Nicht in die Höhe, sondern in die Fläche wird gebaut. Foto:  

Im Neubaugebiet Langes Feld VI entstehen sechs ebenerdige Bungalows ohne Keller.

Murr - Wer älter wird, braucht in der Regel weniger Platz. Dieser Trend ist auch im Murrer Neubaugebiet Langes Feld VI ablesbar, wo derzeit fleißig gebaut wird. Unter den insgesamt 42  Grundstücken sind auch die von sechs Bungalows. Sind sie fertiggestellt, haben sie am Ende keinen Keller und sind mit ihren 115 Quadratmetern ebenerdig gebaut. Das ermöglicht Barrierefreiheit, worauf es gerade Senioren ankommt.

Nicht in allen Neubaugebieten sind solche Bungalows erlaubt. Die Kommunen müssen die Bebauungspläne entsprechend gestalten und Abweichungen von herkömmlichen Schemata einräumen. Aber offensichtlich hat ein Umdenken eingesetzt: „Meistens kommen Städte und Gemeinden auf uns zu, wenn sie so etwas in einem Neubaugebiet vorhaben – so brauchen wir nicht groß Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagt Daniel Ziegler von der Paulus Wohnbau GmbH in Pleidelsheim. Sein Unternehmen hat acht Objekte in Kirchheim/Neckar, vier in Illingen und sechs in Allmersbach im Tal bei Backnang errichtet. Dort werden jetzt sogar fünf zusätzliche gebaut. Der Preis für ein etwa 115 Quadratmeter großes Haus auf einem 400-Quadratmeter-Grundstück in Murr bewegt sich bei etwa 600  000 Euro. An Käufern mangelte es bei den fünf anderen Objekten im Langen Feld nicht. Die hat man laut Ziegler an den Mann gebracht.

Überraschend wirkt, dass nicht nur Senioren, sondern auch Familien die Bungalows schätzen. Das liege auch daran, dass Wohnraum teuer geworden ist, weshalb sein Unternehmen viel weniger Einfamilienhäuser baue, berichtet Daniel Ziegler. „Wer sich verkleinert, will das nur etwa um die Hälfte.“ Sprich: Wer jahrzehntelang in einem geräumigen Haus mit 200 Quadratmeter Wohnfläche gelebt hat, will im Alter nicht unbedingt in eine 50-Quadratmeter-Wohnung ziehen, noch dazu mit vielen Parteien in einem Mehrfamilienhaus.

Offen für diese Form des Wohnbaus ist der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch, der mit seinem Gemeinderat das Okay für die städtebauliche Planung des Stuttgarter Büros ZPS gab. „Man kann da viel machen“, sagt er in puncto seniorenfreundliche Bauweise und glaubt, dass der Trend, sich persönlich auf einer Ebene bewegen zu wollen, nicht unbedingt nur für Ältere in Frage komme. „Es hängt stark von der individuellen Situation ab, denn die Voraussetzungen der neuen Eigentümer können unterschiedlich sein.“

Ob in seiner Gemeinde auch minimalistische Neubauten auf kleinem Raum, sogenannte Tiny-Häuser, entstehen könnten, damit Menschen sich Eigenheime trotz hoher Preise noch leisten können, erscheint Torsten Bartzsch grundsätzlich nicht unmöglich. „Man müsste aber schauen, ob es geeignete Flächen gibt, um so etwas realisieren zu können.“ Im Neubaugebiet Langes Feld VI ist das nicht explizit vorgesehen. Dort sind nach der Erschließung der 42  Baugrundstücke in dem zwei Hektar großen Gebiet einzelne Gebäude bereits fertiggestellt, die Mehrzahl wird noch gebaut.

Die Kommune hatte die Ansiedlung bereits im Ort wohnender junger Familien gefördert, indem sie die Grundstückspreise mit 380  Euro pro Quadratmetern relativ niedrig hielt. Die vorab kalkulierten Erschließungskosten von rund 1,1 Millionen Euro waren eingehalten worden. Kürzlich hatte die Gemeinde beim Jahresabschluss für 2017 einen neuen Rekord aufgestellt, bei dem auch die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf eine Rolle spielten.