Foto: Archiv (Kuhnle)

Der Gemeinderat hat den Haushalt verabschiedet. Der Etat wartet mit Steuereinnahmen in Rekordhöhe auf.

Murr - Einstimmig hat der Murrer Gemeinderat am Dienstag den Haushalt für das laufende Jahr abgesegnet. Das Fazit: Die Gemeinde kann trotz steigender Personalausgaben weiter aus dem Vollen schöpfen. Der Grund dafür liegt in den Steuereinnahmen: Murr durchbricht erstmals die Zehn-Millionen-Euro-Schallmauer. Außerdem profitiert die Gemeinde vom zweijährigen Finanzausgleich. Das Jahr 2013 hatte Murr relativ niedrige Steuereinnahmen gebracht – das Land zahlt zum Ausgleich dafür Schlüsselzuweisungen.

Unter dem Strich kann die Gemeinde rund 1,64 Millionen Euro dem Vermögenshaushalt zuführen – rund 200 000 Euro mehr als im Vorjahr. „Das können nicht allzu viele Städte und Gemeinden von behaupten“, kommentierte der Kämmerer Albrecht Keppler den Zuwachs.

Der Blick in den Finanzplan verrät: Die Gemeinde verstärkt einzelne Bereiche gezielt. Zum Beispiel den Vollzugsdienst.
Der Posten steigt von 8000 auf 20 000 Euro. „Wir haben die Leute nicht eingestellt, um abzukassieren“, sagte Keppler mit Blick auf den Einnahmeansatz von 6000 Euro. Vor allem wolle man mit freundlichen Hinweisen für eine bessere Verkehrsmoral an der Hindenburgstraße sorgen, um den Anwohnern zu helfen.

Die Gemeinde stärkt ebenfalls die Kinderbetreuung – zum Beispiel in der Kernzeit an der Lindenschule
, wo die Ausgaben binnen zwei Jahren jeweils um 10 000 Euro angestiegen sind. „Das Angebot wird von den Eltern angenommen“, sagte Keppler zum Ganztagskonzept
von 7 bis 17  Uhr an der Schule. Mittlerweile besuchten ein Viertel der 210 Schulkinder die Betreuungsangebote. Das bringt auch einen Anstieg der Personalausgaben mit sich. Binnen zwei Jahren sind die Bruttoausgaben der Kommune im Bereich der Betreuung von 106 000 auf 145 000 Euro angestiegen. Auch für das Essen gibt die Gemeinde mehr aus. Der Planansatz kletterte binnen zwei Jahren von 2500 auf 12 000 Euro. „Auch dieses Angebot wird angenommen“, berichtete Keppler, der auch die Anstrengungen im Bereich der Kindertagesstätten
hervorhob. Für die rund 40 Mitarbeiterinnen, die sich um etwa 170 Kinder kümmerten, gebe die Gemeinde 2,5 Millionen Euro aus – das entspreche 16 Prozent des Hauhaltsvolumens. „Da ist sehr viel getan worden.“

Die „größte Dynamik“ weise wegen der Flüchtlingsfrage derzeit die Soziale Sicherung
auf, erklärte Albrecht Keppler. Der Ausgabenanstieg um 50 000 auf 62 000 Euro in diesem Jahr werde weiter nach oben schnellen, wenn die aktuelle Entwicklung anhalte.

Das Jugendhaus Magnet
sieht der Kämmerer hinsichtlich der Investitionen „sehr gut aufgestellt“. Für die 30 Kinder und Jugendlichen gebe die Gemeinde pro Kopf 3500 Euro aus. „Damit liegen wir im oberen Bereich“. Keppler lobte die gute Arbeit des Jugendhaus-Teams.

Rechtzeitig reagieren will die Gemeinde auf Straßenschäden
. Man habe mit 150 000 Euro etwas mehr als sonst für den Unterhalt eingestellt, erkärte Keppler. Derzeit würden wegen der Breitbandverkabelung viele Straßen aufgerissen. Das Bauamt wolle Setzungen vermeiden und strebe mit der Telekom entsprechende Lösungen an.

Die Zinseinnahmen
belaufen sich in diesem Jahr auf 124 000 Euro. „Wir hatten auch schon mal 600 000 bis 700 000 Euro“, sagte Keppler etwas wehmütig zu den derzeit niedrigen Zinssätzen.

Für Investitionen
sieht der Vermögenshaushalt 3,9 Millionen Euro vor. Keppler sieht darin ein „gemäßigtes, normales Niveau“ nach Höchstwerten in den Jahren 2012 und 2013. Die Gemeinde wolle 1,9 Millionen Euro in Baumaßnahme stecken. Dabei werde vor allem die Ortskernsanierung weitergeführt und an der Hindenburgstraße baue man Wohnhäuser. Der zweite große Posten ist der Erwerb von Grundstücken
mit 1,63 Millionen Euro. Die Gemeinde plant unter anderem, das Baugebiet Langes Feld VI weiterzuentwickeln.

Zufrieden über den diesjährigen Haushalt äußerte sich Gunter Hekel (FW). Er lobte die Finanzierbarkeit von Projekten und die Sparsamkeit. Die Mehrausgaben beim Personal halte er für gerechtfertigt. „Ohne gutes Personal gibt es keinen funktionierenden Betrieb.“

Murr als Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten, sieht Tayfun Tok (Grüne) als richtig an. Allerdings sollte die Gemeinde sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Ein erster Schritt sei mit dem Kauf eines Hauses für Flüchtlinge gemacht worden. Des Weiteren sollte die Gemeinde „sehr behutsam“ neues Personal einstellen.