Lars Laucke. Foto: privat

Die Abschaffung der untersten Spielklasse im Fußballbezirk Enz-Murr ist ein Fehler gewesen.

Marbach - Bis vor ein paar Jahren ist die Kreisliga C die unterste Spielklasse im Fußballbezirk Enz-Murr gewesen. Dann wurde die Liga zur Saison 2015/16 abgeschafft, alle Mannschaften in die Kreisliga B integriert. Die B-Liga hat seither im Bezirk Enz-Murr sage und schreibe neun Staffeln – und ein zum Teil enormes Leistungsgefälle. Schaut man sich die Auswirkungen der Abschaffung der Kreisliga C an, dann kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen: Es war ein Fehler.

Denn die Zahl der B-Liga-Spiele, in denen der Sieger praktisch schon vorher feststeht und in denen es dann schließlich Ergebnisse gibt, die man gerne als Kantersiege bezeichnet, ist deutlich gestiegen. Nur ein Beispiel: In der Kreisliga B2 endete in der laufenden Saison fast jedes dritte Spiel mit einem Sieg von vier oder mehr Toren Differenz, Ergebnisse wie 8:0, 10:2, 12:0, 15:0 oder gar 18:0 sind keine große Ausnahme mehr. Die Grenze, die es früher zwischen den Kreisligen B und C gab, verläuft jetzt innerhalb der B-Liga-Staffeln. Und auch der Kreisliga A hat es nicht wirklich gutgetan. Die Aufsteiger aus den B-Ligen werden häufiger als früher direkt wieder aus der Liga geschossen, teilweise mit weit mehr als 100 Gegentoren pro Saison – in früheren Jahren war dies die absolute Ausnahme.

Doch warum hatte man die Liga überhaupt eingestampft? Der Antrag war seinerzeit von einer deutlichen Mehrheit der Vereinsvertreter auf dem Bezirkstag angenommen worden. Auslöser für den Antrag waren vor allem viele Abmeldungen von Mannschaften aus der C-Liga im Bereich des Altkreises Leonberg. Mit der Abschaffung der C-Liga sollte auch die Reserverunde – quasi eine eigene Liga ohne Auf- und Abstieg – wieder eingeführt werden. Man könne dann bei Personalmangel besser auffüllen und es gebe keine Möglichkeit der Spielmanipulation mehr, weil Spieler sich nicht festspielen können. Allerdings gibt es diese Reserverunde nur innerhalb einzelner Staffeln, wenn mindestens acht Vereine ein Team melden. Die Folge war: Die Reserverunde gab es nur zwei Jahre, und auch da nur im Bereich Vaihingen. Vergangene und laufende Saison kam die Runde nicht mehr zustande. Dafür sind Abmeldungen während der Saison oder auch der Ausschluss von Teams nach dem dritten Nicht-Antritt nach wie vor keine Ausnahme, vergangene Saison waren es zehn Stück.

Die Kritik an der Abschaffung der C-Liga hört man auf den Fußballplätzen im Bezirk immer wieder. Exemplarisch sagt zum Beispiel Vincenzo Arancio, der Trainer des vor der Saison neugegründeten FC Steinheim: „Die Kreisliga C wäre ideal für Mannschaften wie unsere, die neu in den Spielbetrieb einsteigen. Aber auch viele zweite Mannschaften wären dort besser aufgehoben.“ Und auch die Probleme, die zur Abschaffung der C-Liga führten, wären meines Erachtens lösbar. So sind die Strafen für einen Nicht-Antritt beziehungsweise für den Rückzug einer Mannschaft im Vergleich zu manch anderen Sportarten geradezu lächerlich. Natürlich will man die Vereine nicht abschrecken, Mannschaften zu melden. Jedes Team mehr im Spielbetrieb ist eine Bereicherung. Aber nur, wenn es auch regulär am Spielbetrieb teilnimmt. Was ist denn schlimmer: Eine Mannschaft, die aufgrund höherer Strafen im Fall einer Abmeldung gar nicht erst gemeldet wird? Oder ein Team, das mitten in der Saison zurückgezogen oder ausgeschlossen wird und dessen Ergebnisse dann komplett annulliert werden?

Und wenn man speziell in einer Gegend des Bezirks Probleme mit den C-Liga-Staffeln hat, dann kann man doch den Umkreis vergrößern, aus dem Mannschaften in eine Staffel zusammengefasst werden. Die Fußballer haben einen enormen Luxus, dem sich viele von ihnen vermutlich gar nicht bewusst sind: Sie müssen zu ihren Spielen in den unteren Ligen meist nur ein paar Kilometer fahren. Was wäre so schlimm daran, wenn es statt maximal 20 nun vielleicht bis zu 40 Kilometer wären? Ich möchte hier mal das Beispiel aus einer Randsportart nennen: Im Hockey fahren Teams der Altersklasse U8 bereits Strecken von 200 Kilometern und mehr zu einem Spieltag. Dafür muss man im Fußball schon mindestens in der Verbandsliga spielen. Und auch wenn es gegen den Trend ist (derzeit gibt es die C-Liga in Württemberg nur noch in einem von 16 Bezirken), wäre die Wiedereinführung der Kreisliga C im Bezirk Enz-Murr meines Erachtens ein sinnvoller und richtiger Schritt.