Jubelnde Oberstenfelder und ein enttäuschter Markus Rossmeier (rechts) – die Gefühlswelten nach der Schlusssirene. Foto: avanti

Die Handballer des SKV Oberstenfeld bezwingen die SG Schozach-Bottwartal mit 27:25 (13:13).

Oberstenfeld - Junger Vater, was war das mal wieder für ein Derby! Eine randvolle Sporthalle in den Bäderwiesen, Riesenstimmung in beiden Fanblocks bereits eine halbe Stunde vor Spielbeginn und eine bis zum Schluss spannende Partie zwischen den Württembergliga-Handballern des SKV Oberstenfeld und der SG Schozach-Bottwartal. Dass die Hausherren am Ende mit 27:25 (13:13) die Nase vorn hatten, war zum einen dem nötigen Quäntchen Glück geschuldet – da waren sich beide Trainer einig – und zum anderen den entscheidenden Toren in der Schlussphase von Sebastian Sauerland, der erst acht Tage vor dem Spiel zum zweiten Mal Vater geworden war. „Ehrlich gesagt war ich zum Teil mit dem Kopf woanders, weil meine Frau mit beiden Kindern alleine zu Hause ist. Aber es kommt ja darauf an, die wichtigen Tore zu machen“, sagte Sauerland lachend. „Es freut mich vor allem für die Jungs in meinem Team. Für mich ist das ja eigentlich ein Spiel wie jedes andere. Aber gewinnen macht immer Spaß, erst recht vor so einer Kulisse. Da hänge ich gerne noch ein Jahr dran“, bestätigte der 37-Jährige auch gleich seinen Verbleib beim SKV Oberstenfeld.

Dabei schien in der Schlussphase zunächst die SG Schozach-Bottwartal die besseren Karten zu haben. Bei einer 23:21-Führung hatten die Gäste Ballbesitz. „Doch dann liefen gleich mehrere Aktionen gegen uns“, analysierte Trainer Tobias Klisch später. Zum einen setzte Sven Kroll in zwei Angriffen am Stück seine Rückraumwürfe über das Tor, während auf der anderen Seite jeweils ein Abpraller bei Julian Tudisco landete. „Markus Rossmeier war in beiden Fällen schon zum Konter gelaufen, dadurch hatte Tudisco freie Bahn“, erklärte Klisch. Zu allem Überfluss leistete sich Tobias Deuring einen Fangfehler, und ein Wurf von Dennis Saur sprang von der Unterkante der Latte aus dem Tor. Aus der 23:21-Führung für die SG wurde somit ein 26:23 für den SKV.

Die durch die SG-Fehler begünstigte Führung hätten die Oberstenfelder fast noch hergeschenkt. Beim 26:25 eine halbe Minute vor Schluss fehlten Markus Rossmeier nur Zentimeter, um den Ball abzufangen und einen Konter zu laufen. Doch die Oberstenfelder blieben in Ballbesitz, und Sauerland setzte den Schlusspunkt zum 27:25. „Beide Teams haben sich heute gegenseitig Geschenke gemacht, wir hatten am Ende das Glück, im richtigen Moment zu treffen“, urteilte SKV-Coach Michael Walter. „Das Spiel hatte sicher nicht absolutes Top-Niveau. Aber es war spannend, umkämpft, aber nicht unfair, und am Ende ist im Derby der Sieg das Wichtigste.“

In der Tat spielte sich die stimmungsmäßig heikelste Szene des Abends auf der Tribüne ab. Die SG-Fans hatten ein Banner an der Hallenwand befestigt mit der Aufschrift „Spielt so, wie wir saufen: leidenschaftlich und über dem Limit“. Dieses wurde zu Beginn der zweiten Halbzeit von einem Ordner abgerissen und zerstört. SG-Spieler Philipp Kroll, der verletzungsbedingt auf der Tribüne saß, bekam die Szene aus nächster Nähe mit: „Es ist einerseits immer die Frage, ob Gäste-Fans in fremder Halle Banner aufhängen dürfen. Andererseits haben die Jugendlichen sich in ihrer Freizeit ein paar Stunden hingesetzt und das gemalt. Da muss man es nicht zerstören. Aber die Gemüter hatten sich ja nach zwei Minuten beruhigt, und alle konzentrierten sich wieder aufs Spiel.“

Das war auch viel zu spannend, als sich mit einem Streit um ein zerrissenes Banner aufzuhalten. „Letztlich haben wir ein paar Fehler zu viel gemacht. Das ist bitter, weil wir uns extrem viel vorgenommen hatten. Aber ich kann niemandem einen Vorwurf machen, alle haben sich 60 Minuten lang zerrissen“, fasste Tobias Klisch zusammen. Und sein Kollege Michael Walter bestätigte: „Die Partie hätte in beide Richtungen kippen können. Wir freuen uns natürlich, dass wir beide Derbys in dieser Saison gewonnen haben. Jetzt ist dieser Fluch endlich mal weg.“

SKV Oberstenfeld:
Neumann, Uhl – Tudisco (4), M. Koch (2/1), Goller (1), Bütner, F. Koch (9/1), Cakar (3), Selcho (2), Lehmann, Teske (1), Leistner, Sauerland (5). SG Schozach-Bottwartal:
Rizk – S. Kroll, Schmitz (4), Lindner, Volz (3), Ziegler, Zieker (2), Schilpp, Saur (3), Rossmeier (1), Keller, Deuring (3), Zluhan (9/4).