Unser Fotograf Ralf Poller ist in der Terrornacht beruflich m Pariser Stadion gewesen. Foto: avanti

Unser Fotograf Ralf Poller ist in der Terrornacht beruflich in Paris gewesen. Der Oberstenfelder berichtet, was und wie er die Nacht erlebt hat.

Oberstenfeld - Wenn es sich irgendwie machen lässt, dann reist unser Fotograf Ralf Poller zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaft. Innerhalb von Deutschland auf jeden Fall, ins europäische Ausland meistens. Die Nacht des Terrors hat der Oberstenfelder in Paris erlebt – im Stadion beim deutsch-französischen Freundschaftsspiel. Dass er wieder heil daheim im Bottwartal angekommen ist, darüber ist er froh. Die Stunden in Frankreich wird er aber so schnell nicht vergessen. „Auch wenn die Menschen nach meinem Empfinden noch relativ gefasst und gelassen mit der Situation umgegangen sind“, sagt er. „Massenpanik und Hysterie habe ich nicht erlebt.“

Der Trip nach Paris beginnt am Donnerstag schon anders als geplant. Wegen eines Personenschadens kommt Poller mit dem TGV mit acht Stunden Verspätung in der französischen Metropole an. Von der Bombendrohung in der Mannschaftsunterkunft der Deutschen erfährt er über das Internet. „Aber das packt man gedanklich dann auch gleich wieder weg.“

Im Stade de France steht der Oberstenfelder Fotograf in der ersten Halbzeit hinter dem Tor der Franzosen, als die erste Explosion zu hören ist. „Es war ein Mordsknall. Selbst der Boden hat etwas gebebt, aber ich dachte mir nichts dabei, weil Fans vor den Stadien immer mal wieder Böller loslassen“, erzählt Ralf Poller. Als es dann ein zweites Mal knallt, ist dem Fotografen jedoch klar, dass irgendetwas nicht stimmt. „Im Unterbewusstsein dachte ich an eine Bombe, aber ich hatte keine Info und fokussierte mich dann wieder aufs Spiel.“

Auch in der Halbzeit bekommt der Oberstenfelder noch nichts von den Ereignissen mit. „Ich habe meine Bilder rausgeschickt und keine Panik gespürt.“ Nach dem Seitenwechsel erzählte ihm ein deutscher Kollege, der neben ihm saß, dass ein Selbstmordattentäter sich in die Luft gesprengt hatte und es 18 Tote gegeben habe. Zeitgleich erreicht Poller eine Nachricht seiner Ehefrau. „Sie war die ganze Zeit über eigentlich besser informiert als ich.“

Nach dem Abpfiff geht Poller in den Presseraum, um Bilder zu bearbeiten. Als es heißt, dass Zuschauer auf den Rasen flüchten, geht auch er wieder ins Freie. Der DFB empfiehlt den deutschen Journalisten, aus Sicherheitsgründen im Stadion zu bleiben. Poller beratschlagt sich mit Kollegen, recherchiert im Internet und ist in ständigem Kontakt mit der Familie und Freunden. „Ich war nur noch am Whats-App Schreiben.“ Sein Hotel liegt im zehnten Arrondissement, also jenem Bezirk, in dem ebenfalls ein Anschlag verübt worden ist. „Wir wussten nicht, wie wir sicher dorthin kommen“, erzählt Poller. Ein deutscher Kollege hatte sein Hotel nur drei Minuten vom Stadion entfernt, und gegen 2 Uhr macht sich Poller mit anderen zusammen dorthin auf. An der Rezeption bittet er, in seinem Hotel in der Nähe des Bahnhofs anzurufen und die Lage zu sondieren. „Als die sagten, dass es bei ihnen ruhig ist, bin ich mit einem Taxi zu mir ins Hotel gefahren.“

Angst? Nein, die habe er nicht gehabt. Im Stadion habe man sich aufgrund der vielen Sicherheitskräfte sicher gefühlt. Aber in der Stadt, während der Taxifahrt in das eigene Hotel, sei ihm dann schon mulmig gewesen, gibt Ralf Poller zu. „Überall war Blaulicht, überall sind nur Krankenwagen gestanden.“ Umso erstaunter war Ralf Poller dann, als er nach drei Stunden Schlaf gegen 7 Uhr in den Bahnhof ging. „Ich hatte damit gerechnet, dass ich kontrolliert werde und auf dem Bahnhof Polizei oder Militär ist, aber da war überhaupt nichts.“

Am Dienstag wird Ralf Poller bereits wieder zum nächsten Spiel der Deutschen nach Hannover fahren und fotografieren. „Die Ereignisse in Paris halten mich nicht davon ab“, sagt er. „Wir dürfen vor dem Terror nicht einknicken.“