Märchenhaftes Flair haben die Tänzerinnen auf der Straße verbreitet. Foto: Werner Kuhnle

Das erste Straßentheater-Festival in Oberstenfeld hat bei idealem Wetter viele Zuschauer angezogen. Das Motto „1001 Nacht“ kam stimmungsvoll zum Ausdruck.

Oberstenfeld - Es war einmal ein Tal der Liebe, das feierte ein besonderes Jubiläum“, wandte sich der Bürgermeister Markus Kleemann in Märchenerzählermanier im Zentrum seiner Weinbaugemeinde zu fortgeschrittener Stunde an die Bevölkerung. Zu Ehren von „1000 Jahre Stift Oberstenfeld“ habe man dort mit einem Märchen aus Tradition und Kultur die Herzen erfreuen wollen. Sein strahlender Blick geht auf die Freitreppe, die von der Stiftskirche zum Ortskern führt und voll mit gut gelaunten Menschen jeden Alters belegt ist. Ebenso die angrenzende Straße.

Der Bürgermeister ist nach eigener Aussage überwältigt, wie viele Menschen am Samstagabend das erste Straßentheaterfestival, betitelt „1000 und eine Nacht“, aus den Stuben gelockt hat. Auch Monika Streicher, Vorsitzende des Kulturvereins Oberes Bottwartal, der das Fest organisiert hat, findet kaum Worte für die quirlige Atmosphäre. „Wir haben mit gut 100 oder 200 Gästen gerechnet“, so hätten sie und ihr Planungsteam während der Vorbereitungen gemutmaßt, nun sei ein Vielfaches gekommen. Es war ihr Traum gewesen, der den Keim des Spektakels gelegt hatte. Die Gemeindeverwaltung habe sie gefragt, ob der Verein eine Veranstaltung zum Jubiläumsjahr beisteuern wolle. Monika Streicher brachte ihre Begeisterung für Straßentheater ein und mit ihrer Illusion, so etwas in Oberstenfeld realisieren zu können, konnte sie ihre Mitstreiter animieren, es anzupacken.

Der blaue Himmel schenkte zu Beginn am Spätnachmittag sommerwarme Atmosphäre und eine klare Mondsichel mit Sternenreigen zu später Feststunde. Getragen haben den Zauber ortsansässige Sponsoren und der Bund der Selbstständigen (BdS): Viele von ihnen säumten nicht nur das Treiben auf der Großbottwarer Straße, sondern hatten durch die Organisation des BdS bis 22 Uhr geöffnet. Leibliche Stärkung mit selbst Hergestelltem, süß und pikant, wurde angeboten. Die Feuerwehr bewirtete ebenfalls und sorgte gemeinsam mit dem Roten Kreuz für Sicherheit.

Aber damit nicht genug. Professionelle Straßenkünstler boten ein vielfältiges, für die Besucher kostenloses Programm auf erstklassigem Niveau. Hautnah, zum Teil mehrmals, stellten sie ihre Kunst an drei Spielorten zur Schau: an der „Pergola“ am Beginn der Großbottwarer Straße, an der Freitreppe und etwas abseits vor dem Bürgerhaus. Die Schüler der Musikschule Marbach-Bottwartal musizierten Historisches auf Flöten, Violinen und Gitarren.

Graziös verzauberten Tänzerinnen des Ballett Atelier Boos den Asphalt in Sphären aus 1001 Nacht. Aus der Schweiz war Dottore Antonio Caradonna angereist, der das Publikum mit Stuntcomedy zum Staunen und Lachen brachte. Ebenso faszinierten Rebecca und Sebastien aus Italien als Izimagic Duo mit spaßiger Improvisations- und Illusionsshow.

Zauberhaft bezog auch der Hemminger Fedor die Zuschauer in seine Magie mit ein. Selina-Yasira tanzte schwungvoll im bunt glitzernden Kostüm ihren orientalischen Tanz. Die beiden Quatschmacher des WallStreet-Theatres unterhielten mit feinstem skurrilen englischen Humor. Allerorts vernahm man neben viel Applaus Gelächter und Zuspruch. „Das ist wirklich große Klasse“, schwärmte nicht nur ein Besucher.

Mit der Dämmerung wurde die Stimmung imaginärer. 1000 Feuer brannten in bunten Gläsern am Rand des Geschehens, ein Grüppchen strahlte gar als „Hallo 1000“. Ein wenig Melancholie spendete Marleen Streicher in ihrem Licht-Schatten-Tanz. Miigaa spielte in ihrer Feuerakrobatik elegant mit brennenden Elementen bis zur aufflammenden 1000 als Höhepunkt. Zum passenden Ausklang bis spät in die Nacht spielte das Trio Des Geyers schwarzer Haufen. Mit zahlreichen Instrumenten begeisterten sie mit mehrstimmigem Gesang aus ihrem Repertoire, das höfische Minne und mittelalterliche Klänge ebenso bot wie Musik aus dem 19. Jahrhundert.

„Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir so etwas wiederholen“, meinte der Schultes Markus Kleemann am Ende. Man brauche dafür aber wieder genug Sponsoren. Zudem könne er sich vorstellen, dass noch mehr Buden entlang der Straße aufgebaut würden. Auch Monika Streicher ist grundsätzlich offen für eine Wiederholung des Straßentheaterfestivals.