Foto: Werner Kuhnle/Grafik: Sabine Reich

Die Kandidaten für die Oberstenfelder Bürgermeisterwahl am 19. April stehen fest: Neun Bewerber haben sich bis Montagabend gemeldet.

Oberstenfeld - Bewegte Wochen liegen hinter den Verantwortlichen für die Oberstenfelder Bürgermeister-Wahl am Sonntag, 19. April. „Wir haben um 18 Uhr noch einmal gründlich im Briefkasten nachgeschaut“, erzählt Beate Hofer. Die Sekretärin des nach 24 Jahren scheidenden Amtsinhabers Reinhard Rosner hatte zuvor noch den Eingang der achten und neunten Bewerbung registriert. Mit Savvas Theodoridis und Klaus Tossenberger gaben nun auch Einheimische ihre Unterlagen ab (siehe Artikel auf dieser Seite).

Begonnen hatte die Bewerberfrist am 31. Januar. Hatte man mit dem Musikpädagogen Ulrich Raisch aus Stuttgart aufgrund dessen Vorankündigung (wir berichteten) schon fest gerechnet, entwickelte sich in den Wochen danach eine Dynamik, die zu dem stattlichen Bewerberfeld geführt hat. „Jetzt entscheidet der Wähler, er ist der Souverän“, sagte Reinhard Rosner kurz nach 18 Uhr. Als Vorsitzender des Wahlausschusses enthalte er sich jeglichen Kommentars über die Bewerbungen. Es gehe jetzt darum, die Vorstellungsrunden in Oberstenfeld, Gronau und Prevorst auch von der Zeiteinteilung her gleichermaßen attraktiv und informativ zu gestalten.

Aufseiten der Fraktionsvorsitzenden im Oberstenfelder Gemeinderat ist man über die Vielzahl der Bewerbungen zufrieden, nachdem sie immer wieder von Bürgern gefragt wurden, ob sich nicht „Leute vom Fach“, also Verwaltungsexperten, bewerben wollen. Ob dies jetzt, am Ende der Fall ist, darauf wollen Michael Meder (Freie Wähler), Wolfgang Streufert (CDU) und Günter Perlinger (SPD) ebenfalls keine Kommentare abgeben, da sie wie Rosner dem Wahlausschuss angehören.

Dass sich am Ende so viele Bewerber melden, hätte er nicht gedacht, betont der CDU-Chef Streufert. Es liege am Wähler herauszufinden, „wer wirklich zu Oberstenfeld passt“. Da müsse sich jeder seine eigene Gedanken machen. Streufert hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung. „Die Wertigkeit des Amtes verdient eine Beteiligung von mindestens 60 Prozent.“

Ob sich einer der Kandidaten im ersten Durchgang durchzusetzen vermag, wagt der Freie Wähler-Fraktionsvorsitzende Michael Meder zu bezweifeln. „Es dürfte schwierig werden – es wird wohl zu einem zweiten Wahlgang am 10. Mai kommen.“ Theoretisch könnte dann noch ein neuer Bewerber seinen Hut in den Ring werfen. „Aber das ist selten.“

Auf die Gelegenheiten, sich ein Bild über die Kandidaten machen zu können, verweist der SPD-Fraktionschef Günter Perlinger. Er geht davon aus, dass sich die Wähler stark an der Persönlichkeit orientieren.

Die Bewerbung des 54-jährigen Ulrich Raisch ist die 17. als Bürgermeisterkandidat in seiner Laufbahn. Der Musikpädagoge versteht die Schulteswahlen als gute Gelegenheit, Informationen aus erster Hand zu bekommen. Das CDU-Mitglied kandidierte erstmals im Jahr 2008 in Affalterbach.

Etwa zwei Wochen später, Mitte Februar, bekundete der Spiegelberger Silvio Zöllner seine Bereitschaft, Reinhard Rosner beerben zu wollen. Der 35-Jährige ist Bankkaufmann und als Teamleiter in einem Logistikunternehmen tätig. Der verheiratete Vater zweier Kinder im Alter von 17 und elf Jahren sieht das Wirtschaften als persönliche Stärke an.

Als dritter Bewerber erklärte sich wenig später Michael Greco bereit, Bürgermeister in Oberstenfeld werden zu wollen. Der 46-Jährige wohnt mit seiner Frau in Ostfildern, ist unter anderem Diplom-Sozialpädagoge und arbeitet als Bildungsbegleiter im Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus in Stuttgart, wo er Jugendliche berät.

Vierter im Bunde ist der Marbacher Andreas Roll. Der 47-jährige Familienvater hat bereits bei den Grünen als Bundestagskandidat Erfahrung gesammelt und ist für diese Partei in Kreistag und Kliniken-Aufsichtsrat vertreten. Der Fachreferent einer Krankenkasse verfügt über ein abgeschlossenes Diplom-Studium der Verwaltungswissenschaft. Das hat er an der Uni Konstanz mit den Schwerpunkten Innenpolitik und Verwaltungsmanagement absolviert.

Noch mal gehörig Fahrt nahm die Bewerberrunde in der vergangenen Woche auf. Der 30-jährige ledige Markus Kleemann, Parlamentarischer Referent der CDU-Landtagsabgeordneten Friedlinge Gurr-Hirsch, bekundete seinen Willen zur Kandidatur, erbat sich aber noch einige Tage Bedenkzeit. Der Nordheimer, der nach dem Abitur ein verwaltungswissenschaftliches Studium in Konstanz absolvierte, machte dann am Freitag einen Knopf dran und sagte endgültig zu.

Das taten auch die Bewerber Marcus Kohler und Dirk Machanek, die sich am selben Tag der Öffentlichkeit präsentierten. Der 44-jährige Kohler ist Geschäftsführer des Unternehmens Infinit in Ludwigsburg. Mit seiner Frau betreibt er die Firma, die eine Personal- und Managementberatung anbietet. Dass er keine Ausbildung in der Verwaltung hat, sieht Kohler nicht als Nachteil an. Er verweist auf sein wirtschaftswissenschaftliches Studium und seine Fähigkeit, sich schnell überall einarbeiten zu können.

Der Rechtsanwalt Dirk Machanek ist 39  Jahre alt. Auch der Jurist in einer Kanzlei in Ludwigsburg hat nicht die klassische Verwaltungbahn durchlaufen, sieht das jedoch eher als Vorteil an. Als Grund gibt Machanek an, Sachverhalte eher aus Sicht der Bürger betrachten zu können. Der Vater zweier Kinder im Alter von acht und elf Jahren fühlt sich im Landkreis stark verwurzelt, stammt er doch aus Remeck und hat in Ludwigsburg sein Abitur gemacht.