Stellenweise sind die Ruderer selbst zu beliebten Fotomotiven für Touristen geworden. Foto: Marbacher Ruderverein

Ruderer aus der Schillerstadt haben Polen und seine Städte vom Wasser aus erkundet. Eine Fortsetzung ist schon gebucht.

Marbach
Jedes Jahr im Sommer macht der MRV seine große einwöchige Wanderfahrt. Dieses Jahr ging es ins Nachbarland Polen auf die Weichsel. Um sich die Mühen der Planung zu sparen, haben wir uns dieses Jahr einer Tour angeschlossen: Łukasz Kaczmarek vom RV Tryton Poznań (Posen), mehrmaliger Polnischer Meister im Leichtgewichtsrudern, hat sich nach dem Ende seiner Karriere der Verbreitung des Wanderruderns in Polen verschrieben. Wir sind mit fast 30 Ruderern in sechs Booten, die von Kaczmarek gern „Prinzessinnen“ genannt werden, auf Fahrt gegangen.

Unsere Tour wird uns von Toruń (Thorn) über Bydgoszcz (Bromberg), Grudziadz (Graudenz), Gniew (Mewe) und Tczew (Dirschau) nach Gdansk (Danzig) führen. Die Weichsel ist, was Breite und Strömung angeht, mit der Elbe vergleichbar. Direkt im Unterlauf ist die Königin stark versandet und gerade im Sommer bei Niedrigwasser sehr flach, was ein Grund sein mag, warum es nahezu keinen Schiffsverkehr gibt. Das Fahrwasser mäandert stark zwischen dem linken und rechten Ufer hin und her; zur Markierung der Fahrrinne gibt es keine Betonnung, stattdessen zeigen für uns Marbacher ungewohnte Peilmarken am Ufer an, wann und in welchem Winkel die Seite zu wechseln ist. Stellenweise gilt es, nach nur wenigen hundert Metern wieder die Flussseite zu wechseln. Wer eine Marke übersieht, findet sein Boot schnell auf einer Sandbank wieder und verbringt die nächste Zeit mit Schieben und Tragen des Bootes.

Das Land ist trist und öde. Abseits der größeren Städte und kleinen Dörfchen sieht man kaum einen Menschen. Häufig sieht man verlassene unwegsame Wildnis. Entsprechend finden die Pausen fernab der Zivilisation auf Sandbänken statt.

Die Fahrt ist perfekt organisiert. Neben den gestellten Booten sind Übernachtung, Frühstück, Lunchpaket und Abendessen inbegriffen. In jeder Stadt wartet nach dem Abendessen eine Stadtführung auf uns. Wenn der Anlegeplatz zu abgelegen ist, werden wir zum Hotel gebracht. Ebenso ist für ständige Begleitung durch einen Landdienst, der auch Einkäufe erledigt, gesorgt, sodass sich die Teilnehmer aufs Rudern konzentrieren können.

In Tczew (Dirschau) fahren wir unter der berühmten Gitterträgerbrücke der „Preußischen Ostbahn“ mit markanten Pfeilertürmen hindurch: Hier wurden im Zweiten Weltkrieg von einem Kommandounternehmen zur Sicherung der Brücke die ersten Schüsse abgefeuert.

Zur Ostsee hin wird die Weichsel gerader, die Fahrrinne breiter. Kurz vor der künstlichen Mündung ins Meer biegen wir in die Tote Weichsel ab, dem ursprünglichen Verlauf des Flusses durch Danzig. Eine Pontonbrücke versperrt uns hier den Weg. Mit angelegten Rudern passen wir zwar gerade so zwischen zwei der Schwimmkörper hindurch, doch ist die Brücke auch so niedrig, dass sich alle flach ins Boot legen müssen.

In Danzig unternehmen wir noch eine spontane Hafenrundfahrt. Dieser hat zwar viel von seiner Bedeutung verloren, doch aus der Perspektive unserer Ruderboote sind die Frachter, Tanker, Fähren und Bohrinseln, die in den Docks gebaut werden, noch immer beeindruckend genug.

Schließlich erreichen wir die Danziger Innenstadt mit ihrem Wahrzeichen, dem Krantor. So interessant wir die Gebäude und unzähligen Menschen, die die Ufer säumen, finden, so sehr werden auch wir zum Fotomotiv vor historischer Kulisse für die vielen Touristen am Ufer. Hier endet unsere Wanderfahrt. Während die übrigen Teilnehmer der Wanderfahrt nach und nach abreisen, haben wir Ruderer aus der Schillerstadt noch einige entspannte Tage in der Stadt Danzig vor uns.

Die umfangreiche Tour auf der Weichsel war eine unvergessliche Wanderfahrt; die Fortsetzung der Fahrt auf der Masurischen Seenplatte im kommenden Jahr ist auch bereits gebucht.