Auf dem Tennisplatz in Murr hat Thomas Utz früher viele Stunden verbracht. Heute kommt er nur noch selten dazu, selbst zum Schläger zu greifen. Foto: factum/Granville

Thomas Utz will für die SPD in den Bundestag. Er findet, dass es in Berlin Zeit wäre für eine neue Generation, die offener und transparenter agiert.

Murr - Nieselwetter auf dem Tennisplatz in Murr. Ein paar Hartgesottene schreckt das nicht. Thomas Utz schaut von der überdachten Terrasse aus zu, winkt dem einen zu, begrüßt einen anderen per Handschlag. Man kennt ihn hier. Seit vergangenem Jahr ist der Murrer stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Einen Großteil seiner Kindheit und Jugend verbrachte er auf dem Tennisplatz und spielte auch bei den Aktiven. Neben dem Fußballplatz ist das „der prägende Ort hier für mich. Hier habe ich viele schöne Stunden verbracht“, erzählt Thomas Utz, der in Murr aufgewachsen ist und inzwischen wieder dort wohnt.

In den vergangenen Jahren war der 28-Jährige seltener auf dem Murrer Tennisplatz, gibt er zu. Das Studium und der Job haben ihn eingespannt. Auch jetzt im Wahlkampf ist es schwer mit der Freizeit. Er besucht das eine oder andere Festle, „aber am meisten Wert hat es für mich, vor Ort zu sein“, sagt Thomas Utz. Deshalb geht er auch von Tür zu Tür. Sein Ziel ist es, gemeinsam mit seinem Team 15 000 Hausbesuche zu machen. „Das ist die direkte Möglichkeit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagt er. „Viele Menschen nutzen auch E-Mail oder Facebook, alles ist viel direkter geworden als früher.“

Thomas Utz will, so er als Abgeordneter gewählt wird „mit vollem Einsatz für den Wahlkreis arbeiten“. Ist es überhaupt möglich, gegen den langjährigen CDU-Abgeordneten Eberhard Gienger zu gewinnen? „Ich hoffe es und ich tue alles dafür“, betont Thomas Utz. „Ich schätze ihn als Sportler“, fügt er hinzu. „Aber sein Einsatz in den vergangenen 15 Jahren im politischen Bereich war überschaubar. Frischer Wind würde nicht schaden. Es wird Zeit für eine Generation, die offener und transparenter ist. Ich will für die Menschen im Wahlkreis etwas bewegen.“

Seine Themen hat er unter anderem aus den rund 30 Besuchen bei Bürgermeistern im ganzen Wahlkreis mitgenommen. Bezahlbarer Wohnraum für alle schaffen ist eines davon. Außerdem will Thomas Utz die Attraktivität des Öffentlichen Nahverkehrs „ernsthaft steigern“. 6,20 Euro für ein Ticket von Murr nach Stuttgart seien zu viel. „Da erwarte ich von einem Bundestagsabgeordneten, dass er da seine Meinung vertritt.“

Auch die wirtschaftliche Situation der Familien liegt dem Murrer am Herzen. „Ich will, dass diejenigen aus der Mittelschicht, die am Aufschwung der vergangenen zehn Jahre mitgewirkt haben, auch profitieren.“ Möglich wäre das beispielsweise, so Utz, durch die Streichung der Kindergarten-Gebühren. „Es ist mein Wunsch, dass diese Diskussion nicht in den Gemeinderäten stattfinden muss, sondern in Berlin.“

Thomas Utz ist mit 16 Jahren in die SPD eingetreten – aus Trotz, nachdem Gerhard Schröder damals abgewählt wurde, wie er sagt. Angekommen im Murrer Ortsverein der Sozialdemokraten, „wollte ich die Welt retten, aber es ging natürlich erst mal um kommunale Themen“, blickt der Bundestagskandidat Utz lächelnd zurück.

Vergangenes Jahr hat sich der 28-Jährige entschieden, für den Bundestag zu kandidieren. „Das ist schon ein Wort“, sagt er. „Ich will für meine Themen eintreten.“ Aus Karrieregründen mache er das nicht. „Dann müsste ich bei der Bank bleiben.“

Der Wahlkampf macht Thomas Utz „großen Spaß“, betont er. Er freut sich, „als junger Mensch mit 28 Jahren seine Themen vertreten zu dürfen.“ Für ihn ist es „ein Privileg, in so jungen Jahren für die älteste Partei im Land antreten zu dürfen“. Als Hindernis sieht er sein Alter auf keinen Fall. „Ich stehe mit beiden Beinen im Leben. Ich bin angekommen.“