Schwarz und weiß ist der Ball, den Daniel Schuster und Torwart Mohammed in die Kamera halten. Foto: Frank Wittmer

Asylbewerber erhalten beim FC Doppelpass in Pleidelsheim Unterstützung. Eine Diskussionsrunde ist am 20. März geplant.

Pleidelsheim - Im Dezember sind nach langem Hin und Her die ersten Asylbewerber im Pleidelsheimer Hof eingezogen. Die kritischen Stimmen sind zumindest in der Öffentlichkeit verstummt, die jungen Männer werden in der Gemeinde herzlich aufgenommen. Sillah aus Gambia ist erst seit drei Wochen hier. Sein erstes Wort auf Deutsch ist „gut“. Der 21-Jährige spricht passabel Englisch, bei Fragen, ob er seine Familie vermisst und nach den Umständen seiner Flucht muss er aber passen.

Jeder der Flüchtlinge bringt seine Geschichte mit, und mancher möchte vielleicht auch einiges hinter sich lassen. Gegen schlimme Erinnerungen, aber auch zum Kennenlernen ist Sport immer ein guter Weg. „Wir haben uns gedacht, dass ein wenig Fußball eine gute Möglichkeit für die Asylbewerber ist, gegen Langeweile und Frust anzukicken“, sagt Daniel Schuster von der evangelischen Kirchengemeinde. „Deshalb haben wir den FC Doppelpass gegründet.“

Die Asylbewerber nehmen das Angebot gerne an. Am Freitagnachmittag sind es bei schönem Wetter an die 20 junge Männer, die auf den Sportplatz kommen. Einige Fußballbegeisterte aus dem Umfeld der Kirchen aus Pleidelsheim und Höpfigheim sind auch da. „Wir würden uns über ein paar mehr Pleidelsheimer freuen, die einfach mal vorbeischauen.“ Nicht jeder muss die Fußballschuhe schnüren, auch Zaungäste sind bei dem integrativen Kick willkommen. „Um 16.30 Uhr geht es am Freitagnachmittag los“, sagt Schuster, wobei hier die deutsche Pünktlichkeit nicht so sehr im Mittelpunkt steht. Bei Bedarf werden die Mannschaften einfach neu zusammengewürfelt.

Apropos Fußballschuhe: „Wir wären dankbar für Sportkleidung jeder Art“, sagt Schuster. „Schuhe, kurze und lange Sporthosen, Jacken, T-Shirts.“ Wer gute Sachen übrig hat, kann diese bei der evangelischen Kirchengemeinde abgeben.

Auf dem Platz gelingt die Integration schnell. Mit Sillahs Wort: „Gut“, wird jeder gelungene Doppelpass kommentiert, natürlich auch bei Torschüssen gut zu gebrauchen. „Wie gelingt Integration im Ort?“, diese Frage lässt sich auf dem Platz mit „gut“ beantworten.

Abseits des Fußballfeldes sind aber noch einige Dinge zu klären: Wie passiert die Verteilung der Flüchtlinge auf die Landkreise und die Kommunen, wie läuft das Anerkennungsverfahren ab, welche Leistungen erhalten die Asylsuchenden, welche kulturellen und religiösen Unterschiede gibt es, welche Aktivitäten und Aufgaben sind gegen Langeweile und Frust sinnvoll, wie wird die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer und Helferinnen organisiert, und letztlich für jeden, der helfen will: „Wie kann ich mich einbringen?“

Diesen Fragen geht eine Diskussionsrunde am Freitag, 20. März, nach. Die Initiative dazu hat die Offene Grüne Liste Pleidelsheim (OGL) ergriffen, teilt Uwe Rith mit. Beginn ist um 20 Uhr im Alten Rathaus in der Hauptstraße. Vor allem sollen auch Perspektiven diskutiert werden: Wie geht es nach einer Anerkennung weiter? Welche Visionen haben wir?

Auf dem Podium informieren und diskutieren: Gerlinde Bäßler, die in Asperg für die Grünen im Gemeinderat sitzt und beim dortigen Arbeitskreis Asyl aktiv ist, Heidi Gauch, die seit 25 Jahren in der Asyl-Integration arbeitet, unter anderem als Asylbezirksbeauftragte im Dekanat Ludwigsburg, Samuel Hartmann, Evangelischer Pfarrer in Pleidelsheim, Erol Schirin vom Fachbereich Asylbewerber im Landratsamt Ludwigsburg, sowie der Pleidelsheim Bürgermeister Ralf Trettner.