Bürgermeister Holger Haist (rechts) und André Link haben sich gemeinsam ein Glas Wein schmecken lassen. Foto: avanti

Die Käsberghalle ist am Samstag bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle haben dem Sportschützen André Link gratulieren wollen.

Mundelsheim -

Jede Stadt hat Söhne und Töchter, auf die sie ganz besonders stolz ist. Marbach hat Schiller, Lauffen hat Hölderlin und die Landeshauptstadt Stuttgart kann gleich mit einigen berühmten Persönlichkeiten aufwarten. Doch auch in viel kleineren Gemeinden im Umkreis wird ab und zu Geschichte geschrieben. In der 3200-Einwohner-Gemeinde Mundelsheim hat es nun nämlich ein Bürger in die Weltöffentlichkeit geschafft – und das musste gefeiert werden. Am Samstag versammelten sich Bürgerinnen und Bürger in der Käsberghalle, um ihren Helden zu empfangen. „Mundelsheim gratuliert André Link zum fünften Platz bei Olympia in Rio“, war bereits am Ortseingang zu lesen.

Bereits 15 Minuten vor Beginn des Empfangs ist die Halle zu einem Großteil besetzt. Während auf der Leinwand Bilder vom Sportschützen André Link während des Finales gezeigt werden, füllen sich die aufgebauten Stuhlreihen noch stetig, bis fast kein Platz mehr frei ist. Mit großer Spannung erwartet Mundelsheim den erfolgreichsten Sportler der vergangenen Olympischen Spiele aus dem Kreis Ludwigsburg, und den wohl berühmtesten Bürger der Gemeinde aller Zeiten. Zwischen die Zuschauer mischen sich auch einige Schützenjacken, deren Träger die Zugehörigkeit zum Schützenverein zu erkennen geben wollen. Heute und in den vergangenen Wochen darf von ihnen jeder Teil haben am Erfolg von André Link, der nun die Bühne betritt. Im gleichen Moment erhebt sich ein Zuschauer nach dem anderen von seinem Platz und applaudiert dem jungen Mundelsheimer minutenlang. Trotz der großen medialen Aufmerksamkeit bei den Spielen in Rio de Janeiro sieht man dem erst 21-Jährigen in diesem Moment an, dass die Wertschätzung der eigenen Gemeinde, wo er die ersten Schüsse seiner Karriere abgab, ganz besonders viel wiegt.

Noch einmal darf André Link die bisher größten Minuten seines Lebens miterleben. Auf der Leinwand wird das Finale gezeigt – Kleinkaliber Dreistellungskampf 50 Meter der Männer.

Wenn der Name „Mundelsheim“ genannt wird, raunt die ganze Menge. Gelacht wird beim Satz des Kommentators: „Keiner kennt ihn, den 21-Jährigen“. Zwischen den Läufen kommentieren André Link und sein Trainer Helmut Hoffmann Andrés Leistung. Wenn man den jungen Spitzensportler so unaufgeregt und nüchtern reden hört, weiß man: Dieser Sport, der so viel Ruhe und Konzentration wie kaum ein anderer braucht, ist wie gemacht für André Link. Sein Trainer ist sich sicher: „In meiner 30-jährigen Erfahrung im Sportschießen habe ich nie so einen Wettkampfsportler erlebt wie André.“ Während die Bilder des letzten Laufes im Stehendschießen über die Leinwand flimmern, hat man als Zuschauer das Gefühl, aufgeregter zu sein als André Link am Schießstand. Obwohl jedem in der Halle der Ausgang des Finales bewusst ist, fiebern alle noch einmal mit, als könnte rückwirkend noch ein Wunder passieren. „Ich schaue mir nicht gern selber zu beim Schießen. Da fallen mir die Fehler auf“, gibt André Link dem Publikum preis. Auch wenn die Bronzemedaille zum Greifen nah war, hadert Link nicht mit seiner Leistung. „Im Fernsehen sah ich enttäuscht aus. Ich bin aber zufrieden“, resümiert er kurz nachdem die Aufzeichnung beendet ist. Nach den Beglückwünschungen des Bürgermeisters und den Oberen des Schießverbandes schiebt Trainer Hoffmann hinterher: „Sportler und Trainer sind motiviert für Tokio.“ Denn dort finden die nächsten Olympischen Sommerspiele im Jahr 2020 statt. Am Ortseingang soll danach stehen: „Mundelsheim gratuliert André Link zur Goldmedaille.“