Ulrich Raisch, Dirk Breisig, Lucas Barg, Karin Götz, Boris Seitz und Bernhard Wein (von links) haben diskutiert. Foto: Werner Kuhnle

Die Kandidaten der Bürgermeisterwahl haben Wohnbau und Gewerbe im Blick.

Mundelsheim - Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte oder Gasthäuser – die Attraktivität einer Gemeinde hängt in großem Maß von der Infrastruktur im Ort ab. Wohin führt der Mundelsheimer Weg?

Wenn es nach Kandidat Bernhard Wein geht, sollte der Tourismus stärker in den Blickpunkt rücken, „weil ich meine, dass man hier ein zweites Standbein gründen kann“. Dabei habe er zum Beispiel auch die Asylbewerber im Hinterkopf, die künftig in den Arbeitsmarkt eintreten wollen und in der Gastronomie mithelfen könnten. Dabei gehe es ihm nicht um Massentourismus, sondern vielmehr um die Stärkung des Weinbaus „sowohl in der Vermarktung als auch in Hinblick auf Tourismus“. Darin dass die Steillagen gefördert und gestärkt werden sollten, waren sich die Kandidaten wohl weitgehend einig – wenn auch nicht in der Priorisierung des Tourismus. Ein Wort, das Boris Seitz „ganz vorsichtig“ nutzen will: „Es geht eher darum, dass wir unseren Wein vermarkten.“ Dabei sei ein Blick in die Nachbargemeinden sinnvoll, Genaueres müsse gemeinsam erarbeitet werden: „Es ist auch sicher nicht zu 100 Prozent die Aufgabe des Bürgermeisters.“ Er würde aber den Winzern stets zur Seite stehen.

Eine Vermarktung als Weinort ist zwar auch für Lucas Barg ein Thema, „aber es gibt momentan genug Baustellen, die noch offen sind“. Dazu zähle für viele Bürger die Belebung des Ortskerns durch Ansiedlung von Metzger und Co. „Da hat es früher viel mehr gegeben“, bestätigte Dirk Breisig, auch wenn Mundelsheim dank des Nettos dennoch gut dastehe. „Das sind aber alles private Entscheidungen“, gab er mit Blick auf die Ansiedlung von Geschäften zu Bedenken: „Ich kann nur Anreize schaffen.“ Hier sieht er eine Marke von 3500 Bewohnern als möglichen Faktor.

Damit lieferte Breisig das Stichwort für eine der Herausforderungen der Zukunft: Die Schaffung von Wohnraum für Familien. „Seelhofen IV kommt, wird aber wohl nur mittelfristig den Druck rausnehmen“, knüpfte Karin Götz, Moderatorin und Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung an die jüngsten Entwicklungen an. Die Weiterentwicklung des Wohnbaus sieht Dirk Breisig auch in den Baulücken, die überall im Ort bestehen: „Die sind aber größtenteils in Privatbesitz.“ Hier sollte versucht werden, die Eigentümer dazu zu animieren, diese zu bebauen. Lucas Barg war die Überlegung eines neuen Baugebiets noch zu weit vorgegriffen: „Wir sollten erst einmal mit Seelhofen IV beginnen, bevor wir uns da Gedanken machen.“

Was Gewerbegebiete angeht, befinde sich Mundelsheim in einer eher schweren Lage. „Wir sind durch den Zweckverband geknebelt“, stellte Boris Seitz fest. Aus der Gewerbesteuer der Ottmarsheimer Höhe fließen nur 17 Prozent in die Gemeinde, „was nicht so schön ist“, schloss sich auch Bernhard Wein an. Allerdings befände sich das Gewerbegebiet schon heute zu einem großen Teil auf Mundelsheimer Gebiet. Wenn dieses bis zum Postweg wachse, wäre es sogar vollkommen auf der eigenen Gemarkung, führte Seitz weiter aus: „Und dann wird neu verhandelt und dieses Mal sind wir der Chef im Ring.“ Frühestens dann könne ein Gewerbegebiet nur für Mundelsheim anvisiert werden. „Aber nur in kleinen Schritten“, betonte Wein. Ein düsteres Bild der Zukunft zeichnete dagegen Ulrich Raisch: „Alleine das Niveau hier zu halten, wird eine Herausforderung sein.“ Es gehe um Nachhaltigkeit zu der auch Generationengerechtigkeit gehöre. Und dann noch das liebe Geld: „Der entscheidende Punkt ist die Liquidität. Das Kleingeld, das ich im Portemonnaie habe.“ Hier sehe es in Mundelsheim nicht rosig aus. Eine Ansicht, die Lucas Barg so nicht teilen wollte: „Die Gemeinde steht nicht so schlecht da. Aber es bleibt nicht aus, die Einnahmen steigern zu müssen.“ In naher Zukunft stünden einige Investitionen an. Ein Gewerbegebiet sei eine Möglichkeit. Seitz schloss sich an, dass Gelder fließen müssen: „Wenn wir nicht investieren, ist das der erste Schritt zum Stillstand.“

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