Joachim Scholz sieht seine berufliche Zukunft in der Wirtschaft. Foto: Archiv

Der Ex-Bürgermeister der Urmenschstadt, Joachim Scholz, nimmt seine Abwahl als OB von Neckarsulm sportlich. Seine Zukunft sieht er in der Wirtschaft.

Wer glaubt, er habe am Tag nach seiner Niederlage bei der Oberbürgermeisterwahl einen geknickten, einsilbigen Amtsinhaber am Telefon, täuscht sich. Joachim Scholz ist gefasst. Am Sonntagabend ist er nach nur einer Amtsperiode im ersten Wahlgang seinem Herausforderer Steffen Hertwig unterlegen – und zwar deutlich. Scholz kam auf 42,9 Prozent der Stimmen, Herausforderer Steffen Hertwig auf 52,5 Prozent. Eine klare Abwahl – und dennoch wirkt Scholz am Morgen nach dem Urnengang alles andere als am Boden zerstört. „Jetzt kommt ein neuer Lebensabschnitt und der wird gut“, sagt der Ex-Steinheimer Schultes. Dass es schwierig für ihn würde, haben die Spatzen von den Dächern gepfiffen. Auch Scholz ging nicht von einem leicht zu erringenden Sieg aus. „Aber ich habe nicht an einen zweiten Wahlgang geglaubt und bin davon ausgegangen, dass es mir reichen würde.“

An was es gelegen hat, dass viel zu wenige Neckarsulmer ihrem OB erneut das Vertrauen geschenkt haben? Joachim Scholz sieht zum einen eine bewusste Stimmungsmache gegen ihn, zum anderen seien ihm jedoch äußere Umstände angelastet worden, die er jedoch nicht habe ändern können. Zum Beispiel der Wegzug von Lidl Deutschland, die Vergabe der Betriebsführung des Aquatolls an die Stadtwerke Heilbronn und der Steuerausfall durch den VW Abgasskandal.

Die Deutlichkeit, mit der am Ende sein Herausforderer die Nase vorn hatte, hat ihn indes erstaunt. Für die Stadt, aber auch für ihn persönlich sei das klare Ergebnis jedoch gut. „Wenn es nur ein paar Prozent gewesen wären – selbst im Falle eines Sieges von mir – wäre es schwierig gewesen“, ist er sich sicher. „Ich bin Sportler und kann mit Sieg und Niederlage umgehen, und wie gesagt: Jetzt kommt etwas Neues und ich spüre auch das Gefühl von Freiheit in mir.“

Bis Ende Oktober ist Scholz noch im Amt. Und dann? Er werde nicht als Pensionär von seinen Versorgungsbezügen leben, stellt er klar. Und er werde auch kein Bürgermeister- oder Oberbürgermeisteramt mehr angehen. „Höchstens in Dresden – das ist eine Traumstadt“, sagt Scholz schmunzelnd. Eine Rückkehr nach Steinheim, wo am 6. November gewählt wird? „Das wäre für die Stadt nicht gut – es gibt Dinge, die abgeschlossen sind. Nein, es gibt viele reizvolle Dinge im Bereich der Wirtschaft.“ Nach 20 Jahren in einem Wahlamt habe er viele Kontakte geknüpft und könne sich vorstellen, in einem größeren Konzern an der Schnittstelle von Wirtschaft und Bund beziehungsweise Behörden einen Input zu geben. „Einen Plan B habe ich derzeit aber nicht.“