An der Schule in Bogotá wird viel für die Gemeinschaft getan. Foto: Jana Bauer

Die Prevorsterin Jana Bauer absolviert ein freiwilliges Jahr an einer Schule in Bogotá in Kolumbien. Bei einem Ausflug am Amazonas hat sie Anakondas gesehen.

Oberstenfeld-Prevorst/Bogotá - Während in Deutschland die Temperaturen unter Null Grad sinken, spürt man hier in Bogotá überhaupt nicht, dass inzwischen November ist. Allerdings fängt die Vorweihnachtszeit schon Ende Oktober an, sodass meine Familie den Weihnachtsbaum schon sehr früh aufstellte. Das ist auch kein Problem, denn es gibt hier nur Plastikbäume. Was auch sehr wichtig ist bezüglich Weihnachtsdekoration ist die Krippe. Wobei diese in Deutschland aus den Hirten, Königin und der Jesusfamilie besteht, finden sich in der kolumbianischen Version neben den genannten Figuren ein Batman, Spielzeugautos und Stofftiere wieder.

Seit einiger Zeit ist auch ganz Bogotá in ein Meer von Lichtern und Weihnachtsbäumen getaucht – nachts ist die ganze Stadt erleuchtet. Ein wichtiges Ereignis, das offiziell die Weihnachtszeit einleitet, ist die ‚noche de las velitas’, also sozusagen die Nacht der Kerzen, die jedes Jahr am 7. Dezember gefeiert wird und bei der man sich mit der ganzen Familie trifft. Traditionell geht man vor das Haus auf die Straße und zündet bunte Kerzen an, was von Gebeten begleitet wird. In der Nachbarschaft werden Wein und Kekse geteilt, und es wird Musik gespielt und getanzt bis spät in die Nacht hinein. Um auch ein bisschen die deutschen Weihnachtstraditionen miteinzubringen, habe ich meiner Familie vorgeschlagen, gemeinsam Plätzchen zu backen, was dann insgesamt fünf Stunden gedauert hat, weil immer wieder neuer Teig gemacht werden wusste, aufgrund der Vielzahl von Familienmitgliedern die mit der Zeit hinzugekommen sind und helfen wollten.

Das Highlight dieses Monats war die Reise in den Amazonas-Regenwald. Gereist bin ich mit einer Gruppe von circa 40 AFS-Freiwilligen und Austauschschülern, wobei der Großteil aus Italien und Thailand kam. Start der Reise war der südlichste Punkt Kolumbiens, eine Kleinstadt namens Leticia, die sich am Ufer des Amazonas befindet, an der Stelle an der Kolumbien mit Peru und Brasilien ein Dreiländereck bildet.

Die Nähe zum Äquator machte sich durch eine schwüle Hitze unangenehm bemerkbar, sodass man schon nach zwei Minuten ohne sich überhaupt zu bewegen, heftig zu schwitzen begann.

Den ersten Tag der insgesamt viertägigen Reise verbrachten wir in einem Urwald-Camp in Peru, indem wir eine Nachtwanderung durch den Regenwald unternahmen und Piranhas fischten. Der Amazonas ist nicht nur der längste Fluss der Welt, sondern auch der einzige, in dem rosa Delfine zu finden sind. Somit bildete das Baden mit Delfinen einen weiteren Höhepunkt der Reise. Es gibt im Regenwald allerdings nicht nur eine große Vielfalt an Tieren, sondern auch viele indigene Stämme, von denen einige bis heutzutage noch nicht entdeckt wurden. Sie haben keinen Kontakt zur Außenwelt. Wir besuchten ein indigenes Dorf, welches von dem Stamm der Ticuna bewohnt wird. Von ihnen lernten wir die Sprache und traditionelle Tänze. Da diese Amazonas-Tour natürlich von vielen Touristen jährlich gemacht wird, waren einige der Menschen der von uns besuchten Dörfer auch nicht allzu begeistert, dass schon wieder Ausländer kommen und sie bestaunen. Nichtsdestotrotz war es eine einzigartige Erfahrung dieses Leben in Mitten von Anakondas und Affen mitzuerleben. Mein Spanischkurs an der Universität hat mit einem Abschlussessen unter allen ausländischen Schülern geendet, wozu wir aufgefordert wurden typisches Essen für Weihnachten oder Silvester vorzubereiten. Uns als Deutsche ist aber nichts Besseres eingefallen als Kartoffelsalat mit Fleischküchle, Apfelpfannkuchen und deutsches Bier. Schlussendlich entstand somit ein Buffet mit Gerichten aus 23  verschiedenen Ländern. Gegessen wurde alles von Hühnerherzen aus Brasilien bis koreanischem Sushi.

Da die Schule, an der ich arbeite, anders ist als reguläre Schulen, beginnen die Ferien zum Ende des Schuljahres viel später. Während meine Gastgeschwister schon seit Mitte November Ferien haben, hörte die Schule für meine Schüler erst gegen Anfang Dezember mit einem gemeinsamen Ausflug in den Freizeitpark auf. Aber auch ohne Unterricht habe ich noch bis Heiligabend gearbeitet. Am 15. Dezember begannen nämlich die sogenannten Novenas.

Neun Tage vor Weihnachten wird angefangen, jeden Tag ein biblisches Ritual zu beten, meistens mit der Familie, aber in meinem Fall mit circa 300 Kindern aus der Nachbarschaft, in der meine Schule liegt. Wir haben also neun Tage nicht nur mit ihnen gebetet, sondern waren auch miteinander kreativ.