Unter Manfred Läpple stieg die Einwohnerzahl von 1800 auf 8000 – Oberstenfeld bewahrte sich aber seine landschaftlichen Reize. Foto: Oliver von Schaewen

Der Altbürgermeister und Ehrenbürger Manfred Läpple feiert am Sonntag seinen 90. Geburtstag.

Oberstenfeld - Von seiner Terrasse aus blickt Manfred Läpple gerne hinüber zum Lichtenberg. „Den Wald habe ich für die Gemeinde gekauft“, sagt der ehemalige Bürgermeister. „Ortsbildprägend“ sei er und neben dem Bau der Teilortsumgehung Ende der 1980er-Jahre eine der wichtigen Entscheidungen, die er mit dem Gemeinderat getroffen habe. Am Sonntag wird der ehemalige Bürgermeister 90 Jahre alt. Die Gemeinde gibt für ihren Ehrenbürger im Bürgerhaus einen öffentlichen Empfang mit geladenen Gästen. Ein Anlass zurückzublicken auf die 38-jährige Dienstzeit, in der Manfred Läpple den Ort von 1953 bis 1991 geprägt hat und die Einwohnerzahl von 1800 auf 8000 hochschnellte.

Eine Schule gab’s 1953 noch nicht. „Die Kinder waren damals im ersten Stock, ich arbeitete im zweiten“, erinnert sich Läpple an den Bau der Schule, die im Jahr 1955 mit einem großen Akt eingeweiht worden ist. Ein Bild im Fotoalbum Läpples zeigt, wie Bürger in einer großen Schar vom Rathaus zum Schulgelände hinüberliefen. „Mir war klar, dass die Gemeinde 8000 Einwohner brauchte, um die Arztversorgung sicherzustellen und die öffentlichen Einrichtungen auszulasten“, sagt der Altschultes im Rückblick. Die Hauptaufgabe bestand deshalb meistens aus Bauprojekten. Die Gemeindehalle, die Ortsbücherei und eben die vielen Neubaugebiete machten aus Oberstenfeld eine recht wohlhabende Kommune – die Eingemeindung von Gronau und Prevorst im Jahr 1972 erwies sich als wichtiger Meilenstein in der Ortshistorie. „Wir waren sehr sparsam und haben nur das getan, was notwendig war“, sagt Läpple, der nach fast vier Jahrzehnten im Amt froh war, die Geschicke in die Hand seines Nachfolgers Reinhard Rosner legen zu können.

Als Kind und Jugendlicher wuchs Manfred Läpple während des Nationalsozialismus in Eglosheim auf. Er besuchte das Mörike-Gymnasium in Ludwigsburg und wurde mit 15 Jahren als Flakhelfer auf dem Dach von Bosch in Feuerbach eingesetzt, später bei Daimler in Sindelfingen. Die gesamte Klasse war im Einsatz: „Wir lebten in Baracken“, erinnert sich Läpple, der nach zwei Jahren das Not-Abitur zugesprochen bekam und sich für die Verwaltungslaufbahn entschied. Er absolvierte diese Zeit im Tammer Rathaus und im Landratsamt Ludwigsburg, bevor er 1953 nach zweijähriger Beschäftigung in der Gemeindeaufsicht des Landratsamts in Oberstenfeld kandidierte. „Für mich war es erstrebenswert, Bürgermeister zu werden“, sagt Läpple zu seiner Entscheidung. Er war 25 Jahre alt und trat gegen neun Mitbewerber an. Die Stichwahl entschied er mit 52,7 Prozent für sich. Seinen Führungsstil im Rathaus beschreibt Läpple mit den Worten: „Ich hab geschaut, dass jeder seine Arbeit gut macht – ich hab schon etwas verlangt.“

Mit dem neuen Bürgermeister nahm die Gemeinde einen rasanten Aufschwung. Dass sie bei der nicht unumstrittenen Teilortsumgehung zum Zuge kam, führt Manfred Läpple auch auf seine guten Beziehungen zum damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth zurück. „Es hat geholfen“, sagt er auf Nachfrage. Späth hatte seine Karriere in der damals noch eigenständigen Gronauer Verwaltung begonnen. Von der Zeit ist der Spruch des Gronauer Amtskollegen Karl Bihr überliefert, den Läpple immer wieder gerne erzählt: „Ich hab‘ einen Lehrling, der hält den ganzen Tag die Gosch ned, aber gescheit ist er.“ Die CDU habe seine Interessen am besten vertreten, begründet der Altschultes seine langjährige Parteizugehörigkeit.

Für die Christdemokraten saß Manfred Läpple auch von 1971 bis 1999 rund 28 Jahre lang im Kreistag. Als die AVL wegen eines gescheiterten Deponierückbaus in der Schuldenfalle saß – „ich hab als einer der ersten den Finger gehoben“ –, entwickelte Läpple mit der Kreisverwaltung ein Sanierungskonzept. Mit den beiden anderen beiden „Manfreds“, dem Bietigheimer OB List und dem Murrer Bürgermeister Hollenbach, verbindet Läpple auch heute noch eine herzliche Freundschaft.

Im Ruhestand hat Läpple gemeinsam mit seiner vor zwei Jahren verstorbenen Frau viele Länder besucht: Alaska, Australien und China bildeten das Kontrastprogramm zum Bottwartal. Wegzuziehen kam für ihn nie infrage: „Ich bin mit Oberstenfeld verwachsen“, sagt der Jubilar, dessen Tochter Ingrid einen Steinwurf weit entfernt wohnt und nach dem Vater schaut. Zwei Enkel und drei Urenkel haben den Familienstammbaum wachsen lassen. Manfred Läpple hält sich derweil täglich mit einstündigen Spaziergängen durch den Wald fit. Außerdem liest er mehrere Zeitungen und verfolgt über die Medien das politische Tagesgeschehen. Dem Bürgermeister Markus Kleemann attestiert der Altschultes eine gute Arbeit: „Er gibt sich viel Mühe.“