Bis kommenden September sollen die Arbeiten in der 700 Jahre alten Mauritiuskirche abgeschlossen sein. Foto: Frank Wittmer

Der Umbau der evangelischen Mauritiuskirche schreitet voran. Pfarrer Samuel Hartmann berichtet im Interview von vielen kreativen Ideen.

Pleidelsheim - Seit Juli wird die 700 Jahre alte Mauritiuskirche in Pleidelsheim im Inneren renoviert. Elektrik, Lampen, Lautsprecheranlage, Wände und Kirchenbänke sollen neu gerichtet werden.

Wie geht es voran?
Pfarrer Samuel Hartmann Foto: Frank Wittmer
Wir sind froh, dass wir endlich loslegen konnten. Inzwischen sind schon alle Bänke ausgebaut, das Gerüst steht und die ersten Arbeiten im Chorraum sind erfolgt. Im Sommer wollen wir fertig sein, so dass wir die Kirche am 16. und 17. September mit einem großen Fest beziehen können.
Was passiert mit der historischen Holzdecke und den Brüstungsbildern auf der Empore?
Die Optionen werden gerade noch geprüft. Klar ist, dass wir die historische Holzdecke erhalten müssen. Die Bilder an der Empore werden restauratorisch aufgearbeitet und damit wieder deutlicher sichtbar.
Spannend ist ja die Finanzierung. Von den 500 000 Euro muss die Kirchengemeinde die Hälfte selbst finanzieren. Unter dem Stichwort „In 222 Tagen 333 Spenden in Höhe von 111 Euro“ läuft eine Wette mit Bürgermeister Ralf Trettner, die sich Ende Januar entscheidet. Wer muss kochen und was gibt es zu essen?
Das ist wirklich spannend. Wir sind total dankbar und überwältigt von der Beteiligung und der Spendenbereitschaft der Pleidelsheimer für ihre Mauritiuskirche. Etwa 200 Spenden sind schon eingegangen. Bis zum 3. Februar läuft unsere Wette noch und wir haben die Hoffnung, dass die restlichen hundert Spenden auch noch zusammenkommen. Das wäre großartig. In diesem Fall werde ich gerne Chili con carne für alle kochen.
Weitere Aktionen sind die „Himmelworte“ und „Mach was draus!“ Was verbirgt sich dahinter?
In die neugestaltete Decke sollen Bibelstellen eingearbeitet werden. Als Gemeinde versammeln wir uns so unter einem Himmel voller Segensworte. Himmelworte sind also Bibelverse, die unseren Gemeindegliedern etwas bedeuten: Denksprüche, Segensverse, Taufsprüche. Für eine Spende ab 200 Euro kann man ein Himmelwort auswählen. Bis Mitte Januar läuft diese Aktion noch.
Bei der Aktion „Mach was draus“ stellen Gemeindeglieder ihre Gaben und ihre Talente zur Verfügung, um Geld für die Mauritiuskirche zu erwirtschaften. Im Gemeindehaus haben wir eine große Pinnwand. Da werden alle Angebote angepinnt und können dann einfach abgenommen werden. Viele Menschen haben sich schon daran beteiligt, Essen für die Kirche gekocht, Musik gemacht, Cocktails gemixt, Marmelade gekocht, eine elektrische Eisenbahn zur Verfügung gestellt oder Malerarbeiten erledigt. Schön ist, dass wir uns durch diese Aktionen auch als Gemeinde besser kennenlernen.
In der Zeit ohne Gotteshaus will die evangelische Kirchengemeinde „auf Tour“ gehen. Was haben die Pleidelsheimer zu erwarten?
Wir glauben, dass Kirche nicht nur in der Kirche funktioniert. Kirche ist dort, wo die Menschen sind. Deswegen sind wir jetzt einfach unterwegs und feiern Gottesdienste an ganz verschiedenen Orten, im Gemeindehaus, in der Pfarrscheuer, in den Seniorenhäusern, wir sind zu Gast in der katholischen Kirche, im Fitnessstudio oder in Wohnzimmern durch das Internet verbunden.
Oder wir sind wirklich unterwegs, wie an Weihnachten, wenn wir uns mit Maria und Josef auf den Weg nach Bethlehem machen und drei verschiedene Orte in Pleidelsheim ansteuern: Um 15 Uhr den Platz vor dem Rathaus, eine halbe Stunde später vorm Gemeindehaus und um 16 Uhr vor der Pfarrscheuer. Viele neue Eindrücke und Erfahrungen warten auf uns. Wir sind gespannt und freuen uns trotzdem schon auf den Sommer, wenn wir unsere Heimat wieder beziehen dürfen.