Das DRK will im Ziegeleiweg eine Rettungswache installieren. Foto: Werner Kuhnle

Das DRK orientiert sich um, nachdem man vorher das Bahnhöfle in Steinheim im Blick hatte.

Murr - Das Deutsche Rote Kreuz will seine Rettungswache in Murr eröffnen. Der DRK-Kreisverband Ludwigsburg ist schon seit mehr als einem Jahr auf der Suche nach einem neuen Standort. Im Gespräch war, die Rettungswache in Marbach langfristig stärker ins Bottwartal hinein zu verlegen. Damit soll die Anfahrtzeit zu Notfallpatienten in Orten wie Gronau oder Winzerhausen verbessert werden.

Ursprünglich sollte die Rettungswache in Steinheim entstehen. Der Bau eines Interimsgebäudes in der Nähe des Bahnhöfles war von Stadträten schon bewilligt worden. Umso überraschender erscheint jetzt die Wahl des Standortes in Murr. Das DRK will im Ziegeleiweg 13 auf etwa 400 Quadratmetern die Rettungswache in Betrieb nehmen. Das ist am Dienstag im Murrer Gemeinderat bekannt geworden. Besorgte Nachbarn erschienen in der Bürgerfragestunde und machten das Projekt publik.

Schnelle Rettungswagen könnten in dem Gebiet in der Nähe des Alten Friedhofs für Kinder eine Gefahr darstellen, erklärte Martin Schneider, Wortführer der Nachbarn. Es sei eine Tempo-30-Zone. Gefährlich könne es an mehreren Punkten werden, führte Schneider aus. Er nannte sechs Stellen in der Nähe der Wache und sprach von einer „untragbaren Lösung“. Er forderte die Gemeinde auf, den Protest mit einem Informationsabend oder einer Unterschriftenaktion zu unterstützen.

Zuvor hatte der Technische Ausschuss des Murrer Gemeinderats das Projekt beraten, informierte der Bürgermeister Torsten Bartzsch in der Sitzung. Die Entscheidung liege aber beim Landratsamt Ludwigsburg. „Wir können das Projekt nur baurechtlich beurteilen“, sagte er zu Martin Schneider. Demnach dürften sich in dem eingeschränkten Gewerbegebiet nur „nicht wesentlich störende Betriebe“ ansiedeln. Das DRK habe angegeben, das Martinshorn erst auf der Hauptstraße einzuschalten. Trotzdem habe man als Gemeinde ein Lärmschutzgutachten angefordert. Außerdem solle das Landratsamt prüfen, ob die Nutzung dort zulässig sei.

Die Lösung in Steinheim habe sich für die Beteiligten als nicht sinnvoll erwiesen, erklärt Manfred Hormann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Ludwigsburg, am Mittwoch auf Nachfrage. „Das Landratsamt hat als Aufsichtsbehörde auf eine zeitnahe Lösung gedrängt und gesagt: Entweder macht es jetzt ihr oder es macht ein anderer“, sagt Hormann. Es sei gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Rettungswagen in zehn bis 15  Minuten am Einsatzort eintreffe. Die Erfolgsquote müsse im Kreis bei 95 Prozent liegen, sei aber bisher nur zu 93 Prozent erfüllt worden. Den Standort in Murr hält Hormann für die nächsten vier bis sechs Jahre für geeignet. „Ein Rettungswagen fährt ganz normal mit Tempo 30 aus dem Gebiet heraus – die Hauptstraße liegt nur 50 Meter entfernt“, argumentiert der DRK-Chef. Sollten die Behörden grünes Licht geben, werde man die Wache Ende Januar oder Anfang Februar in Betrieb nehmen. Dann würde der Wagen der Marbacher Rettungswache dort stationiert und nur zu Dienstbeginn- und ende in die Marbacher Wache zurückkehren, um die medizinischen Geräte dort überprüfen zu lassen.

Überrascht zeigten sich sowohl der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter als auch der Marbacher Hauptamtsleiter Thomas Storkenmaier über die neue Entwicklung. „Bisher sind wir von einem einjährigen Testbetrieb in Steinheim ausgegangen“, sagt Storkenmaier, der eine Rettungswache gerne in Marbach behalten will. Er vermisse nach wie vor relevante Zahlen zu den Hilfszeiten im Bottwartal. Es gebe bisher nur Ergebnisse für den gesamten Kreis Ludwigsburg. „Es kann ja sein, dass wir im Bottwartal im Rahmen liegen.“ Er gehe davon aus, dass die Testphase jetzt von Murr aus gestartet werde.

Eine Rettungswache in Murr sei ein Schritt ins Bottwartal hinein, findet der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter. Nach dem positiven Beschluss für den Bau beim Steinheimer Bahnhöfle habe er nichts mehr vom DRK gehört. Wichtig sei, dass Notfallpatienten zeitnah versorgt würden – egal ob das von Murr, Steinheim oder Marbach aus geschehe.