Auf diesem Parkplatz am Hermannsplatz ist der Neubau des Murrer Jugendhauses vorgesehen. Foto: Oliver von Schaewen

Der Gemeinderat entscheidet sich für diesen Standort und gegen die Nähe zur Schule.

Murr - Das neue Murrer Jugendhaus wird auf dem Hermannsplatz bei den Sportanlagen an der Murr gebaut. Dafür stimmten in der Sitzung am Dienstag alle Gemeinderäte – bis auf Gunter Hekel. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler hatte gleich zu Beginn der Diskussion für den anderen möglichen Standort in der Nähe der Lindenschule plädiert. „Es gibt einen Engpass – der ist heute schon da“, meinte Hekel, der Verkehrsprobleme in der Zufahrt durch die Kirchgasse befürchtet. Auch passe ein Baukörper dieser Art besser auf das Grundstück im Lindenweg. Dort hatten jedoch Nachbarn eine Unterschriftenliste eingereicht, weil sie Lärmprobleme befürchten. Hekel schätzt die Belastung durch Geräusche an beiden Standorten als in etwa gleich ein, hält eine Dämpfung, etwa durch die Bepflanzung am Hermannsplatz, für gegeben – und sieht das nicht als entscheidendes Argument an.

Anders bewertet das Rainer Fröbel. „Jugend braucht Raum – und das nicht nur eingehaust, sondern auch Freiräume, um raus zu gehen“, sagte der SPD-Fraktionschef. „Wo haben wir urwüchsigen Raum?“, fragte Fröbel und erinnerte an das gelungene Walheimer Jugendhaus mit einer Anlegestelle am Neckar, das die Murrer Räte besucht hatten. Die Nähe zur Grundschule hält der Schulleiter dagegen für „nicht so geeignet“, da im Jugendhaus vorwiegend Ältere verkehrten, die an andere Schule gehen. Stattdessen sei das Umfeld am Hermannsplatz mit Sportplätzen, Skaterbahn und Spielplatz als Treff für junge Menschen „ganz entscheidend“ für den Standort. Auch sei das Jugendhaus „keine so große Lärmquelle“, dass Bewohner jenseits des Flusses sagen würden: „Das halten wir nicht aus.“

Der Argumentation Fröbels folgte der CDU-Fraktionsvorsitzende Eugen Hofmann, der die Situation an der Lindenschule als „beengt“ empfindet. „Ich sehe das mit dem Verkehr am Hermannsplatz auch nicht als so dramatisch an.“

Zwar weise der Standort an der Schule Vorteile wie etwa einen Bolzplatz auf und liege zentraler in der Ortsmitte, sagte Gunter Eberhard (CDU), doch könne man am Hermannsplatz einen eigenen Baustil und im Zusammenspiel mit dem Flussufer etwas Neues entwickeln. Verkehrsprobleme, wie Hekel sie geäußert hatte, befürchtet Eberhard nicht: „Das Jugendhaus ist nicht so groß – Verkehr entsteht eher durch Wettkämpfe am Sportplatz.“

Die Atmosphäre am Fluss hat es Dr.  Knut Etzel (FWV) angetan: „Wir sollten es als Chance sehen: Die Murr-Anbindung ist etwas Besonderes.“ In der Einleitung war der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch auf die Bauverbote in der Wasserschutzzone und dem Überschwemmungsgebiet eingegangen (wir berichteten). Bartzsch hält diese Probleme unter anderem durch eine angemessene Bauweise für lösbar und will einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Der Schultes hatte die Räte auch über die Sorge eines Bewohners der Widdumgasse informiert, der herüberdringenden Lärm vom Hermannsplatz befürchtet.

Der Grüne Tayfun Tok gab seine „anfängliche Skepsis“ gegen den Hermannsplatz auf und folgte der Empfehlung des Jugendhausleiters Ulrich Harsch. Der Sozialarbeiter hatte die Jugendhausbesucher gefragt, die sich für den Hermannsplatz aussprachen. Harsch ist sicher: „In der Nähe der Schule gäbe es Reibereien mit der Nachbarschaft.“

Synergien mit der Jugendarbeit der Sportvereine erhofft sich Guido Seitz (SPD). Dieser Aspekt sei auch von den Jugendhausleitern in Markgröningen, Walheim und Erdmannhausen „sehr positiv“ erwähnt worden.

Den Festbetrieb auf dem Platz will Liane Sinn (FWV) erhalten. Dies werde durch entsprechende Planungen gewährleistet, versprach Torsten Bartzsch.