Marcus Kohler (rechts) ist sich sicher:; Kommuniaktion ist das A und O. Foto: Frank Wittmer

Bürgermeister-Kandidat Marcus Kohler setzt im Wahlkampf auf Kommunikation. Am Freitag hatte er in den Ochsen eingeladen.

Oberstenfeld - A

uf dem Podium wirkt Marcus Kohler mitunter wie der knallharte Typ aus der Wirtschaft. Ganz anders im persönlichen Gespräch mit den fünf Gästen im Gasthof zumOchden. Es wird rege diskutiert, Kohler hört aufmerksam zu und macht sich Notizen. Zwischendurch will der Bürgermeisterkandidat beim Apfelschorle immer wieder „die Themen abarbeiten“, kommt aber oft nicht über den ersten Satz raus. Aber es geht an diesem Abend auch gar nicht darum, Statements loszuwerden. Die kennen die Oberstenfelder schon, zumindest die kleine Runde, die am Freitag zusammengekommen ist. „Wir waren bisher auf jeder Veranstaltung“, sagt ein älteres Ehepaar, das sich ebenfalls Notizen gemacht hat, die sie dem Kandidaten mitgeben wollen.

Das direkte Gespräch schafft Vertrauen, davon ist Kohler überzeugt. So will er es auch als Bürgermeister halten. „Die Kommunikationswege sind oft viel zu kompliziert. Man kann als Bürgermeister nichts verordnen, aber vieles anregen.“ Beruflich vermittelt Kohler Führungspersönlichkeiten für namhafte Firmen, im Jargon wird diese Tätigkeit „Headhunter“ genannt. Auch in Oberstenfeld will Kohler „agile Menschen für wichtige Aufgaben in der Gemeinde gewinnen“. Dass er als Verwaltungsfremder bei manchen Rathausmitarbeitern etwas „Bauchgrummeln“ auslöse, wie eine Diskutantin behauptet, sieht Kohler als nicht problematisch an. „Die Kommunikation ist das A und O. Ich denke, dass ich da ein anderer Mensch bin“, sagt Kohler, auf die „Steinheimer Verhältnisse“ angesprochen, die er aber nicht kommentieren will.

Ein Bewerber von außerhalb, der neutral die Verhältnisse analysieren kann, weil er nicht in die Strukturen im Ort eingebunden ist, würde auf jeden Fall „frischen Wind“ bringen, ist sich die Runde einig. „Für die Jungen wird ja viel getan“, sagt eine Teilnehmerin. „Aber wenn man hier vor 50 Jahren sein Häusle gebaut hat, dann stirbt der Partner und man hat kein Auto? Hier sehen die Alten echt alt aus!“ Marcus Kohler ist vorsichtig: „Es gibt keine einfachen und schnellen Antworten. Oberstenfeld ist gut aufgestellt von der Kinderbetreuung, den Einzelhandel bis hin zur Gesundheitsversorgung. Man hat schon alles hier, aber ist das in 20 Jahren noch so?“

Kohler kommt dann doch dazu, einige Standpunkte darzulegen. Dass die jungen Leute abwandern, lasse sich eher dadurch lösen, mehr Arbeitsplätze am Ort zu halten, als die Verkehrsverbindungen zu verbessern, so die Meinung des BM-Kandidaten.

Auch für die von ihm gewünschte weiterführende Schule gebe es keine schnelle Lösung. Hier will Kohler, der im Elternbeirat und Förderverein an seinem Wohnort Oßweil aktiv ist, auch erst mal die richtigen Personen gewinnen. Wenn sich eine Gemeinschaftsschule mangels Anmeldezahlen nicht verwirklichen lasse, könne man ja über eine berufliche Schule in den Räumen der Lichtenbergschule nachdenken.

Der 44-Jährige lässt durchblicken, dass er das Bürgermeisteramt in Oberstenfeld ähnlich lange wie der jetzige Amtsinhaber Reinhard Rosner ausüben will. Auch mit Ex-Bürgermeister und Ehrenbürger Manfred Läpple hat er sich ausgetauscht. „Mein Vater kennt ihn gut, so ist der Kontakt zustande gekommen.“

In der Ära Läpple sei Oberstenfeld von 1800 auf 8000 Einwohner angewachsen. Nach dem steilen Aufstieg sei die Phase des Ausbaus gekommen, auch in den Teilorten. „Die Infrastruktur ist gut bis sehr gut.“ Wobei die beiden großen Sportvereine mit 2500 Mitgliedern die vorhandenen Hallen voll auslasten. Jetzt gehe es darum, „Oberstenfeld zu entwickeln“.

Einige Liegenschaften ließen sich besser nutzen, das Dorfhaus in Prevorst für private Feiern, das Bürgerhaus für Messen und Ausstellungen. So ließe sich die Einnahmenseite etwas verbessern. Und noch etwas würde der ehrenamtliche Trainer einer Jugend-Fußballmannschaft gerne ändern. „In Oberstenfeld ist alles top – bis auf die Sportplätze.“