Es ist vollbracht: Marc Dülsen beim Zieleinlauf nach neun Stunden Foto: Getty Images Europe

Der 31-Jährige vom Murrer Team Silla Hopp gewinnt erstmals einen Ironman und feiert damit den größten Triumph seiner Karriere.

Murr - Erst, nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hat, realisiert Marc Dülsen vom Murrer Team Silla Hopp langsam, was ihm da am Sonntag in Wales sensationelles gelungen ist. Erstmals überhaupt gelang dem Ausdauersportler bei einem Ironman der Sprung aufs Treppchen – und dann gleich auf die oberste Stufe. Mit einer Zeit von 9:01:39 Stunden gewann er das Rennen vor dem Briten Philip Graves (9:02:56) und Nick Baldwin (9:07:56) von den Seychellen. „Klar, man reißt beim Zieleinlauf den Siegerbanner in die Luft. Doch wirklich wahr kommt einem das am Anfang noch nicht vor“, gibt Dülsen einen Einblick in seine Gefühlswelt. Inzwischen – eine Champagner-Dusche, zahlreiche Interviews, Pressekonferenzen, Autogramme und Selfies später – wird Dülsen der Erfolg bewusst.

3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Rennen – diese Distanz galt es für den 31-Jährigen zu bewältigen. Angetreten war er mit dem Ziel, das Podium zu erreichen. „Mit meinem jetzigen Trainingszustand sollte das möglich sein“, so Dülsen. Dennoch kein einfaches Ziel, ist der Ironman in Wales doch einer der herausforderndsten überhaupt: Zwar waren die Wellen im Meer nicht sehr hoch, berichtet er, doch geht es auf der Rad- und Laufstrecke ständig bergauf und -ab. Allein mit dem Rad sind 2400 Höhenmeter zu bewältigen. „Da gibt es keinen flachen Abschnitt. Aber bergige Strecken liegen mir“, sagt Dülsen. Nicht nur deshalb sei das Flair dieses Wettbewerbs so besonders. „Die Leute in dieser Gegend stehen voll hinter dem Ironman. Sie stehen von morgens um 7 Uhr bis zum Zieleinlauf an der Strecke und feuern dich an“, schwärmt er.

Bemerkenswert: Als sich der Profi nach dem Radfahren als Drittplatzierter die Laufschuhe schnürte, betrug sein Rückstand auf den Führenden Philip Graves sieben Minuten. Aus der Ruhe brachte ihn das nicht. „Man kennt seine Konkurrenten. Der Plan von meinem Trainer Frank Mayer und mir war, es nach dem Schwimmen beim Radfahren defensiv anzugehen, um genügend Körner für die Laufstrecke zu haben. Die Taktik ist voll aufgegangen“, sagt Dülsen. Meter um Meter kämpfte sich der Murrer nach vorne, zog zu Beginn der zweiten von vier Laufrunden an Nick Baldwin vorbei. Auch Phillip Graves fing er ab. Genießen konnte er das Überholmanöver aber kaum: „Es geht einem nach einer solchen Distanz ja nicht gut“, sagt er schmunzelnd und verweist auf die schmerzenden Beine. Auch habe sich Graves gut gewehrt.

Erst einen Kilometer vor dem Ziel wurde ihm bewusst, dass es zum Sieg reichen wird. „Der Fahrer eines Begleitfahrrads sagte mir 200 Meter hinter einer Kurve, dass Graves noch nicht zu sehen ist“, schildert Marc Dülsen. Beim Zieleinlauf betrug sein Vorsprung eine Minute und 17 Sekunden.

Für den frisch gebackenen Ironman-Gewinner endet damit keine einfache Zeit. 2015 geplagt von Verletzungen, schnupperte er schon bei mehreren Ironman-Teilnahmen am Treppchen, erreichte es aber nie. „Oft war die Tagesform nicht da, und mit den Verletzungen kamen die Zweifel, ob ich als Profi überhaupt weitermachen soll“, sagt er rückblickend. Der Triumph sei die Bestätigung, den richtigen Weg gegangen zu sein. Kein Wunder, ist der Sieg in Wales doch der Höhepunkt seiner Karriere.

Der nächste soll dann der Ironman auf Hawaii im nächsten Jahr sein. Nach 2011 als Amateur wäre er dort erstmals als Profi am Start. Noch fehlen dem Murrer ein Viertel seiner notwendigen Qualifikationspunkte. „Der Sieg in Wales war aber ein großer Schritt“, so Dülsen. Ein weiterer „solider“ Platz bei einem Ironman im Frühjahr soll die Teilnahme perfekt machen. Zunächst steht eine Saisonpause an, um dann im neuen Jahr durchstarten zu können.

In der Heimat hatten die Teamkameraden am Sonntag kräftig mitgefiebert – und das sollte sich lohnen: Es ist das erste Mal, dass ein Sportler des Teams Silla Hopp einen Ironman für sich entscheidet. So war Achim Seiter direkt nach Dülsens Zieleinlauf aus dem Häuschen: „Das ist der Wahnsinn, einfach unfassbar! Auch für unseren Verein ist das der Hammer!“