Stefan Haussmann (links) hat mit Waltraud Klenk und ihren Kindern gefeiert. Foto: privat

Waltraud Klenk hat allen Grund, dankbar zu sein. Sie war an Leukämie erkrankt, konnte aber dank des Stammzellenspenders Stefan Haussmann geheilt werden.

Oberstenfeld - Für die meisten Menschen ist es nichts besonderes, abends das Haus zu verlassen, um Essen zu gehen. Für Waltraud Klenk ist der Restaurantbesuch Ende Oktober ein Geschenk, das sie zusammen mit ihren Kindern Mona und Michael erleben darf. Möglich gemacht hat das Stefan Haussmann, der ebenfalls mit am Tisch sitzt. „Er ist mein Lebensretter.“

Waltraud Klenk sagt das nicht einfach so dahin. Im Frühjahr 2005 wird bei der Oberstenfelderin akute Leukämie diagnostiziert. Nach mehreren Chemotherapien und zwei Rückfällen kam der ersehnte Anruf von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Ein Stammzellenspender für die alleinerziehende Mutter zweier Kinder war gefunden. Dass es sich dabei um den jungen Mann aus Dischingen handelt, wusste Waltraud Klenk damals noch nicht. „Zwei Jahre lang besteht eine Kontaktsperre“, berichtet die Oberstenfelderin, die trotzdem so schnell wie möglich ihrem Spender Briefe geschrieben hat. Diese gingen an die DKMS, von wo aus sie anonymisiert den Weg zu Stefan Haussmann gefunden haben.

Dieser hat sich über die Nachrichten gefreut. „Ich war schließlich sehr gespannt, wie es demjenigen geht“, berichtet er. Für den 40-Jährigen war die Stammzellenspende zwar nur ein kleiner Eingriff, „nicht schlimmer als eine Blutspende“. Aber für die Empfängerin gab es keine Garantie, ob die Spende auch Wirkung zeigt. „Als ich hörte, dass es meinem Patienten gut geht, war das ein sehr schönes Gefühl“, so Haussmann.

Das der Nervosität wich, kurz bevor sich Patientin und Spender dann tatsächlich gegenüber stehen. Nach zwei Jahren war es soweit. In ihrem Haus in Oberstenfeld sind sich Waltraud Klenk und Stefan Haussmann das erste Mal persönlich begegnet. Seither besteht ein regelmäßiger Kontakt. „Wir gratulieren uns an den Geburtstagen oder telefonieren zu Weihnachten“, berichtet Waltraud Klenk. Und auf jeden Fall hört man am Jahrestag der Stammzellenspende voneinander.

Ganz besonders natürlich, wenn sich dieser Tag zum zehnten Mal jährt. Dann reicht ein einfaches Telefonat nicht mehr aus. Und auch das ausgewählte Restaurant darf gerne eine Nummer edler ausfallen. „Das war ein toller Abend“, schwärmt Waltraud Klenk. Zwar leidet die 59-Jährige hier und da noch unter den Folgen der Erkrankung, aber unterm Strich zählt das wenig. Vom Krebs ist sie seither geheilt. „Ich bin einfach sehr, sehr dankbar zehn Jahre geschenkt bekommen zu haben.“ So konnte Waltraud Klenk ihre Kinder aufwachsen sehen, mit ihnen viel unternehmen, beim Abitur mitfiebern und stolz den Wechsel in den Beruf begleiten. Betroffenen will sie Mut machen. Ihr Beispiel zeige, dass es sich lohnt, nicht den Mut zu verlieren und die Hoffnung zu behalten.

In ihrem Fall war es so, dass ein junger Mann auf dem Weg von der Arbeit das Autoradio eingeschalten hatte. „Dort haben sie über die Typisierungsaktion in Mutlangen berichtet.“ Spontan hatte Stefan Haussmann einen Umweg gemacht. „Ich kann das nur jedem empfehlen: Es ist nur ein geringer Aufwand, tut nicht sonderlich weh, und bei unserem Ergebnis muss man ja wohl nicht lange überlegen, ob die Spende sinnvoll ist oder nicht.“