Es geht bergauf für Andreas Schmid. Einen Blick für das tolle Panorama hat der Sportler in diesem Moment nicht. Foto: privat

Der Pleidelsheimer Markus Kretschmer und der Besigheimer Andreas Schmid haben bei der Transalp Challenge mitgemacht.

Pleidelsheim - Wenn Markus Kretschmer und Andreas Schmid über die Transalp Challenge, von der sie erst vor ein paar Tagen zurückgekommen sind, reden, dann glänzen ihre Augen. Die Begeisterung der beiden ist fast greifbar. „Das war einfach ein außergewöhnliches Erlebnis“, sagt Markus Kretschmer aus Pleidelsheim. Sein Teampartner Andreas Schmid schwärmt: „Die Landschaft war wunderschön. Vor allem auf der vierten Etappe.“ Von Sillian nach Alleghe ging es an diesem Tag. Insgesamt hatten die rund 1200 Starter auf dem Weg von Ruhpolding nach Riva del Garda rund 625 Kilometer und 19 000 Höhenmeter zu bewältigen. Und das bei Temperaturen, bei denen andere einzig und alleine im Freibad vor sich hin schwitzen. „In Italien wurde der heißeste Juli seit Aufzeichnung der Wetterdaten gemessen“, berichtet Kretschmer in diesem Zusammenhang auch noch. „Ein paar Etappen waren wirklich extrem heiß. Da war man echt froh, wenn man die Verpflegungsstation erreicht hat“, erzählt der 35-jährige Andreas Schmid. Gerade einmal zwei solcher Stationen gab es meist auf einer Etappe. Ans Aufgeben haben die beiden dennoch nie gedacht. Zu viel Spaß hatten sie auf der Tour.

Für Markus Kretschmer war es das zweite Mal, dass er bei der Transalp Challenge an den Start gegangen war. Im Vergleich zu seinem Teampartner Andreas Schmid wusste er also, worauf er sich einließ. Wirklich überrascht wurde Schmid letztlich aber auch nicht. „Wir haben uns ja gut darauf vorbereitet und waren beide trainingstechnisch auf einem hohen Niveau. Das hat vieles vereinfacht“, erklärt er. „Außerdem haben wir uns vorgenommen, konstant unser Tempo zu fahren und uns nicht von Rasern anstecken lassen.“ Dieser Plan ging letztlich auf. Während das Duo des Öfteren Stürze von Radlern sah, die es am Anfang übertrieben, blieben sie selbst unversehrt – und konnten so zahlreichen Erlebnisse und besondere Momente sammeln. „Es gab Abschnitte, die haben einfach nur Spaß gemacht. Aber es gab natürlich auch Abschnitte, die waren zäh“, sagt der 41-jährige Markus Kretschmer. Auf der siebten Etappe wurde es beispielsweise zäh und anstrengend. Bei einer Steigung von 17 bis 20 Prozent ging es über loses Geröll. „Das war echt heftig“, sind sich beide einig. Die krasseste Etappe war jedoch die dritte. Es war die Königsetappe, die durch das Hochgebirge und über den Alpenhauptkamm führte. „Hier mussten wir unser Rad einmal sieben Kilometer bergauf schieben. Die Strecke war eigentlich nur für Bergwanderer. Unterwegs gab es auch Schneefelder“, erklärt Andreas Schmid. Letztlich war es die Etappe, auf der auch die meisten Sportler ausfielen. Und es war die Etappe, die den beiden am meisten im Gedächtnis bleiben wird. Leider nicht nur wegen des sportlichen Aspekts.

„An diesem Tag mussten wir das erste und einzige Mal erste Hilfe leisten“, berichtet Kretschmer von dem einen Moment, auf den sie bei der Transalp Challenge gerne verzichtet hätten. Bei einer Schotterabfahrt war eine Fahrerin zu schnell über eine Bodenwelle gefahren, hatte die Kontrolle über ihr Rad verloren und sich überschlagen. Markus Kretschmer und Andreas Schmid waren mit die ersten, die bei der verletzten Sportlerin ankamen. Anschließend blieben sie rund 70 Minuten bei ihr und versorgten sie, bis sie mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht wurde. „Wir haben dann nicht mehr damit gerechnet, dass wir sie noch einmal sehen, da uns gesagt wurde, sie muss in die Klinik nach Innsbruck. Doch zwei Tage später kam sie vor dem Start zu uns in den Startblock, um sich zu bedanken und uns Glück zu wünschen“, erzählen die beiden. Im Anschluss entwickelte sich quasi ein Ritual. Vor jedem Start wünschte die Sportlerin ihren beiden Helfern Glück. In Riva del Garda wartete sie am Ende sogar im Ziel auf die beiden. „Das hat uns wirklich bewegt“, geben die beiden Radsportler zu und sagen: „Das Erlebnis mit ihr war etwas ganz Besonderes.“ Besonders waren aber auch die Bedingungen auf der ganzen Tour.

Zweimal musste das 1200 teilnehmerstarke Feld Gewitter mit Starkregen trotzen, hinzu kamen Temperaturabfälle von rund 20 Grad. Die Etappen selbst gingen zwischen sechseinhalb und elf Stunden. Muskelkater war da auch bei den geübten Sportlern vorprogrammiert. „Nach dem zweiten Tag war es heftig. aber nach dem dritten Tag lief es bei mir dann super und ohne Muskelkater“, berichtet Andreas Schmid. Spätestens mit dem Zieleinlauf am Gardasee waren die Strapazen aber sowieso vergessen. Da überwogen nur noch die Glücksgefühle. In den Tagen danach kamen dann die vielen Momente hoch, die sie in den Tagen zuvor erlebt hatten.

Die schönen Begegnungen mit Sportlern aus Südafrika, Amerika und Deutschland. Die Natureindrücke und Panoramen, die sie immer wieder auf ihrer Tour genießen konnten. Und natürlich das Erfolgserlebnis, auf der letzten Etappe noch einmal zwei Teams geschnappt zu haben. Rang 255 von 349 Teams stand am Ende. „Damit sind wir voll und ganz zufrieden“, sagen beide. Zumal es dem Duo nicht wirklich auf die Platzierung ankam. Sondern auf die Herausforderung und die Erlebnisse, die sie auf ihrem Weg sammeln konnten. Für all das gibt es schließlich nur ein Wort: genial. „Es war genial, aber auch sehr heiß“, so das Fazit.