Die Fahrt auf dem Neckar ist kein Zuckerschlecken gewesen. Die Sicht war durch den Schneefall behindert. Foto: Ruderverein

Ein Ausflug führt im Schneetreiben nach Bad Wimpfen.

Marbach
Wieder Weihnachten. Wieder Advent. Wieder die alljährliche Wanderfahrt auf den Weihnachtsmarkt, dieses Jahr mal wieder nach Bad Wimpfen. Der Weihnachtsmarkt ist eigentlich nur ein Vorwand, um der Fahrt einen Rahmen zu geben, schließlich geht es ja ums Rudern und nicht ums Glühweintrinken.

Verstärkt werden wir von drei Ruderern vom Ruderverein Friedrichshafen, sodass wir nach langer Zeit einmal wieder zwei Boote an den Start bringen können. Am ersten Tag wollen wir bis Heilbronn, 45 Kilometer, angesichts der früh hereinbrechenden Dunkelheit ein sportliches Ziel. Es ist zwar kalt, aber es bleibt trocken; Regenwetter macht bei diesen Temperaturen keinen Spaß.

Mit den Schleusen klappt es optimal: In Besigheim werden wir mit der Polizei zusammen geschleust, in Horkheim zusammen mit „Edda“, einem der beiden Schubschiffe für die Castor-Transporte, die sich gerade wieder auf den Weg nach Obrigheim macht, um die nächsten Castoren zu holen. Noch deutlich bei Tageslicht kommen wir in der Stadt Heilbronn an.

Das Anlegemanöver am Steg der Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben wird beinahe zum Letzten, was wir in unserem Leben machen: Die extrem starke Strömung im Kanal völlig unterschätzend, treiben wir während der Wende unaufhaltsam auf zwei Schwimmpontons zu, die knapp unterhalb des Stegs vertäut liegen. Bei dieser Strömung quer gegen beziehungsweise unter die Pontons gedrückt zu werden, dürfte so ziemlich das Ungünstigste sein, was einem passieren kann. Ein ehemaliger Marbacher Trainer steht brüllend am Steg, macht sich offenbar Gedanken über unsere geistige Verfassung und ist kurz davor, 110 zu wählen – zu Recht: Eigentlich bekommt man doch als Ruderer schon früh eingebläut, niemals, unter gar keinen Umständen, stromab vor einem Hindernis zu wenden. Na ja, nächstes Mal . . .

Am nächsten Tag sind es dann nur noch 15 Kilometer bis Bad Wimpfen. Bereits kurz nach dem Ablegen setzt dichtes Schneetreiben ein. In kürzester Zeit sind Boote, Skulls und Ruderer von einer Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt. Die Sicht auf dem Neckar ist bei diesem Schneefall reichlich bescheiden, hinzu kommt, dass die abwechselnd nasse und beschlagene Brille auch nicht dazu beiträgt, schwergewichtigen Gegenverkehr frühzeitig zu erkennen.

Während die Temperaturen beim Rudern recht erträglich sind, macht mir der Steuermann, der sich seine Aufgabe freiwillig ausgesucht hat, zunehmend Sorgen. Als wir schließlich in Bad Wimpfen ankommen, ist er steif gefroren und kann sich nicht mehr groß am Abriggern der Boote beteiligen. Der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt wird ihn sicherlich wieder etwas aufwärmen, dachten wir und danken ihm für seinen Einsatz.