reserviert sind, hoffe man auf mehr Besucherinnen. „Oft ist es leider so, dass die Mädchen von zu Hause aus nicht ins Jugendhaus oder anderswohin dürfen“, bedauerte Le Winter. Der Mädchenanteil sei aber sogar gestiegen, weil einige Besucherinnen ihre Freundinnen mitbringen.

Noch singen die Ladys im Backgroundchor. Bei der „PyraFamily“ haben die Jungs das Sagen. Die Gruppe, die letztes Jahr das Tonstudio gebaut hat, sei immer noch stark im Jugendhaus engagiert. „Einer macht jetzt sogar seine Ausbildung in dem Bereich“, freute sich der Jugendhausleiter. Neben „Männergesprächen“ sei die Unterstützung bei Bewerbungen ein wichtiger Aspekt der Einzelfallberatung. Der Computer im Jugendhaus werde dafür intensiv gebraucht. „Schön zu sehen, dass nach 40 Bewerbungen sich dann doch noch der Erfolg einstellt.“

Das Tonstudio werde nicht nur für Aufnahmen genutzt, sehr beliebt ist auch das Karaoke-Singen. „Das Tonstudio ist täglich mehrere Stunden in Gerbrauch“, so Le Winter. „Viele machen die Erfahrung, wow, ich kann ja was.“ Einfach mal die Stimme ausprobieren, zu einem bekannten Song singen und das aufnehmen, das ist etwas, worauf die jungen Leute stolz sind. „Die Musik ist eingezogen ins Jugendhaus“, stellte Christel Staudenmaier (WIR) anerkennend fest.

Die Rap-Musik sei auch Biografie-Arbeit. „Das ist ein wunderbares Medium, um sich auszudrücken.“ Wenn einer der Jugendlichen von seiner Geschichte oder Problemen zu Hause erzähle, sagt Le Winter oft: „Schreib’s doch auf, mach einen Song daraus.“ Wie im technischen Bereich, in dem die Jungs oft mehr drauf haben, versteht sich der Sozialarbeiter hier auch eher als „Support“.

„Schön zu sehen, was für eine tolle Arbeit und vielfältige Angebote hier stattfinden“, lobte Ulrike Bender (OGL). Hermann Höhne (SPD) meinte nur: „Dickes Lob und weiter so.“ Barbara Düding (CDU) freute sich, dass die Jugendlichen „so zahlreich ins Jugendhaus ziehen und nicht auf der Straße Unfug machen“. Sie sei gespannt auf das Jugendhearing, das von der aus der Elternzeit zurückgekehrten Barbara Stiglmeier jetzt vorbereitet wird. Am Tag der Offenen Pyramide am 7. Juli wird man sicher schon mehr darüber wissen, welche Ideen und Wünsche die Jugendlichen in Pleidelsheim haben.