Das Lesecafé mit Bürgermeister Markus Kleemann und Büchereileiterin Suzana Krahl (Mitte) sowie Gemeinderäten Foto: Oliver von Schaewen

In der Bücherei ist ein Lesecafé eingeweiht worden.

Oberstenfeld - Die Oberstenfelder sind um eine Attraktion reicher. Das Lesecafé in der Ortsbücherei hat am Freitag seine Pforten geöffnet. Ganz oben, im Dachgeschoss ist eine gemütliche Ecke mit roten Sofas und netten Tischchen zum Abstellen der Tasse Kaffee entstanden. Die Bücherei hat damit einen Raum zum Rückzug, aber auch zur Begegnung. Eine Art Wohnzimmer zum Verweilen.

Die Gemütlichkeit übertrug sich am Freitag auch auf die ersten Gäste. Der Bürgermeister Markus Kleemann und die Büchereileiterin Suzana Krahl freuten sich, dass sechs Gemeinderäte der Einladung gefolgt waren. Rolf Lutz, Werner Lämmle und Hanns-Otto Oechsle von der SPD sowie Monika Bächle, Ursula Keppler und Karlheinz Massa von der CDU. Dass von den Freien Wählern niemand gekommen war, sei Beruf und Urlaub geschuldet, erklärte der Fraktionschef Michael Meder auf Nachfrage. „Wir finden es auch gut, dass es in der Bücherei einen solchen Raum gibt.“

Die Idee für ein solches Café sei ihm schon im Wahlkampf 2015 gekommen – allerdings sei die Haushaltslage so schlecht gewesen, dass man es verschieben musste, sagte Markus Kleemann, der die Kosten für die Einrichtung und die Renovierung auf rund 2900 Euro bezifferte. „Das ist okay – dafür, was wir damit realisieren konnten.“ Kleemann lobte das Team von Suzana Krahl, das mit relativ wenigen Mitteln viel geschaffen habe.

Bis vor wenigen Monaten herrschte noch Leerstand im Obergeschoss. „Wir beobachten, dass immer mehr Menschen nicht zum Ausleihen kommen, sondern mit nach einem Raum suchen, in dem sie in Ruhe lesen oder sich mit anderen treffen können“, erzählt Suzana Krahl. Unten hielten sich die Kinder auf, „da ist dann Party“. Im Dachgeschoss, das mit einem Stahlgeländer abgesichert wurde, können etwa Mütter ohne ihre Kids in Ruhe entspannen. „Wir haben extra keine Uhr angebracht, man soll die Zeit vergessen können.“ Jetzt also finden alle diejenigen einen Rückzugsort, die so etwas bisher mit einer Tasse Kaffee in der Hand vergeblich suchten. Übrigens war der Kaffeeautomat laut Suzana Krahl schon vor eineinhalb Jahren angeschafft worden, quasi als „Versuchsphase“.

Die Ortsbücherei ist mit rund 85 000 Ausleihen jährlich stark frequentiert. „Uns freut die Entwicklung unserer Bücherei zum Treffpunkt“, sagte Markus Kleemann. Denn was passe besser zu einem Ort des Wissens und der Kreativität als der Austausch mit anderen Menschen im angeregten Gespräch. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass es den freien und gleichberechtigten Zugang zu Büchern und anderen Medien noch gar nicht so lange gebe, wie man vielleicht vermute. Hanns-Otto Oechsle unterstrich dies, indem er auf das Leseverbot hinwies, das für einfache Bürger noch vor etwa 500 Jahren galt.