Die Erweiterung im Blick. In Ingersheim sollen 16 Hektar Gewerbefläche entstehen. Foto: Frank Wittmer

Die beiden Nachbarn Pleidelsheim und Ingersheim liegen im Clinch. Ingersheim will ein großes Gewerbegebiet errichten – dagegen hat der Nachbar etwas.

Pleidelsheim - N

ormalerweise sind Stellungnahmen zu Bauvorhaben ein Akt vornehmer Zurückhaltung. Gerade mit einer zu dezent formulierten Replik auf die Pläne des Verbands Region Stuttgart (VRS) zum interkommunalen Gewerbegebiet Ingersheim/Bietigheim hat sich Bürgermeister Ralf Trettner jetzt einen ordentlichen Rüffel seitens einer Gemeinderätin eingefangen. Christel Staudenmaier (WIR) wurde deutlich: „So geht’s nicht. Ich bin da schon etwas enttäuscht, wie unsere Betroffenheit in zwei dürren Sätzchen zum Ausdruck kommen soll. Da erwarte ich mehr Engagement, unseren klaren Auftrag auszuführen.“

Bei der erneuten Stellungnahme der Nachbarkommune zum Bebauungsplan „Bietigheimer Weg Süd“ des Zweckverbandes „Gewerbepark Bietigheimer Weg“ muss Trettner also auf mehrheitlichen Beschluss seines Gemeinderates die Ablehnung deutlicher ausdrücken – auch wenn er persönlich anderer Meinung ist. „Ich werde den Brief ganz sachlich schreiben – die Formulierung überlassen Sie mal mir.“ Zusammen mit Susanne Düding (CDU) stimmte der Schultes gegen die vorgebrachten Bedenken, die Mehrheit mit zehn Stimmen war dafür.

Teilweise wurden recht giftige Kommentare über den Neckar geschleudert, wie etwa von Albrecht Reuther (WIR): „Das ist eine Unverschämtheit, was der Ingersheimer Bürgermeister Volker Godel seinen Bürgern da antut.“ Es gebe „kein vernünftiges Verkehrskonzept“, zudem jammere Godel ständig wegen niedriger Steuereinnahmen, dabei seien diese in Ingersheim 2015 nach Abzug der Umlagen sogar um 40 Euro höher pro Einwohner als in Pleidelsheim ausgefallen.

Mit Sigrid Wildermuth meldete sich die dritte Vertreterin der WIR-Fraktion zu Wort: „Das ist eine verfehlte Politik, wir pflastern alles zu.“ Der Lkw-Verkehr habe trotz Durchfahrtverbot in der Hauptstraße weiter zugenommen.

Im Übrigen gibt es auch im Ingersheimer Gemeinderat eine Fraktion, die sich analog zu Pleidelsheim „Wir – Bürger für Ingersheim“ nennt. Und selbstredend haben auch hier die Volksvertreter den Gewerbepark der Region mit 16 Hektar Fläche abgelehnt. Die weitere Diskussion geriet zur Nabelschau: Welche Fehler man in der Vergangenheit gemacht habe oder eben auch nicht, als man die Nordumfahrung und das interkommunale Gewerbegebiet mit Murr abgelehnt hatte. Mit seinen 75 Hektar Größe hätte es die Gewerbeprobleme in der nördlichen Region Stuttgart lösen sollen, wurde aber vom Pleidelsheimer Gemeinderat immer wieder abgelehnt.

Trettner macht bis heute keinen Hehl daraus, dass er das Gewerbegebiet gerne gehabt hätte. „Dann hätten wir heute nicht das Problem, dass die Laster durch Pleidelsheim nach Ingersheim oder Bietigheim fahren müssen.“ Es sei nämlich nicht mehr kontrollierbar, mit welchem Ziel die Brummifahrer durch den Ort steuern. Die Ostumfahrung beweise allerdings, dass Umgehungsstraßen tatsächlich dazu beitragen, den Stau im Ort aufzulösen.