Letztmals ist das Freibad vor mehr als 20 Jahren saniert worden. Jetzt steht wieder eine Generalüberholung an. Foto: Archiv (avanti)

Die Mundelsheimer Anlage wird saniert. Allerdings in einer Variante, bei der bald erneut Ungemach drohen könnte.

Mundelsheim - Der Druck steigt zusehends. Das machte Thomas Pickel in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag klar. „Die Folie im Becken hält noch diese Saison, mit Glück auch die nächste. Dann muss was geschehen, sonst müssen Sie schließen“, sagte der Ingenieur vom Büro L & P aus Haar bei München. Das nahm sich das Gremium zu Herzen und machte Nägel mit Köpfen: Die Runde beschloss, das Freibad umfassend sanieren zu lassen. Baubeginn soll im September nächsten Jahres sein. Die Arbeiten dürften im Mai oder Juni 2017 abgeschlossen sein.

Wobei der Zeitplan völlig unstrittig war. Lange diskutiert wurde hingegen, welche Variante gewählt werden soll. Der Bürgermeister Holger Haist und Thomas Pickel hatten dafür plädiert, das Bad bei der Sanierung mit Edelstahl auskleiden zu lassen. Damit hätte die Gemeinde die nächsten 60 bis 70 Jahre Ruhe gehabt. Er habe in all seinen Berufsjahren jedenfalls noch nicht erlebt, dass diese Beschichtung undicht geworden wäre, betonte Pickel. Der Haken: Alles in allem hätte die Kommune bei dieser Option 1,2 Millionen Euro in die Hand nehmen müssen. „Das ist ein Einfamilienhaus in München“, stellte der Ingenieur fest. Weil das dem Großteil der Räte zu viel des Guten war, wurde der Vorschlag der Verwaltung knapp abgelehnt. Stattdessen entschied sich das Gremium bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen für eine Version, bei der im großen Becken nur die in die Jahre gekommene Folie ausgetauscht wird. Ein Vorgang, der angesichts der begrenzten Haltbarkeit der Folie in 20 bis 25 Jahren allerdings wieder auf der Agenda stehen wird. Überdies soll auch die Schieflage am Beckenkopf beseitigt werden, der Kopf selbst aber nicht durch ein höhenverstellbares System ersetzt werden – wie beim Edelstahlmodell angedacht.

Unterm Strich müssen für diese Variante nur 500 000 Euro ausgegeben werden. Inbegriffen ist dabei, wie übrigens auch bei der Luxus-Ausführung für 1,2 Millionen Euro, die Erneuerung der Technik und die Instandsetzung des Kinderbeckens. Diese beiden Gewerke waren gesetzt. Auch bei der dritten Option, für die rund 850 000 Euro fällig geworden wären. Hier hätte man im Schwimmerbecken auch die Folie ausgetauscht, zudem aber einen höhenverstellbaren Beckenkopf aus Edelstahl angebracht. Für diese Zwischenlösung gab es jedoch keine Fürsprecher.

Dagegen brachen gleich mehrere Räte eine Lanze für die Variante, die letztlich den Zuschlag erhielt. So zum Beispiel Bruno Freihofer von der Freien Bürgerlichen Wählervereinigung. Die Edelstahlauskleidung scheide für ihn aus Kostengründen aus. Wenn man jetzt so viel Geld ausgebe, „blockieren wir alle anderen Projekte auf Jahre“, betonte er. Elementar sei, den Beckenkopf ins Lot zu bringen. Und das gelinge auch bei der günstigsten Option. Er verwies dabei auf den Vorschlag von Michael Wolf von der CDU, einfach den bestehenden Beckenkopf aus Beton so zu bearbeiten, dass er wieder im Wasser ist, und ansonsten eben die Folie auszutauschen. Momentan ist der Beckenkopf so in Schräglage, dass das Wasser an manchen Stellen nicht über die Überlaufrinne ab fließt. Das könnte sogar das Gesundheitsamt auf den Plan rufen, weil der entsprechende Toleranzwert überschritten ist.

Doch selbst wenn dieses Problem mit der Sanierung behoben sein wird, bleibt ein anderes akut: die mehr als 20 Jahre alten Leitungen unter dem Becken. Diese seien eine „tickende Zeitbombe“, betonte Thomas Pickel. Schließlich steige nach und nach die Wahrscheinlichkeit, dass die Rohre ein Leck bekommen. Dann müsse man das für viel Geld sanierte Becken wieder aufreißen und weitere 350 000 Euro für die Instandsetzung ausgeben. Bei der großen Lösung droht diese Gefahr nicht, weil da die Verrohrung anders konzipiert ist.

Dieses Risiko nahmen die Räte in Kauf. Zumal sich auch die Luxus-Version zum Vabanquespiel entwickeln könnte, wie Dirk Breisig von der Freien Bürgerlichen Wählervereinigung konstatierte. „Wenn wir das Bad in 20 Jahren zumachen müssen, fliegt uns alles um die Ohren“, sagte er. Denn dann müssten vielleicht 600 000 Euro auf einen Schlag abgeschrieben werden. „Und wir sind handlungsunfähig.“